Günstiger geht immer - Tipps für den Neuwagenkauf

München/Bonn (dpa/tmn) - Der europäische Automarkt ist auf Talfahrt, die Absatzzahlen der Hersteller bröckeln. Für Neuwagenkäufer sind das gute Nachrichten, denn die Chancen auf hohe Preisnachlässe stehen gut.

Bei der Schnäppchenjagd lauern allerdings auch Fallen.

Ein geübtes Pokergesicht und ein Bündel Bargeld in der Tasche: Wer glaubt, das sei noch immer der einzig wahre Weg zum günstigen Neuwagen, kann sich irren. Barzahler mit Verhandlungsgeschick hätten zwar nach wie vor sehr gute Karten für hohe Rabatte beim Händler, sagt Jürgen Grieving vom ADAC. „Sogenannte Null-Prozent-Finanzierungs- oder auch Leasingangebote können aber heutzutage durchaus eine lohnenswerte Alternative sein.“

Die Preisstrategen Rainer Meckes und Martin Gehring von der Beraterfirma Simon-Kucher & Partners in Bonn sagen ebenfalls, dass Bares nicht mehr zwangsläufig das Wahre ist. „Die individuelle Prämiensteuerung der Hersteller kann durchaus bedeuten, dass ein subventioniertes Leasingsystem selbst den höchsten Cash-Rabatt übertrumpft“, erklärt Gehring. Das ist etwa der Fall, wenn die Autobauer über gezielte Sonderkonditionen ihrer Autobank das Dauermieten der Wagen oder den Ratenkauf attraktiver machen für Kunden, die ein Fahrzeug nicht auf einen Schlag bezahlen wollen oder können.

Mit Blick auf verlockend günstige Leasingkonditionen für Neuwagen gibt Grieving jedoch zu bedenken, dass Kunden am Ende der Vertragslaufzeit nicht Eigentümer des Autos werden - und obendrein in eine Kostenfalle tappen können. „Bei der Rückgabe sind Leasingnehmer für den Zustand des Fahrzeugs verantwortlich. Wenn ein Fahrzeug aus Sicht des Händlers übermäßig abgenutzt ist oder die vertraglich begrenzte Laufleistung überschritten wurde, können hohe Nachzahlungen anfallen“, erklärt er.

Verbraucher sollten Finanzierungs- und Leasingangebote genau prüfen, statt irgendetwas voreilig zu unterschreiben, rät Grieving. „Man darf sich nicht von niedrigen Monatsraten blenden lassen, sondern muss das Gesamtpaket betrachten: Wie hoch ist die Anzahlung? Ist das Kilometerlimit realistisch? Und wie teuer wird es, wenn plötzlich kein Geld mehr für die Raten da sein sollte und ein Leasingvertrag vorzeitig gekündigt werden muss?“

Wer einen Neuwagen doch lieber kaufen und um den Preis feilschen will, hat derzeit gute Gelegenheit dazu. „Handeln lohnt sich im Moment besonders, denn konjunkturelle Absatzprobleme haben natürlich ihren Einfluss“, sagt Rainer Meckes. „Als Faustregel gelten beim Neuwagenkauf drei Zeitpunkte als günstig: Flaute auf dem Markt, vor dem Facelift eines Modells und natürlich das Auslaufen eines Fahrzeugs, wenn schon der Nachfolger in den Startlöchern steht.“

Grieving rät, bei der Preisrecherche fürs Wunschauto nicht nur den Händler am Ort zu fragen, sondern auch Zeitungsannoncen und Internetangebote zu prüfen. Wer in Verhandlungen einsteigt, sollte nicht nur den Fahrzeugpreis im Blick haben, sondern auch indirekte Rabatte abklopfen. Das können beispielsweise Serviceleistungen wie eine Inspektion oder auch ein Satz Winterreifen sein.

Autokäufer, die einfach nur einen unschlagbar günstigen Neuwagen suchen und nicht auf ein bestimmtes Fabrikat fixiert sind, warnt Grieving davor, blauäugig zuzuschlagen, nur weil ihnen ein Preis gefällt. „Hohe Rabatte sind nicht alles. Bei Schnäppchen-Modellen sollten Verbraucher unbedingt recherchieren, wie zuverlässig, sicher und wertstabil der Wagen ist.“

Mit null Kilometern auf dem Tacho faktisch neu, aber rechtlich keine Neuwagen sind Autos mit Tageszulassung, die oft sehr günstig zu haben sind. Diese Fahrzeuge wurden pro forma durch den Hersteller oder Händler angemeldet, um die Zulassungsstatistik zu schönen. Von diesem Trick profitieren Autokäufer laut Grieving üblicherweise mit 15 bis 25 Prozent Rabatt auf den Listenpreis, weil ja ein Vorbesitzer in den Papieren steht.

„Aus Verbrauchersicht sind Tageszulassungen durchaus positiv zu bewerten“, sagt der ADAC-Sprecher. „Käufer sollten aber wissen, dass mit der Zulassung eines Fahrzeugs wichtige Fristen zu laufen beginnen: Die Garantiefrist, die Frist zur Neuwertentschädigung bei der Vollkaskoversicherung sowie die Frist für die Kfz-Hauptuntersuchung.“ Je länger die Zulassung eines Autos zurückliegt, desto höher müsse der Preisnachlass daher ausfallen.

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