Kirche vermietete Wohnung: Mieter richtete Bordell ein

Erzbistum klagt nach vier Jahren auf Räumung. Andere Mieter hatten sich immer wieder massiv beschwert.

Kirche vermietete Wohnung: Mieter richtete Bordell ein
Foto: JM

Düsseldorf. Wer in ein Haus einzieht, das der Kirche gehört, vertraut auf eine seriöse Nachbarschaft. Doch in einer Wohnung an der Rotdornstraße ging es über Jahre wenig moralisch zu. Bereits seit 2009 waren die drei Zimmer von einem „Erotik-Dienstleister“ angemietet worden, der dort ein Bordell betreibt. Nachdem sich im vergangenen Jahr andere Mieter beschwerten, schritt das Erzbistum ein. Vor dem Zivilgericht einigten sich beide Parteien auf einen Vergleich.

Im März hatten sich Hausbewohner an das Erzbistum gewandt und gemeldet, dass sich „rumänische Staatsbürgerinnen“ in der Drei-Zimmer-Wohnung aufhalten, die auffällig viele Herrenbesuche empfangen. Recherchen im Internet ergaben, dass für einen Bordell- und Escort-Service Reklame gemacht wurde. Unter anderem boten in dem Haus, das auch eine Schülerhilfe und eine Arztpraxis beherbergt, Damen wie „Angel“ oder „Sandy“ ihre Dienste an.

Der Mieter hatte zunächst behauptet, er habe „privaten Besuch aus Rumänien“. Falls sich die „Studentin“ in ihrer Freizeit falsch verhalte, habe er darauf keinen Einfluss. Allerdings: Wenn man den Namen im Internet sucht, hätte jeder Vermieter schnell herausfinden können, dass es sich um den Geschäftsführer eines Unternehmens für „Erotik-Dienstleistungen“ handelt.

Wie Michael Kasiske, Sprecher des Erzbistums Köln, erklärte, schaue man sich die Mieter natürlich an: „Allerdings vertrauen wir ihnen auch.“ Eine Namens-Recherche im Internet lehne man ab, das sei ein Eingriff in die Privatsphäre.

Es habe auch lange keine Anhaltspunkte dafür gegeben, dass in der Wohnung Dinge vor sich gehen, die mit den Grundsätzen der Katholischen Kirche nicht zu vereinbaren sind: „Zum Beispiel das Anbieten von sexuellen Dienstleistungen.“ Nachdem sich Mieter beschwert hatten, sei man aber sofort aktiv geworden: „Wir haben aber die normalen gesetzlichen Kündigungsfristen einhalten müssen.“

Vor dem Gericht einigten sich die beiden Parteien auf einen Vergleich. Der Bordell-Besitzer sagte zu, dass er die Wohnung bis zum Monatsende räumen wird. Kurzfristig soll auch noch ein Besichtigungstermin zur Übergabe vereinbart werden.

Der Katholischen Kirche gehören eine ganze Reihe von Immobilien in Düsseldorf. Darüber gebe es aber keine genaue Aufstellung, so der Sprecher des Erzbistums. Wie die WZ berichtete, hat die Kirche in den vergangenen Jahren mehr als 200 Millionen Euro in Luxus-Immobilien an der Königsallee investiert. Abercrombie & Fitch, Giorgio Armani, H&M und Esprit sind die Mieter dieser Geschäftshäuser.

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