Länge läuft - Das Angebot an Chauffeur-Autos wächst

Schwalbach/Stuttgart (dpa/tmn) - Bei Managern und Showstars stehen Chauffeur-Autos hoch im Kurs. Bereits ab Werk bieten immer mehr Autohersteller Modelle mit gestrecktem Radstand an - nicht nur Limousinen.

Ob Audi A8, Mercedes S-Klasse, 7er BMW oder Jaguar XJ: All diese großen Limousinen gibt es traditionell auch mit verlängertem Radstand. Viele Top-Manager leisten sich so ein Chauffeur-Auto mit reichlich Freiraum im Fond, um nach einem stressigen Arbeitstag die Füße hochlegen oder entspannt noch etwas weiterarbeiten zu können. Das Angebot an Chauffeur-Autos wächst.

Für Aufpreise zwischen 3000 und 7700 Euro strecken Audi, Mercedes und Jaguar ihre Flaggschiffe jeweils um 13 Zentimeter. BMW verlängert den 7er für mindestens 4000 Euro um 14 Zentimeter. Das dickste Ding ist der Rolls-Royce Phantom: Bei einem Grundpreis von 484 948 Euro ist die 6,09 Meter lange XL-Version knapp 75 000 Euro teurer als das Standardmodell mit 5,84 Metern Länge - macht 3000 Euro Aufschlag pro Zentimeter.

Getrieben von den Vorlieben der Kunden vor allem in China und den USA, bieten inzwischen aber auch Autobauer, die gar keine klassischen Limousinen im Programm haben, Modelle als Langversion an. Porsche zum Beispiel: Seit Sommer gibt es den Panamera für etwa 25 000 Euro extra in der um 15 Zentimeter gestreckten „Executive“-Version - laut dem Hersteller der erste Gran Turismo mit verlängertem Radstand.

Land Rover mischt ebenfalls mit und bringt den Luxus-Geländewagen Range Rover im nächsten Frühjahr als „Long Wheelbase“-Modell auf den Markt. 20 Zentimeter mehr Fahrzeuglänge, gut 18 Zentimeter mehr Beinfreiheit im Fond, Spezialsitze mit größerem Verstellweg, ein aufwendiges Infotainmentsystem und ein größeres Panoramadach - das versprechen die Briten für rund 10 000 Euro Aufpreis. „Damit bieten wir eine geräumige und komfortable Alternative in einem Segment, das bislang von Limousinen dominiert war“, sagt Marketing-Chef Phil Popham. Vorteile gegenüber einer Limousine seien etwa der bequemere Zustieg und die größere Kopffreiheit.

Bei den Chauffeur-Autos machen nicht nur ein paar Zentimeter mehr Blech den Unterschied aus. Ihr vergrößerter Fond bietet natürlich mehr Raum für Extras, die das Hinterbänklerleben angenehmer machen. Das Angebot reicht von Monitoren mit Online-Zugriff über Liegesitze - in der S-Klasse sogar mit Massagefunktion - bis hin zu kleinen Barfächern.

Wer sich mit einem Chauffeur-Auto kutschieren lasse, soll sich darin auf Anhieb wie zu Hause fühlen, betont Malte Bahr. Der Mitinhaber des Hamburger Fahrdienstes M+M Mobility sieht in solchen Fahrzeugen weniger reine Transportmittel: Sie sollen den Mitfahrern einen komfortablen Rückzugraum bieten. Gleichwohl stellt er auch aus der Fahrerperspektive Ansprüche an die Modelle: Der Platz am Steuer müsse ebenfalls bequem sein, der Fahrer verbringe dort schließlich viele Stunden am Tag. Außerdem sollte so ein Wagen einfach zu bedienen sein - „damit wechselnde Fahrer sich nicht lange eingewöhnen müssen“.

Und Bahr nennt noch einen weiteren wichtigen Apsekt, dem ein Chauffeur-Auto unbedingt genügen sollte: „Es darf keine verwinkelte Karosserie und kein kleinteiliges Interieur haben, damit es leicht zu reinigen ist.“ Denn was nutzt die repräsentativste Karosse, wenn sie vor Dreck starrt?

In Europa sitzen zumeist Geschäftsleute in den verlängerten Autos. Die Fahrzeuge werden auch von Limousinen-Diensten eingesetzt oder für Shuttlefahrten vornehmer Hotels. Deshalb sind sie trotz ihres stattlichen Formats und Preises vergleichsweise dezent. Die XL-Versionen der Mercedes S-Klasse oder auch des 7er BMW lassen sich auf den ersten Blick nur im direkten Vergleich mit den Standardmodellen erkennen. Und auch beim Range Rover trägt die gestreckte Karosserie nicht dick auf: Allein die kleine Plakette mit einem „L“ auf den Flanken verrät gleich mehr.

Einfacher wird es da wohl, die nochmals verlängerte Version der S-Klasse im Vorbeifahren zu identifizieren, die Daimler-Chef Dieter Zetsche als Ersatz für den eingestellten Maybach angekündigt hat. Sie soll an die legendären Pullman-Modelle aus der Nachkriegszeit erinnern und dürfte daher mehr ein Mobil für Monarchen als für Manager werden.

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