Düsseldorf Der Gründgensplatz wird schön

Das große Street-Art-Festival startet am Freitag. Die ersten Künstler arbeiten schon.

Düsseldorf. Lakis Mouratidis hat schulterlange weiße Haare, einen Bart und trägt ein runde Brille. Mit seinen 65 Jahren ist er der älteste Teilnehmer beim Urban-Art-Festival „40 Grad“, das Freitagabend auf dem Gustaf-Gründgens-Platz vor dem Schauspielhaus eröffnet wird. Als er gefragt, wird, ob er seine Kunstwerke in seinem Alter noch illegal anbringt, lächelt er. Er wirkt fit genug, um sich im Notfall aus dem Staub zu machen. Jedoch ist er in seiner Heimat Griechenland eine Berühmtheit, und die können sich nicht verstecken. Mouratidis möchte das Düsseldorfer Festival gern nach Griechenland importieren. Deswegen ist er da. „Und um mitzuarbeiten“, sagt er. Auf den Wänden und Fassaden der jetzt leerstehenden Häuser am Platz, die ausnahmsweise einmal für neun Tage den Sprayern und Malern der Street-Art-Szene zur Verfügung stehen.

Die exponierte Lage mitten in der Stadt ist es, die Graffiti-Künstler Benni reizt. Auf dem Gründgensplatz ist ein riesiges ovales Bodenmuster bereits zu erkennen, dessen Flächen die Künstler bunt ausmalen werden. „Das kommt mir wie ein riesiger Diamant oder ein Kirchenfenster vor“, sagt Benni, der auch mit Klaus Klinger von Farbfieber zusammenarbeitet. Dass die schöne Arbeit spätestens dann verschwinden wird, wenn die geplante Tiefgarage gebaut und der zweite Bauabschnitt des Kö-Bogens verwirklicht wird, macht ihm nichts aus. „Wer es nicht gesehen hat, der hat es eben nicht gesehen.“ So läuft es mit der Kunst im öffentlichen Raum.

Klaus Klinger, der Kinderclub Kiefernstraße und der Verein Düsseldorfer Künstler organisieren das zweite Street-Art-Festival in Düsseldorf. „Etwas im Zentrum machen zu können, ist außergewöhnlich. Hier gibt es ja keine Möglichkeiten mehr für uns. Deswegen sind die Künstler ja vor allem in den Stadtteilen unterwegs.“

Zum Festival trifft jedoch nicht nur die Düsseldorfer Street-Art-Szene und die der Umgebung ein. Auch Künstler aus Spanien, Afghanistan und Argentinien werden spätestens ab Samstag in der Stadt sein.

85 Künstler haben sich angesagt. Klinger hatte ursprünglich gehofft, sie könnten in den leerstehenden Bürohäusern am Gründgensplatz für die Dauer des Festivals unterkommen. Das wurde aus Sicherheitsgründen untersagt. „Jetzt müssen wir sie privat unterbringen“, sagt Klinger. In sein Atelier passten notfalls fünf Feldbetten.

Das 40-Grad-Festival beginnt am Freitagabend um 19 Uhr unter anderem mit der Funk-Sängerin Carmen Brown. Musik gibt es während der gesamten Festivaldauer, verstärkt jedoch am Wochenende und immer live — Hip-Hop, Funk, Soul Singersongwriter und Reggae.

Maylis hilft im Rahmen eines Austauschs für einen Monat im Kinderclub Kiefernstraße aus. Die 19-Jährige kommt aus Toulouse, ist keine Künstlerin, arbeitet an der Platzgestaltung aber trotzdem mit. „Dass eine solche Hommage an Streetart in einer Stadt möglich ist, hätte ich nicht gedacht.“

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