Bio-Sprit E10 - Warum viele Verbraucher zögern

Berlin (dpa) - Mit einem eindringlichen Appell an die Autofahrer hat die Mineralölwirtschaft zum Umstieg auf das neue Bio-Super E10 aufgerufen. Die meisten Autofahrer meiden den neuen Sprit bislang. Warum eigentlich?

Berlin (dpa) - Mit einem eindringlichen Appell an die Autofahrer hat die Mineralölwirtschaft zum Umstieg auf das neue Bio-Super E10 aufgerufen. Die meisten Autofahrer meiden den neuen Sprit bislang. Warum eigentlich?

Seit Jahresbeginn können sich die Kunden für den Bio-Sprit E10 entscheiden, viele Fahrer zögern jedoch und lassen die neue Benzinsorte bisher zum Ladenhüter werden. An den Tankstellen sorgt das für massive Engpässe bei den alternativen Sorten wie Super Plus mit 98 Oktan.

„Wir haben wirklich große Probleme“, räumte Klaus Picard, der Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes, am Mittwoch (2. März) in Berlin ein und rief die Autofahrer auf, das neue Bio-Super E10 zu tanken.

Doch warum verweigern sich die deutschen Autofahrer so hartnäckig dem neuen Bio-Sprit? Neben der Gewohnheit dürfte dies vor allem folgende Gründe haben:

Verträglichkeit: Dem „Bio-Super“ sind bis zu zehn Prozent Bioethanol beigemischt, das aus Rüben, Mais oder Weizen gewonnen wird. Gut neun von zehn Pkw (93 Prozent) können zwar mit E10 betankt werden, bei Fahrzeugen deutscher Hersteller sind es nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) sogar 99 Prozent. Rund drei Millionen Pkw vertragen den neuen Bio-Kraftstoff jedoch nicht. Bei einigen Modellen können durch den höheren Ethanol-Anteil Motorteile korrodieren und -dichtungen zerfressen werden. Aus Angst vor solchen Schäden sind viele Kunden verunsichert.

Preis: Für Halter jener Pkw, die den neuen Sprit nicht verwenden sollten, wird es erst einmal teurer. Denn die Mineralölunternehmen wollen aus Kapazitätsgründen das bisherige Superbenzin mit fünf Prozent Ethanol (E5) und 95 Oktan vom Markt nehmen. Die betroffenen Kunden müssten dann auf das teurere Benzin mit 98 Oktan ausweichen. Bei den alternativen Sorten gibt es schon Engpässe. Doch auch neue E10-Kunden können nicht unbedingt sicher sein, dass der Bio-Kraftstoff dauerhaft günstig bleibt. Denn E10 ist in der Produktion eigentlich teurer als der alte Kraftstoff.

Weniger Energie: Ein weiterer Grund für die Zurückhaltung dürfte sein, dass man mit Biobenzin wegen des höheren Ethanolanteils mehr Treibstoff für dieselbe Strecke benötigt. Experten gehen von einem Mehrverbrauch von bis zu drei Prozent aus.

Nutzen für die Umwelt: Ob E10 tatsächlich umweltverträglicher ist, wird kontrovers diskutiert. Naturschutzverbände sprechen von einer Mogelpackung. Denn für die Ethanolproduktion seien zusätzliche Ackerflächen nötig, was sogar höhere Kohlenstoffdioxid-Emissionen anfallen lassen könnte. Aus Umweltsicht sei „Agrosprit“ nicht besser als herkömmliches Benzin.

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