Aston Martin Vanquish: Ein Hauch von Bond

Berlin (dpa-infocom) - Aston Martin kennen viele nur aus dem Kino. Schon als James Bond 1964 in „Goldfinger“ über die Leinwand jagte, saß der berühmteste Geheimagent der Welt an seinem Steuer. Nun legen die Briten mit dem Vanquish ein neues Flaggschiff auf.

James Bond hat in seinen inzwischen fünfzig „Dienstjahren“ fast jedes Auto gefahren, das schnell und exklusiv ist. Doch immer wieder ist er zur britischen Sportwagenmarke Aston Martin zurückgekehrt. In seinem aktuellen Film „Skyfall“ fährt Agent 007 wieder jenen silbernen DB5, mit dem 1964 alles begonnen hatte. Das ist allerdings nur die zweitbeste Wahl. Denn die Briten haben ein neues Flaggschiff aufgelegt und bringen nach fünf Jahren Pause den Vanquish zurück. Während Bond-Darsteller Daniel Craig im Kino nach hinten schaut, können sich Amateur-Agenten im echten Leben damit ein bisschen wie Bond fühlen - wenn ihnen dieses Vergnügen den Gegenwert einer Eigentumswohnung wert ist.

Gasfuß entscheidet zwischen Grollen und Grummeln

Der Aston Martin Vanquish ist ein dynamisch gezeichnetes Coupé mit 4,72 Metern Länge, dessen Aluminiumstruktur komplett mit Karbon verkleidet ist. Das senkt nicht nur das Gewicht, sondern ermöglicht einen weitgehend fugenfreien, perfekt modellierten Karosseriekörper. Er steht fast wie eine Skulptur auf der Straße, wirkt muskulös und gestreckt. Und vor allem sieht er schon im Stand ungeheuer schnell aus.

Dass dies kein leeres Versprechen bleibt, ist ein Verdienst des 6,0 Liter großen V12-Motors, der mit fulminantem Grollen startet und dann erst einmal ganz leise säuselt. So einfach und entspannt wie in einem Mini kann man mit dem Vanquish über die Straßen rollen, wenn man die nötige sittliche Reife an den Tag legt. Doch wehe, man senkt den Gasfuß ein bisschen weiter und drückt dann auch noch die beiden Sporttasten für Antrieb und Fahrwerk, die rot auf dem Lenkrad leuchten.

Eben Luxusliner, jetzt Leistungssportler

Dann ist es, als breche unter der Haube die Hölle auf. Der auf 14,4 Liter gedrückte Normverbrauch (CO2-Ausstoß: 335 g/km) rauscht davon, der Luxusliner wird zum Leistungssportler: 421 kW/573 PS und 620 Newtonmeter Drehmoment treiben den Traumwagen aller Bond-Fans rasend schnell voran. In 4,1 Sekunden sprintet der Vanquish auf Tempo 100 und kratzt bei Vollgas knapp an der 300-km/h-Marke.

Weil der Aston Martin trotz seines gewaltigen Motors nur 1,7 Tonnen wiegt und eine nahezu perfekt ausgeglichene Gewichtsverteilung hat, weil er kompromisslos gefedert und extrem scharf und präzise zu lenken ist, lässt er sich souverän in der Spur halten. Durch Kurven treibt er wie im Kino: schnell, riskant - aber mit Happy End.

Held mit Ecken und Kanten

Das Fahrverhalten ist faszinierend, der Klang betörend und das Design zum Niederknien schön. Doch im Innenraum holen die Briten ihre Kunden unfreiwillig auf den Boden der Tatsachen zurück. Denn die etwas geräumigere aber noch immer sehr enge Kabine ist lange nicht so vornehm, wie man das in dieser Preisklasse erwarten möchte - trotz einer opulenten Ausstattung mit Lack, Leder, Karbon, Aluminium und einem Soundsystem von Bang & Olufsen.

Das samtweiche Leder ist zumindest bei den Autos der ersten Serie teils schlecht vernäht. Die Lenkstockhebel aus einem billigen Kleinwagen wollen so gar nicht zum gläsernen Zündschlüssel und den vom iPhone inspirierten Sensortasten passen. Und nur weil Firmenchef Ulrich Bez sich nicht von der Technik bevormunden lassen möchte, muss man den Kunden moderne Assistenzsysteme wie eine Abstandsregelung nicht vorenthalten. Doch perfekte Sportwagen sollen andere bauen. Genau wie Stammkunde James Bond steht auch Aston Martin zu seinen Ecken und Kanten und ist trotzdem überzeugt, dass der neue Vanquish das Beste ist, was das Vereinigte Königreich den Schnellfahrern zu bieten hat.

Fazit: Ein teurer Traum

Damit nimmt Aston Martin den Mund womöglich nicht einmal zu voll. Denn von den Patzern beim Interieur abgesehen, gibt es kaum etwas, das sich an diesem Auto optimieren ließe. Dass Bond trotzdem noch seinen Oldtimer fährt, hat womöglich einen ganz anderen Grund: den stattlichen Preis von 249 995 Euro. In Zeiten wie diesen muss eben selbst das Empire den Gürtel enger schnallen.

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