Playstation trifft Rennstrecke - Virtuelles Training für den Fahrstil

Detroit (dpa/tmn) - PS-Profis wie Sebastian Vettel oder Nico Rosberg haben es gut. Heerscharen von Ingenieuren und Trainern kümmern sich um sie. Aus Längs- und Querbeschleunigung, Bremskraft, Motordrehzahlen, Geschwindigkeit oder Bremsdruck leiten sie entscheidende Tipps für bessere Rundenzeiten ab.

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In Zeiten von Playstation & Co sorgen die Fahrzeughersteller jetzt aber dafür, dass auch die Privatiers, die zu den Rennstrecken pilgern, eine Chance haben. Sie entwickeln virtuelle Trainingsprogramme, bei denen die Realität beinahe zum Computerspiel wird. Zu den ersten Herstellern mit einem entsprechenden Angebot gehörte der Mercedes-Ableger AMG, der bereits für den Flügeltürer SLS einen virtuellen Trainer programmiert hatte. Auch beim neuen GT sowie einer Reihe von anderen AMG-Modellen bieten die Schwaben Fahrzeugdaten und Rundenzeiten zur Auswertung während und nach der Fahrt an.

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Porsche bietet für die GT-Sportwagen eine Track Precision App fürs Smartphone an. Synchron zur Aufzeichnung aller relevanten Fahrzeugdaten werden dann auch das GPS-Signal des Smartphones und seine Video-Kamera genutzt, erläutert Porsche-Sprecher Hermann-Josef Stappen. So kann man einer hinterlegten Ideallinie folgen oder seine eigene Referenzrunde speichern. Die Unterschiede werden mit einem „Ghostcar“ visualisiert, erläutert Stappen: „Dabei symbolisieren zwei Fahrzeuge auf dem Display den aktuelle Abstand im Vergleich zur Referenzrunde: Wer vorn liegt, ist schneller.“

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General Motors bietet gleich einen kompletten Performance Data Recorder an. Er fußt auf einer Kamera hinter dem Innenspiegel, einer Schnittstelle zum Bordcomputer und einem SD-Laufwerk, das die Daten aufzeichnet, erläutert Corvette-Projektleiter Tadge Juechter. „Mit diesem System bieten wir den Kunden nicht nur die Möglichkeit, ihre schönsten Strecken aufzuzeichnen und über Facebook & Co mit anderen zu teilen“, sagt Juechter. „Sie können auch ihre Telemetriedaten analysieren und so den Fahrstil verfeinern.“

Im neuen McLaren 675 LT arbeiten sogar drei Kameras: „Wir haben für unsere erweiterte „Track Telemetry“ zum Datalogger je eine Videokamera im Front- und im Heckstoßfänger montiert, und eine schaut dem Fahrer über die Schulter“, sagt Pressesprecher Wayne Bruce. „So kann man seine Fahrt aus jeder Perspektive begutachten und analysieren.“

Zwar dienen die virtuellen Tracktrainer auch dem PS-Posing, weil man damit ganz wunderbar angeben oder die Videos in die sozialen Netzwerke laden kann. Doch die Programme sind auch profunde Trainingshilfen, sagt Nissan-Werksfahrer Jann Mardenborough: „Man lernt eine Strecke viel besser kennen, kann seinen Fahrstil verfeinern und am Ende in jeder Kurve ein paar Sekundenbruchteile gutmachen.“ Er muss es wissen, denn seinen Platz im Cockpit des 24-Stunden-Rennwagens und den Beginn seiner Profi-Karriere hat er einzig und allein seinem Sieg in einem europaweiten Wettbewerb an der Playstation zu verdanken.

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