Messe in der Stadthalle: 5000 Menschen auf der Suche nach Zeitarbeit

Die Branche boomt.

Wuppertal. Zeitarbeit boomt in Wuppertal. Waren vor zehn Jahren noch weniger als zwei Prozent der Beschäftigten bei Zeitarbeitsfirmen tätig, lag die Zahl im vergangenen Jahr schon bei 3,4 Prozent. Wobei es angesichts der Wirtschaftskrise allerdings einen starken Einbruch zwischen 2008 und 2009 gab und die Kurve jetzt wieder steil nach oben geht.

„Zeitarbeit ist sehr konjunkturabhängig und ersetzt nicht dauerhaft feste Stellen“, lautet deshalb das Fazit von Martin Klebe, Geschäftsführer der Wuppertaler Agentur für Arbeit, bei der Zeitarbeitsbörse von Arbeitsagentur und Jobcenter in der Stadthalle. Rund 40 Prozent aller Stellen beim Jobcenter stammen jedoch von Zeitarbeitsfirmen. Zehn bis 15 Prozent der Leiharbeiter werden anschließend von den Firmen übernommen — in der Regel ohne Abwerbekosten, wie Ralf Lemle vom Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen hervorhebt: „Wir möchten ein sauberes, anständiges Geschäft ohne Lohndumping.“

Schwarze Schafe der Branche, die nicht nach dem gültigen Tarifvertrag bezahlen, werden immer seltener, stellt auch Guido Grüning vom Deutschen Gewerkschaftsbund erfreut fest.

Die Interessenten in der Stadthalle hingegen haben oft zwiespältige Erfahrungen gemacht: „Ich habe schon bei drei Zeitarbeitsfirmen gearbeitet und wurde sehr schlecht oder gar nicht bezahlt und durfte auch nicht von einem Betrieb übernommen werden“, erzählt der gelernte Gebäudereiniger Matthias Schmitz. Er muss eine vierköpfige Familie ernähren — bei einem Brutto-Stundenlohn von 7,60 Euro ein Ding der Unmöglichkeit. Eine andere Besucherin berichtet von fünf Euro Stundenlohn bei 45 Stunden Wochenarbeitszeit.

Trotzdem wirken die meisten der rund 5000 Menschen bei der Zeitarbeitsbörse hoch motiviert. „Hier kann man einen Weg finden“, sagt Atiye Simsek, die schon als Busfahrerin und Verkäuferin gearbeitet hat. Die besten Chancen haben Facharbeiter, die auch hier dringend gesucht werden. Das Gros der Bewerber hingegen hat keine Ausbildung. So machen Hilfs- und Lagerarbeiter den mit weitem Abstand größten Teil der Zeitarbeiter in Wuppertal aus.

Viele Arbeitslose nutzen die Möglichkeit, ohne Porto und große Wege Bewerbungen bei vielen Firmen abzugeben. 33 Unternehmen präsentieren sich in der Stadthalle. „Ich bin positiv überrascht, wie viele Möglichkeiten es hier gibt“, sagt etwa Oliver Camphausen, der schon mehrere Bewerbungsbögen abgegeben hat.

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