Physiker erforscht tödliche Fallen im Straßenverkehr

Autofahrer fühlen sich zu sicher.

Physiker erforscht tödliche Fallen im Straßenverkehr
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Düsseldorf. „Wenn Unfälle passieren, müssen wir daraus lernen wollen“, sagt André Bresges. Der Physikprofessor der Universität Köln erforscht, welche typischen Situationen zu Verkehrsunfällen führen und welche einfachen Regeln tödliche Folgen verhindern können.

Im Interview: André Bresges.

Im Interview: André Bresges.

Foto: Vera Zischke

Herr Bresges, was ist die typische Unfallsituation?

André Bresges: Das häufigste Muster ist die Unachtsamkeit beim Linksabbiegen. Sehr häufig sind das tödliche Unfälle für Motorradfahrer, die mit der Aufmerksamkeit der Autofahrer gerechnet hatten. Ansonsten ist eindeutig die Geschwindigkeitsüberschreitung der Killer Nummer eins. Da kommen die hohen Zahlen der getöteten Verkehrsteilnehmer her. Und das ist für Fußgänger das Gefährlichste.

Sie plädieren dafür, dass häufiger in Nebenstraßen geblitzt wird. Warum?

Bresges: Wir wollen ein Gefühl der Scheinsicherheit verhindern. Die Autofahrer fühlen sich in Seitenstraßen sicher — sicher, nicht geblitzt zu werden. Die Anwohner, etwa Kinder auf dem Schulweg, fühlen sich aber auch sicher, weil sie dort zu Hause sind. Das ist ein tödliches Problem.

Welche drei Regeln können Autofahrer im Alltag berücksichtigen, um sicher zu fahren?

Bresges: Regel Nummer eins lautet: Die Fahrt sollte in Ruhe geplant werden, sodass man für den Weg zur Arbeit oder zum Termin genug Zeit mitbringt. Wenn man ohne Stress ins Auto steigt, fährt man aufmerksamer und sicherer. Die zweite Regel: Man muss sich immer bewusst sein, dass man 1,5 Tonnen tödliche Masse bewegt. Häufig fühlt man sich in einem modernen Fahrzeug eingelullt, unterhält sich oder telefoniert. Das führt zu Regel Nummer drei: Das Handy sollte nicht genutzt werden, ganz gleich, ob mit Freisprecheinrichtung oder ohne.

Ist zu schnelles Autofahren eine bewusste Entscheidung, oder passiert es eher aus Versehen?

Bresges: Das zu schnelle Autofahren geschieht selten beabsichtigt. Das haben wir bei Befragungen von Autofahrern an Schulen festgestellt. Sie haben uns gesagt, dass sie besonders vor Schulen auf ihren Tacho achten — dabei hatten wir sie gerade mit mehr als 20 Stundenkilometern zu viel geblitzt. Das heißt: Autofahrer haben oft gute Vorsätze, können sie aber nicht durchhalten.

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