Fahrräder der Autohersteller: Gut, aber nicht günstig

Berlin (dpa/tmn) - Vom Klapprad bis zum Mountainbike: Etliche Autohersteller bieten unter ihrem Namen Fahrräder an. Eigenproduktionen sind diese Modelle fast nie, sie sollen aber die Automarke repräsentieren.

Dafür wird schon mal auf Beleuchtung oder Schutzbleche verzichtet.

Damenräder mit dickem Gepäckträger und langen Schutzblechen findet man selten unter den Fahrrädern der Automarken. Statt farbloser Alltagsräder stehen in den Marken-Shops von BMW, Porsche oder Mercedes in der Regel recht hochpreisige Designstücke.

„Sie müssen das Corporate Design des Autoherstellers einhalten, sie tragen immer die Handschrift der Marke“, sagt Gunnar Fehlau vom Pressedienst Fahrrad (pd-f). Und das kostet: „Man wird immer ein Marketing-Budget mitbezahlen müssen.“ Die Aufpreise für Markenschriftzüge auf dem Rahmen sind die eine Seite der Medaille, doch in der Regel wird auch gute Qualität ausgeliefert. Fast ausnahmslos lassen die Automarken Komponenten namhafter Hersteller verbauen, weiß Fehlau. Allerdings fehlen oft Komponenten, die an ein verkehrssicheres Rad gehören, etwa Leuchten oder Speichenreflektoren, und auch Nützliches wie Schutzbleche.

Dazu passt das Kleingedruckte auf der Porsche-Website: „Das Porsche Bike RS ist aufgrund seiner Ausstattung nicht für den Einsatz auf öffentlichen Straßen zugelassen. Vor einer Nutzung auf öffentlichen Straßen müssen die hierfür vorgeschriebenen Einrichtungen angebracht werden.“ Für 5900 Euro erhält der Kunde ein schick abgespecktes 29-Zoll-Rennrad mit Carbon-Rahmen und Shimano XTR 20-Gang-Kettenschaltung, das nur neun Kilogramm wiegt. Das rund drei Kilo schwerere Äquivalent mit 11-Gang-Nabe kostet 3300 Euro.

Weniger öffentlich machen die Fahrradanbieter unter den Autoherstellern, dass die Velos in der Regel von Drittfirmen gebaut werden, wie Fehlau weiß: „Meistens geben sie die Aufträge an Partner. Man kauft was Gutes ein und nimmt dann soviel Einfluss wie möglich.“

Maserati macht aus der Herkunft seiner Räder keinen Hehl - schließlich kooperiert die italienische Sportwagenmarke mit der namhaften Fahrradmanufaktur Montante Cicli. „Wir sind ein Autohersteller und kein Fahrradhersteller“, betont Markensprecher Thomas Kern. Zwei maßgefertigte Modelle bietet Maserati zurzeit an: das Turismo für 3273 Euro und das Veloce für 7140 Euro.

Bei Mercedes müssen Kunden nicht ganz so tief in die Tasche greifen. Das günstigste Velo für Erwachsene aus Stuttgart kostet 1199 Euro. Dabei handelt es sich um ein Fitnessrad mit Aluminium-Rahmen, hydraulischer Bremse und Shimano SRAM X.5 27-Gang-Schaltung. Teuerstes Benz-Bike ist ein Mountainbike für 3299 Euro.

Das mit 869 Euro günstigste BMW-Fahrrad ist ein Cruise Bike mit Cantilever-Bremsen und Shimano Alivio 24-Gang-Kettenschaltung, das kostspieligste das Mountainbike Enduro mit stufenlos verstellbarer Federung für 2899 Euro, so das Angebot im Online-Shop. BMW-Tochter Mini hat ein Klapprad für 499 Euro ins Programm genommen. Und VW bietet in seinem Online-Zubehör-Shop Trekking- und Mountainbikes.

Fahrräder mit elektrischem Hilfsantrieb gibt es bei den Autoherstellern ebenfalls zu kaufen. Ein neues Modell bringt Smart in Kürze in den Handel: Der Motor des 2849 Euro teuren Smart ebike startet, sobald der Fahrer in die Pedale tritt, und unterstützt diesen bei Geschwindigkeiten bis 25 km/h. Außerdem gewinnt er zum Beispiel beim Bremsen Energie zurück. Der Akku soll Strom für gut 100 Kilometer liefern, bevor er an einer Steckdose geladen werden muss.

Nur eine Studie ist dagegen das RAD e von Opel. Zum 150-jährigen Firmenbestehen stellten die Rüsselsheimer das Pedelec auf dem diesjährigen Autosalon in Genf vor. Ob das Schaustück jemals in Serie geht, ist Opel-Sprecher Manfred Daun zufolge noch ungewiss. Ford stellte bereits im Herbst 2011 auf der IAA in Frankfurt einen Entwurf für ein Pedelec vor. Dieses als E-Bike Concept bezeichnete Rad wurde vorrangig zur Illustration des technisch Machbaren gebaut.

Viel Geld machen die Automarken mit ihren zweirädrigen Produkten nicht, liegen die Absatzzahlen doch weit unter denen der Autos. „Das Fahrrad ist dort nur ein reines Accessoire, ein Merchandising-Produkt“, sagt Fehlau. Die Ausnahme bildet Peugeot: Seit jeher gibt es auch Zweiräder mit dem Markenschriftzug der Franzosen. Und Opel war früher einmal mehr für Fahrräder als für Autos bekannt: Noch bis 1937 produzierten die Rüsselsheimer Velos, wenngleich sie sich laut Daun ab 1911 vornehmlich auf Autos konzentrierten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort