Kälteschock fürs Kfz - Frostschäden am Auto vorbeugen

Klettwitz (dpa/tmn) - Wenn das Thermometer unter null fällt, droht nicht nur das Waschwasser einzufrieren. Auch anderen Flüssigkeiten und Fahrzeugteilen setzt der Frost zu. Experten raten daher, rechtzeitig vorzubeugen und den Wagen gegen Minusgrade zu wappnen.

Diese Situation hat fast jeder Autofahrer schon einmal erlebt: Die Scheibenwaschanlage quittiert den Dienst. Diagnose: eingefroren. Denn alle wasserhaltigen Betriebsflüssigkeiten im Auto sind besonders gefährdet, sobald das Thermometer unter null fällt. Hierzu zählt neben dem Waschwasser vor allem die Kühlflüssigkeit.

„Das Waschwasser sollte rechtzeitig der Frostperiode angepasst werden“, sagt Maik Jeschor vom Dekra Test Center in Klettwitz. „Als Orientierung gilt: 20 Prozent Frostschutzmittel reichen bis minus 10 Grad.“ Wichtig sei, Frostschutz und Wasser vor dem Einfüllen zu mischen, ansonsten könne zuvor eingefülltes Wasser im Schlauchsystem gefrieren.

Ist das Waschwasser erst einmal eingefroren, helfen nur wärmere Temperaturen. Die Spritzdüsen mit einem Fön abzutauen, davon rät Werner Steber vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) ab. „Wer das macht, riskiert durch die hohen Temperaturunterschiede einen Riss in der Windschutzscheibe.“ Besser sei es, einen warmen Lappen auf die Düsen zu legen.

Geplatzte Kühler gibt es heute kaum noch. Denn die werkseitig eingefüllte Kühlerflüssigkeit, ein Gemisch aus Wasser und einem Kühlmittelzusatz auf Glycolbasis, ist auf Ganzjahresbetrieb ausgelegt. Sie bietet immer einen gewissen Frostschutz. Dennoch sollte vor dem Winter festgestellt werden, wie weit dieser Schutz noch besteht. Kfz-Werkstätten oder Tankstellen können das mit einem Testgerät überprüfen.

Weitgehend unempfindlich gegen Frost ist das Bremssystem. „Bremsflüssigkeit ist für Temperaturen bis minus 40 Grad ausgelegt, die Viskosität leidet nicht unter der Kälte“, gibt Jeschor Entwarnung. Probleme könnten aber auftreten, wenn die Bremsflüssigkeit überaltert ist. Dann könne sich Wasser an der Bremsanlage ablagern und gefrieren. Schlimmstenfalls fallen dann die Bremsen aus. Der regelmäßige Austausch der Bremsflüssigkeit alle zwei Jahre sei daher empfehlenswert.

Bremsscheiben und -belege stört das kalte Wetter dagegen nicht. „Die Bremse ist sehr schnell auf Betriebstemperatur“, weiß Steber. Dadurch würde Eis sofort abtauen, falls es überhaupt entsteht. Hat ein Wagen viel Matsch und Schnee abbekommen und stand die Nacht über draußen, könne es aber hilfreich sein, nach den ersten Metern ganz leicht die Bremse zu betätigen. „Spätestens dann ist alles runter und die Bremse warm.“ Ein verzögertes Bremsverhalten sei nicht zu befürchten.

Beim Kraftstoff gibt es bei klirrender Kälte Unterschiede: Wer Benzin tankt, für den ändert sich im Winter nichts. Bei Diesel hingegen stellen die Mineralölkonzerne ab Oktober auf speziellen Winterdiesel um. „Bei Sommerdiesel kann es bei niedrigen Temperaturen zum Ausflocken von Paraffinen kommen, die sich anschließend im Filter festsetzen und ihn verstopfen“, sagt Jeschor. Auch die Fließeigenschaft des Diesels wird schlechter. „Es ist daher ratsam, zu Beginn der kalten Jahreszeit einmal den Wagen richtig leer zu fahren, bevor Winterdiesel getankt wird“, empfiehlt Christoph Nippold vom Institut für Fahrzeugtechnik der Technischen Uni Braunschweig.

Der Winterdiesel soll Autofahrer bis minus 20 Grad schützen. Diese Untergrenze halten Automobilclubs wie der ADAC für nicht mehr zeitgemäß. Angesichts sehr strenger Winter solle die Industrie sich dauerhaft auf niedrigere Temperaturen einstellen und Neufahrzeuge vom Werk aus beispielsweise mit Dieselfilterheizungen ausstatten, so eine Forderung. Die würden ein Verkleben des Filters verhindern können.

Bei den Motorölen hingegen wird nicht mehr zwischen Sommer und Winter unterschieden. Moderne Mehrbereichsmotoröle sind für alle Temperaturen geeignet. Da Öl bei niedrigen Temperaturen jedoch dickflüssiger ist, raten Fachleute zu einer gemäßigten Fahrweise, solange der Motor noch nicht seine Betriebstemperatur erreicht hat. „Das Öl in den Stoßdämpfern und auch im Getriebe verändert seine Viskosität. Das merkt man auch beim Schalten“, sagt Nippold. Auch sorgen Kälte und Frost anfangs für ein etwas härteres Fahrverhalten.

Letztlich besteht überall Frostgefahr wo Wasser hinkommen kann. Das gilt für Türgummis und Türschlösser zum Beispiel. Zwar werden die meisten Fahrzeuge über eine Zentralverriegelung geöffnet, fällt die jedoch aus, muss der gute alte Schlüssel ran. Ärgerlich ist dann, wenn der Türschlossenteiser im Handschuhfach liegt. Zu den Sorgenkindern zählen auch die Scheibenwischer. Wer ein Festfrieren an der Scheibe verhindern will, sollte die Wischer einfach umdrehen oder eine Schutzfolie zwischen Wischer und Windschutzscheibe klemmen.

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