Knigge: „Auf den deutschen Straßen herrscht Krieg“

Höflichkeit und Rücksicht bleiben oft auf der Strecke. Der Ellenbogen kommt zum Einsatz — oder das Mundwerk.

Düsseldorf. Acht Uhr morgens, die Straße ist voll, die Bahn ebenfalls. Egal, für welchen Weg zur Arbeit man sich entscheidet: Ärger ist programmiert. Das sagt die Deutsche Knigge-Gesellschaft. „Die Deutschen werden immer rüpelhafter“, erklärt Vorsitzender Hans-Michael Klein. Da werde in Bus und Bahn der Ellenbogen ausgefahren, auf der Autobahn gedrängelt und geschimpft. „Auf den Straßen herrscht Krieg.“

Grund für den Trend sei Egoismus, sagt Klein. Rücksicht auf andere sei nicht vorgesehen — das lernten schon die Kleinsten. Heute regierten „Prinzen und Prinzessinnen“ die Kinderzimmer. „Frauen bekommen oft mit Ende 30 ihr einziges Kind. Es ist Höhepunkt der Lebensplanung und wird verwöhnt.“

Die Entwicklung zur „rüpelhaften Gesellschaft“ sei auch am Verhalten Jugendlicher abzulesen. „Früher gab es feste Regeln wie: Wer am Boden liegt, der wird verschont. Heute werden auch hilflose Opfer getreten.“

Natürlich sei nicht jedes Einzelkind als Erwachsener rücksichtslos und bei weitem nicht jeder Jugendliche ein Schläger, aber: „Höflichkeit und Rücksicht bleiben auf der Strecke.“ Der Geschäftsmann stelle im Zug seinen Aktenkoffer auf den Gang, an der Kasse werde der Hintermann in der Schlange nervös.

Was aber ist die Lösung? „Vorbild sein. Einfach mal helfen, den Kinderwagen in die Bahn zu heben“, so Klein.

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