Die Daten-Brille ist in Japan schon Realität

Brother und Google arbeiten an neuer Technik. Noch sind die Geräte nur bedingt alltagstauglich.

Berlin. Sightseeing in Paris. Ein Blick genügt und Informationen über Wetter, die aktuellen Ausstellungen im Louvre und das nächste Restaurant erscheinen im Sehfeld. Ein kurzer Sprachbefehl und direkt vor die Augen wird eine Straßenkarte projiziert, mit Hilfe derer das Finden des nächsten Souvenirshops ein Kinderspiel ist.

All das soll bald mit einer neuen Erfindung möglich sein: Der Internetkonzern Google und der Druckerspezialist Brother arbeiten an der Entwicklung einer Daten-Brille, die Informationen direkt vor dem Auge des Trägers anzeigen kann. Mit einem Unterschied — Brother hat bereits eine Brille auf den Markt gebracht.

Sie heißt „Airscouter“, wiegt 106 Gramm und kostet 200 000 Yen, umgerechnet rund 1877 Euro. Seit Donnerstag ist sie auf dem japanischen Markt. Ob und wann es sie in Europa geben wird, steht noch nicht fest.

Da sie im Vergleich zu einer normalen Brille relativ klobig aussieht und weder wind- noch wasserfest ist, soll sie zunächst nur im industriellen Bereich eingesetzt werden. Mit der Brille auf der Nase sollen Arbeiter in der Montage oder Produktion Arbeitsanweisungen direkt vor ihrem Auge sehen können, ohne die Hände benutzen zu müssen. Vorstellen kann sich Brother jedoch auch, zu einem späteren Zeitpunkt eine Brille für Privatpersonen zu entwickeln.

Mit der Produktion des „Air-scouter“ sieht sich das Unternehmen schon einen ganzen Schritt weiter als Google. Der Internetkonzern hatte Anfang April sein „Project Glass“ vorgestellt.

Hauptaugenmerk liegt auf der Entwicklung einer Daten-Brille, die alle wesentlichen Aufgaben erfüllt, die jetzt ein Smartphone leistet — so zum Beispiel die Kommunikation mit Freunden, das Navigieren oder das Fotografieren. „Niemand weiß, ob Google diese Brille jemals herstellen wird“, zeigt sich Brother-Manager Richard Thomas skeptisch.

In der Tat macht Google bislang keine Angaben dazu, wann die Brille marktreif sein könnte. In US-Medienberichten ist die Rede von einem Jahr, Wissenschaftler glauben jedoch, dass bis zur Einführung noch mindestens zwei Jahre ins Land gehen könnten.

Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar hat sich bereits kritisch hinsichtlich der neuen Technik geäußert. „Durch eine solche Brille würde der Datenschutz noch einmal erheblich gefährdet“, sagte er und riet den Entwicklern, den Datenschutzaspekt möglichst frühzeitig zu berücksichtigen.

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