Die Alternative wird alltäglich: Hybridautos in allen Klassen

Berlin (dpa/tmn) - Der Hybridantrieb verliert seinen Exotenstatus: 15 Jahre nach dem Debüt des Vorreiters Toyota Prius sind Autos mit der Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor im Alltag angekommen.

Die Auswahl ist so groß wie nie.

12 622 Zulassungen und ein Marktanteil von nicht einmal einem halben Prozent - ein Massenphänomen sieht anders aus. Doch die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes in Flensburg zum Verkauf von Hybridfahrzeugen in Deutschland im Jahr 2011 bilden den Trend nicht ab, den andere Experten wahrnehmen.

So beobachtet etwa Gerd Lottsiepen vom umweltorientierten Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Berlin: „Hybridautos verlieren ihren Exotenstatus.“ Weltweit liegen die Verkäufe mittlerweile im Millionenbereich, und Hybridautos fahren viele Auszeichnungen ein. In der VCD-Umweltliste stehen sie stets ganz oben, und der ADAC bestätigt mittlerweile die Zuverlässigkeit der entsprechenden Technologie. Die zarte Blüte eines Siegeszuges führt Lottsiepen auch auf das wachsende Angebot an Hybridmodellen zurück. Allein in den nächsten Monaten kommen ein halbes Dutzend weitere Fahrzeuge hinzu.

Die wichtigste Neuheit ist für den VCD-Experten der Toyota Yaris Hybrid. Er ist nach Prius und Auris schon das dritte Modell, bei dem die Japaner Benziner und E-Motor zusammenspannen. Und der Yaris ist der erste Kleinwagen mit dieser Technik. Durch sie sinkt nicht nur der Verbrauch des 74 kW/100 PS starken Modells auf 3,5 Liter (CO2-Ausstoß: 79 g/km). Laut Toyota ist das Auto damit der „sparsamste Pkw mit Verbrenner auf dem deutschen Markt“. Und der Yaris Hybrid wird auch zum günstigsten seiner Art: Den Einstiegspreis zur Markteinführung im Juni geben die Japaner mit 16 950 Euro an.

Während Toyota das Angebot nach unten ausbaut, gehen die deutschen Hersteller erst einmal in die Breite. BMW stellt dem nur elektrisch unterstützen 7er - er kann nie rein elektrisch fahren - in diesem Sommer zu Preisen ab 62 900 Euro einen Hybrid-5er zur Seite, der tatsächlich vier Kilometer im Batteriebetrieb fahren kann. Seinen Hybridantrieb mit einem drei Liter großen Sechszylinder mit 205 kW/306 PS und einem E-Motor von 40 kW/55 PS wollen die Bayern bald auch in den 3er bringen, so Entwicklungsvorstand Klaus Draeger.

Auch Audi fächert sein Angebot auf. Mit dem Geländewagen Q5 begannen die Ingolstädter die Hybridisierung. Danach wurde das zusammen 180 kW/245 PS starke Doppel aus Vierzylinder-Benziner und E-Maschine auch in den A6 eingebaut, und nun soll es dem Flaggschiff A8 das Sparen beibringen. Immerhin ist der Luxusliner auf dem Prüfstand mit 6,8 Litern zufrieden (CO2-Ausstoß: 140 g/km).

Bei anderen Schwestern im Volkswagenkonzern ist das Thema ebenfalls längst an der Tagesordnung: Porsche bietet den Hybridantrieb in Panamera und Cayenne an, und bei VW befördert die Technik das SUV Touareg. Sind diese Fahrzeuge noch recht elitär, wollen die Niedersachsen nun günstigere Hybridautos anbieten, um eine größere Kundenschicht zu erreichen. Dabei setzen sie zunächst auf den Jetta Hybrid, der in Amerika noch in diesem Herbst und in Deutschland wohl Anfang 2013 in den Handel kommt. Er leistet 130 kW/177 PS und verbraucht im US-Zyklus 5,23 Liter (CO2-Ausstoß: 125 g/km). Mit dem EU-Zyklus ist dies jedoch nicht ganz vergleichbar. Der Jetta Hybrid dürfte weit weniger als die Hälfte von 75 500 Euro kosten. Soviel fällt derzeit für einen Touareg Hybrid an.

Neben den deutschen Herstellern setzen auch die Franzosen auf Hybrid: Zumindest die im PSA-Konzern vereinten Marken Peugeot und Citroën haben mittlerweile drei Modelle mit elektrischem Hilfsmotor am Start. Im Citroën DS4 und den Peugeot-Modellen 3008 und 508 RXH gehen sie allerdings gleich zwei neue Wege: Zum einen montieren sie den E-Motor isoliert an der Hinterachse. Und zum anderen kommt als Verbrenner nicht ein Benziner, sondern ein Diesel zum Einsatz.

„So bringen wir die beiden sparsamsten Technologien zusammen und maximieren die Effizienz“, sagt Peugeot-Pressesprecher Bernhard Voß. Der neue Geländekombi 508 RXH, obwohl 147 kW/200 PS stark und bis zu 213 km/h schnell, verbraucht auf dem Prüfstand nur 4,1 Liter (CO2: 107 g/km). Das sind knapp zwei Liter weniger als beim konventionellen 508 SW. Das Konzept Dieselhybrid verfolgt auch Mercedes: Für den Sommer bereitet die Marke den Start des E 300 Bluetec Hybrid vor. Der erste Wagen mit dieser Technologie aus Deutschland verbraucht im Mittel 4,2 Liter (CO2: 109 g/km) - ebenfalls ein beachtlicher Wert.

Mehr Modelle von mehr Marken und das für zum Teil deutlich reduzierte Preise - für VCD-Sprecher Lottsiepen beginnt damit endgültig der Durchbruch der Hybridtechnologie: „Die Hybridisierung ist nicht aufzuhalten.“ Weil Kunden von VW und Co. sehr markentreu seien, könne es nur helfen, wenn die deutschen Hersteller allmählich Hybridautos ins Angebot aufnähmen. Für 2020 und die Folgejahre prognostiziert Lottsiepen, dass „beinahe alle“ Pkw als Hybrid fahren werden: „Diese Technologie hilft, ambitionierte CO2- und Verbrauchsgrenzwerte einzuhalten, Kosten zu sparen und Ressourcen zu schonen.“

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