Das können Sie knicken - Falt-Pedelecs machen Pendler mobil

Berlin/Göttingen (dpa/tmn) - Zu faul, zum Bahnhof zu strampeln, um zur Arbeit zu kommen? Oder ist der Weg ein paar Kilometer zu weit fürs Fahrrad? Dann könnte ein Falt-Pedelec die Lösung sein. Es bietet die Vorzüge eines Elektrorads und lässt sich bequem im Zug mitnehmen.

Der Pedelec-Trend macht vor keiner Fahrradgattung halt. Selbst Falträder sind mittlerweile mit elektrischem Zusatzantrieb erhältlich. Sie lassen sich trotz der Motorisierung auf ein handliches Maß zusammenklappen und dürfen wie konventionelle Falträder sogar im ICE mitfahren, wo die Fahrradmitnahme ansonsten tabu ist. Weiterer Vorteil: Auch in anderen Zügen brauchen Faltradfahrer meist kein Zusatzticket fürs Velo. Das alles eröffnet Berufspendlern oder Bahnurlaubern neue Perspektiven.

Fünf Kilometer pro Weg - mehr wollen radelwillige Pendler im Schnitt nicht in die Pedale treten. Umfragen und Analysen hätten das gezeigt, sagt Wasilis von Rauch vom ökologisch ausgerichteten Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Berlin. Und wenn Bahnhof oder Arbeitsplatz nun doch weiter weg sind und es dort obendrein keine sichere Abstellmöglichkeit gibt? „Dann könnte ein faltbares Pedelec die Lösung sein“, sagt der VCD-Experte. „Damit können Sie locker auch zehn Kilometer oder mehr zurücklegen, ohne außer Atem zu geraten.“

Angekommen, lässt sich das kleine E-Rad mit wenigen Handgriffen auf die Größe eines Koffers bringen, wobei die Falttechnik je nach Modell variieren kann. Wie bei Falträdern ohne E-Motor lassen sich einige Modelle zusammengeklappt noch schieben. Eine Einschränkung für reisende Radler gibt es: Fliegen mit Pedelec im Gepäck ist generell nicht möglich. „Die Batterie gilt als Gefahrgut, daher dürfen Pedelecs nicht an Bord von Passagiermaschinen - das ist weltweit Standard“, sagt Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty.

Falt-Pedelecs sind aber nicht nur eine Überlegung wert, um Radfahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu kombinieren. „Einige Menschen würden gerne die Vorzüge eines Pedelecs genießen, haben aber zu Hause keinen Platz, um ein konventionelles E-Rad vor Witterung und Dieben geschützt abzustellen“, sagt Gunnar Fehlau vom Pressedienst Fahrrad (pd-f) in Göttingen. „Ein faltbares Modell können sie durchs Treppenhaus tragen und in der Wohnung verstauen.“

Jedoch braucht man dazu schon starke Arme. „Beim Gewicht müssen Kunden kompromissbereit sein, denn Falt-Pedelecs wiegen im Schnitt etwa sieben Kilogramm mehr als Modelle ohne Motor“, gibt VCD-Mitarbeiter von Rauch zu bedenken. Die meisten Exemplare in der VCD-Datenbank bringen zwischen 20 und 23 Kilogramm auf die Waage.

Die Auswahl an Falt-Pedelecs ist bereits recht groß und wird nach Einschätzung des Experten noch weiter wachsen. Allein in der E-Rad-Datenbank des VCD sind rund 30 Modelle von einem guten Dutzend Marken in einer Preisspanne zwischen 1000 und 2600 Euro gelistet. Bekannte Fahrradhersteller mit Falt-Pedelecs im Programm sind Falter, Flyer, Hercules, Riese und Müller oder Winora. In der Regel bieten sie 20-Zoll-Modelle an, seltener sind 18-Zoll-Räder.

Die Antriebstechnik der Faltvarianten sei in der Regel die gleiche wie bei Pedelecs mit starrem Rahmen, sagt von Rauch. Der Motor steckt je nach Modell in der Nabe von Vorder- oder Hinterrad, seltener ist er an der Tretkurbel angebaut. Der E-Antrieb schaltet sich dazu, wenn der Fahrer in die Pedale tritt, und wieder aus, sobald er sich rollen lässt oder schneller als 25 km/h fahren will.

Um Gewicht und Preis der Falt-Pedelecs nicht unnötig in die Höhe zu treiben, verwenden die Hersteller für diese Räder laut von Rauch recht kleine Antriebsbatterien: „Das geht natürlich zulasten der Reichweite.“ Die hänge aber noch von anderen Faktoren ab, zum Beispiel vom Fahrergewicht, von der eingestellten Intensität der elektrischen Tretunterstützung und der Qualität des Akkus. „Aber zwischen 20 und 50 Kilometer müssten bei jedem Modell mindestens drin sein, bevor die Batterie wieder aufgeladen werden muss.“

Falt-Pedelecs sollten - wie alle anderen Fahrräder mit und ohne Motor auch - möglichst keine Discount-Ware sein, betont von Rauch. Vom Blindkauf im Internet rät er ab: „Da ist die Gefahr, eine Enttäuschung zu erleben, ziemlich groß.“ Probefahren gehöre zum Pflichtprogramm: „Denn bei den kompakten E-Rädern mit langer Lenkstange und kleinen Laufrädern ist das Fahrgefühl sehr speziell.“

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