Kleinwagen sind die Stars der Auto Expo in Neu Delhi

Neu Delhi (dpa/tmn) - Luxuslimousinen, Supersportwagen und dicke Geländegänger? Von den üblichen Stars der Motormessen ist bei der Auto Expo in Neu Delhi wenig zu sehen. Auf einem der größten Wachstumsmärkte der Welt dreht sich alles um preisgünstige Massenware.

China, China und immer wieder China - wenn die Autobosse ins Ausland blicken, dann vor allem auf das Reich der Mitte. Denn nirgendwo scheint das Interesse an Neuwagen größer zu sein. Doch auch in der Nachbarschaft wächst das Interesse: Indien hat mehr als eine Milliarde Einwohner, aber auf 1000 Inder kommen nur 19 Autos. In den vergangen fünf Jahren haben sich die Zulassungen dort allerdings mehr als verdoppelt, berichtet Farauq Malik vom Marktbeobachter Jato Dynamics in Mumbai, der für 2011 rund 2,5 Millionen ausweist. Kein Wunder also, dass die Auto Expo in Neu Delhi (Publikumstage: 7. bis 11. Januar) zusehends eine Bühne für wichtige Weltpremieren bildet.

Zumindest eine Handvoll der mehr als 50 Autoneuheiten ist auch für ausländische Gäste von Bedeutung. Allerdings spielt in Indien eine andere Musik als in China: Während die Chinesen gerne im Luxus schwelgen, haben auf der Motorshow in Neu Dehli kleine Modelle ihren großen Auftritt. „Mehr als 70 Prozent aller Neuzulassungen entfallen in Indien auf Kleinwagen“, erklärt Malik. Unter anderem deshalb zählt der Bajaj RE60 zu den Stars der Show: Der indische Hersteller will den Wagen als „billigstes Auto der Welt“ anbieten.

Laut Marketingchef Ashok Jaiswar soll der Bajaj RE60 noch deutlich weniger kosten als der Tata Nano, der in Indien für umgerechnet kaum mehr als 2000 Euro gehandelt wird. Dafür gibt es allerdings nur minimale Mobilität: Der 0,2 Liter große Einzylinder des RE60 hat nur 15 kW/20 PS, das Spitzentempo liegt bei 70 km/h. Und bei 2,75 Metern Länge und 1,31 Meter Breite müssen sich die vier Insassen in dem 400 Kilo leichten Viertürer ziemlich dünne machen. Jaiswar sieht in dem RE60 in erster Linie ein Auto für den indischen Stadtverkehr, der bislang von dreirädrigen Autorikschas dominiert werde.

Bei aller Bescheidenheit darf aber ruhig auch ein bisschen Lifestyle ins Spiel kommen. Und den bringen auf der Auto Expo einige Hersteller genau wie überall sonst auf der Welt derzeit durch neue SUVs ins Spiel. Doch auch die sportlichen Geländewagen sind in Indien eine Nummer kleiner als üblich. Paradebeispiel dafür ist der neue Ford EcoSport, der auf dem Fiesta basiert und nur etwa vier Meter misst.

Der vergleichsweise bullig wirkende EcoSport mit kräftigen Kunststoffplanken hat zwar lediglich Frontantrieb, dürfte aber dank erhöhter Bodenfreiheit auch mit holprigen Pisten bestens fertig werden. Wie das gesamte Auto fällt der Motor recht klein aus: Unter der Haube steckt laut Ford ein 1,0 Liter großer Dreizylinder, der zwar 88 kW/120 PS leisten, aber nur rund 5,0 Liter Benzin verbrauchen soll. Fürs erste soll es den EcoSport nur in Asien und Südamerika geben. „Aber mittelfristig wollen wir das Auto in fast 100 Ländern verkaufen“, sagte ein Ford-Manager. Gut möglich, dass auch Deutschland dazu zählt: Ford könnte den EcoSport auf dem Deutschen Markt als Konkurrenten kleiner Geländewagen wie dem Mini Countryman, einem VW CrossUp oder dem geplanten Opel-SUV auf Corsa-Basis platzieren.

Auf denselben Zug wie Ford will Suzuki aufspringen: Die Japaner, die mit ihrem Kooperationspartner Maruti den indischen Markt dominieren, zeigen auf der Messe die SUV-Studie XA Alpha. Sie ist vier Meter lang, erinnert an eine Mischung aus Kia Soul und Range Rover Evoque und bietet Platz für fünf Personen. Auch wenn es keine technischen Daten gibt, könnte der XA Alpha einen ersten Ausblick auf die Nachfolger von SX-4 und Jimny geben. Ein solches Modell hätte durchaus ebenfalls europäische Perspektiven. Dritter im Bunde der kleinen Kraxler ist der SsangYong XIV-1, der bereits von der IAA aus Frankfurt bekannt ist.

Eher für die Familie als für das Abenteuer gedacht ist die neue Hyundai-Studie Hexa Space, die einen Ausblick auf einen kompakten Van gibt. Auch das kommt bei den Indern gut an - immerhin sind die ersten drei Autos in der Zulassungstabelle winzige Großraumlimousinen.

Auch die europäischen Importeure backen in Indien ungewöhnlich kleine Brötchen - nicht zuletzt deshalb, weil die Oberklasse in Indien laut Malik bereits bei Autos wie dem VW Jetta oder Skoda Octavia beginnt. Zwar sieht man auf der Messe auch einen Porsche Cayenne und die Pullman-Version der Mercedes S-Klasse, und VW hat den Import des Touareg angekündigt. Doch die Blicke ziehen die Deutschen in Delhi mit Kleinwagen auf sich: Mercedes zeigt dort noch einmal das Konzept der nächsten A-Klasse und VW das Spritsparmobil XL1. Während beide Fahrzeuge noch Studien sind, geht BMW einen Schritt weiter: Die Bayern präsentieren auf der Messe erstmals den aktuellen Mini und bringen den kleinen Exil-Briten damit auf seinen 100. Markt.

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