„Identity“: Leben in einem schwierigen Land

„Identity“ zeigt Werke von arabischen Künstlern aus Israel. Das Besondere: Jüdische Kollegen haben sie ausgesucht.

Düsseldorf. Samra Shbat stammt aus einem Dorf in Nordisrael, wo muslimische Frauen noch in den 90er Jahren dafür bestraft werden, dass sie sich gegen männliche Gewalttäter zur Wehr setzen. Als sie die Demütigungen der Nachbarn, den fehlenden Rückhalt der Familie nicht mehr aushält, geht sie nach Haifa. Erst Jahre später kehrt sie zurück und konfrontiert die Familie mit ihrer Geschichte. Viele Worte braucht sie dazu nicht. Sie macht Fotos, zwingt jeden einzelnen Verwandten mit dem Blick in die Kamera zugleich, ihr in die Augen zu schauen. Und es gibt nur einige wenige, die fast störrisch an ihr vorbeigucken.

Samra Shbat ist eine von vier Künstlern, deren Werke ab heute in der Galerie plan.d. in Flingern ausgestellt werden. Meisterschüler der Düsseldorfer Kunstakademie und anderer Hochschulen haben die Galerie vor zwölf Jahren gegründet. Es ist der zweite Teil einer Konzeptschau, die den Titel „Identity“ trägt. Im Herbst vergangenen Jahres haben vier israelische Künstler und Performer sich mit dem Thema auseinandergesetzt, jetzt sind es palästinensische Künstler aus Israel.

Andrea Isa, Mitglied des Kunstvereins plan.d., hatte die Idee zu der Schau. Sie stammt aus dem Sauerland und lebt heute in Düsseldorf. Zehn Jahr hat sie allerdings in Israel zugebracht und dort Kunst studiert. Über den Flingerner Ausstellungsraum sagt sie: „Es hat sich bei uns so entwickelt, dass wir Künstler aus anderen Ländern einladen. Wir haben inzwischen Verbindungen nach Korea, Schweden und Japan. Und jetzt ist Israel an der Reihe.“

Ein schwieriges Land sei Israel. Wer dort lebe, bewege sich stets zwischen den Kulturen, eine spannungsreiche Angelegenheit sei das, meint Isa. „Zwischen den Künstlern jedoch klappt es gut.“ Auch das soll „Identity“ demonstrieren. Die israelischen Künstler hat Isa gebeten, einen palästinensischen Kollegen für den zweiten Part zu empfehlen. Vorgaben wurden keine gemacht.

Neben Samra Shbat sind noch Anisa Ashkar, Manal Mahamid und Abed Abedi mit Werken an der Dorotheenstraße vertreten. Vor allem Anisa Ashkar ist für ihre spektakulären Aktionen in Israel bekannt. Die 32-Jährige nutzt ihr Gesicht und ihren Körper als Leinwand und schreibt täglich Worte und Zeilen in arabischer Schrift darauf. Von ihr sind Zeichnungen und ein Performance-Video zu sehen.

Ashkar ist die radikalste unter den ausgestellten Künstlern. Alle jedoch beschäftigen sich mit dem Moslem-Sein als kultureller Zugehörigkeit. Andrea Isa: „In Israel ist man Moslem, Jude oder Christ. Atheisten gibt es nicht. Auch sie werden in eine der drei Gruppen eingeordnet.“

Leider, bedauert Isa, werde keiner der Künstler zur Ausstellung kommen können. Es fehle das Geld, um Flugtickets und Aufenthalt zu bezahlen.

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