Leinwandhelden auf vier Rädern: Berühmte Filmautos

Hollywood (dpa/tmn) - Ihre Straße ist der rote Teppich: Weil die meisten Kinohelden längst vom Pferd gestiegen sind, spielen in vielen Filmen Autos wichtige Nebenrollen, manchmal werden sie sogar zu Hauptakteuren.

Für Autohersteller ist die Leinwandpräsenz lukrativ.

Wenn Hollywood am 26. Februar wieder die Oscars verleiht, stehen vor allem die Schauspieler im Rampenlicht. Doch für einen Kinohit braucht es mehr als Stars - besonders bei Actionstreifen. Stuntszenen und Spezialeffekte tragen zur Spannung bei. Oder auch Verfolgungsjagden, die ohne fahrbaren Untersatz kaum denkbar wären. So hat sich über die Jahrzehnte von Hollywood aus eine Fahrzeugkategorie gebildet, die bei den Herstellern genauso beliebt ist wie beim Publikum: das Filmauto.

Um die rollenden Blechakteure hat sich mittlerweile fast schon eine Industrie gebildet, zumindest lassen sich damit vortrefflich Kunden akquirieren. Denn wie könnte man besser ein neues Modell bewerben, als einen Kinoheld damit über die Leinwand fahren zu lassen? „Das ist mittlerweile ein riesiges Geschäft geworden“, sagt Johannes Schultz, der lange Jahre bei BMW für dieses „Product Placement“ verantwortlich war, über konkrete Zahlen aber nicht sprechen möchte.

„Für die Autohersteller ist die Präsenz im Film eine perfekte Ergänzung zur klassischen Werbung“, sagt der ehemalige BMW-Manager, der etwa James Bond in die damals neuen Roadster Z4 und Z8 gebracht hat. „Man erreicht ein ganz anderes Publikum, kann neue Autos im besten Fall noch vor dem Verkaufsstart bekanntmachen und sich mit dem Ruhm der Stars schmücken“, so Schultz. Je berühmter der Film und seine Hauptfigur, desto größer sei die Wirkung.

Die Figur des britischen Geheimagenten James Bond ist einer der wichtigsten PS-Protagonisten im Kino. Er hat mit die meisten Zuschauer und fährt 2012 schon im 50. Jahr über die Leinwand. Seit seinem dritten Film „Goldfinger“ ist er Aston-Martin-Fahrer und hat den eigentlich exotischen DB5 zu einem berühmten Auto gemacht. Allerdings war er der Sportwagenmarke aus Gaydon wiederholt untreu: Je nach aktueller Vertragssituation der Produktionsgesellschaft fuhr er auch schon einen Toyota 2000 GT, saß oft am Steuer eines Lotus und ließ sich eben von BMW vor den Karren spannen. Am Ende allerdings kehrte er immer wieder zu Aston Martin zurück, wie im jüngsten Film „Ein Quantum Trost“, als er den neuen DBS steuerte.

Aber James Bond ist nicht der einzige Actionheld mit berühmtem Dienstwagen. So fährt der hawaiianische Privatdetektiv Thomas Magnum vor dem geistigen Auge wohl ewig in seinem Ferrari 308 GTS, Steve McQueen jagte als Lieutenant Frank Bullitt im 1968er Ford Mustang durch San Francisco. Paul Walker und Vin Diesel schwören in der Kino-Reihe „The Fast and the Furious“ zumeist auf US-Musclecars und wild getunte Sportwagen aus Japan, Sonny Crockett und Rico Tubbs aus Miami Vice wären ohne ihren Ferrari Testarossa kaum denkbar.

Zwar sind Sportwagen bei den Kinohelden äußerst beliebt - wohl weil das zur Action auf der Leinwand passt. Manchmal aber ist der automobile Stilbruch gewollt: So war James Bond schon in der „Ente“ von Citroën unterwegs oder fuhr im damals neuen Ford Ka davon. Sein snobistischer Nachahmer Johnny English alias Rowan Atkinson nimmt dafür in „Jetzt erst recht“ lieber einen Rolls-Royce.

Eine Sonderrolle unter den Filmautos nimmt der VW Käfer ein. Als „Herbie“ brachte er es ab 1968 nicht nur zur automobilen Nebenrolle, der Wagen mit der Nummer 53 hängte seine Fahrer gleich ganz ab: An die Hauptdarsteller Dean Jones und Michele Lee erinnert sich heute kaum noch jemand. Das Filmauto dagegen stand jüngst erst wieder auf der Bühne, als VW den neuen Beetle in Shanghai enthüllte.

Bei aller Präsenz von James Bond oder „Herbie“, für BMW-Manager Schultz bot der deutsche TV-Kommissar Horst Tappert als Inspektor Derrick mit seinen Fahrzeugen des Münchener Herstellers die beste Werbefläche: „Die Serie lief 25 Jahre in 70 Sprachen und über 100 Ländern - das machte sie für Autohersteller unschlagbar.“

Bevor der Werbeeffekt eintritt, müssen die Hersteller jedoch oft tief in die Tasche greifen. Die Fahrzeuge müssen gestellt und aufwendig umgebaut werden. Den 7er aus dem James-Bond-Streifen „Der Morgen stirbt nie“ musste sich etwa auch vom Rücksitz aus steuern lassen. Und für Johnny Englishs Dienstwagen hat Rolls-Royce eigens zwei Achtzylinder zum V16-Motor umgebaut.

Wie speziell die Wünsche der Filmstudios manchmal sein können, weiß George Barris besonders gut. Der fast 90-Jährige hat es als „King of Kustumozers“ zur Hollywood-Legende gebracht und gilt seit über 50 Jahren als Wagenmeister der Traumfabrik. In seiner Werkstatt in North Hollywood entstand eines der ersten Batmobile, er baute einen Pontiac Trans Am zu „K.I.T.T.“ für die Serie „Knight Rider“ um. „Damals hatten wir die guten Ideen und vor allem das Geschick, sie umzusetzen“, sagt Barris. „Denn was man auf der Leinwand sah, das konnten die Autos auch auf der Straße.“ Heute dagegen beobachtet er nach eigenen Worten eine Farce: „Wofür die Mechaniker zu faul oder zu ungeschickt sind, das machen sie einfach am Computer.“

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