Protzen statt kleckern: Autopremieren in New York und Peking

New York/Peking (dpa/tmn) - Kleiner soll feiner sein? Nicht auf den Motorshows in New York und Peking. Rund um das Osterwochenende feiert die Autobranche dort PS-Partys, bei denen Vernunft weit hinter Vergnügen kommt.

Protzen statt kleckern: Autopremieren in New York und Peking
Foto: dpa

Vor allem dicke Wagen stehen im Blickpunkt.

Protzen statt kleckern: Autopremieren in New York und Peking
Foto: dpa

Bodenständig und bürgernah war gestern. Standen auf dem Genfer Autosalon im März noch die Kleinwagen im Fokus der Aufmerksamkeit, drehen die Autohersteller rund um das Osterwochenende auf den Messen in New York (18. bis 27. April) und Peking (21. bis 29. April) wieder richtig auf und zeigen vor allem große Geländewagen, potente Sportler und jede Menge Luxus.

Protzen statt kleckern: Autopremieren in New York und Peking
Foto: dpa

Manhattan macht dabei seinem Ruf als Welthauptstadt der Geländewagen alle Ehre - kein Wunder: bei Schlaglöchern und Bodenwellen, die anderswo als Panzersperren taugen würden. Und weil der Big Apple auch ein Boulevard der Eitelkeiten ist, können die Geländewagen kaum schick und luxuriös genug sein. Deshalb hat zum Beispiel der coupéartige BMW X4 hier Weltpremiere. Nissan nutzt die Messe, um den neuen Murano zu enthüllen. Und Land Rover stiehlt der Konkurrenz die Schau mit der Designstudie Vision Discovery, die so weit in die Zukunft weisen soll, dass die Briten daneben ein Raumschiff auf die Premierenbühne gestellt haben.

Protzen statt kleckern: Autopremieren in New York und Peking
Foto: dpa

Doch egal ob BMW, Nissan oder Land Rover - alle drei Autos kann man schon in diesem oder spätestens im nächsten Jahr kaufen, sagen die Hersteller. Ebenfalls für unwegsames Terrain gemacht sind New-York-Neuheiten wie der überarbeitete Mini Countryman, der Subaru Outback, der nur für die USA bestimmte Toyota Highlander oder der leistungsstarke Dodge Power Wagon.

Protzen statt kleckern: Autopremieren in New York und Peking
Foto: dpa

Neben den SUVs steht die New Yorker Messe vor allem im Zeichen des Sports: Aus Deutschland punkten insbesondere die Werkstuner mit der 430 kW/585 PS starken AMG-Version des Mercedes S-Klasse Coupés, dem M4 Cabrio mit 317 kW/431 PS bei BMW oder der 417 kW/560 PS starken und üppig bespoilerten Dynamic-Edition des Audi RS7.

Protzen statt kleckern: Autopremieren in New York und Peking
Foto: dpa

Doch sie alle haben im Buhlen um die Gunst der Messegäste nicht den Hauch einer Chance gegen die Heimspieler aus Amerika. Schließlich zeigt Chevrolet die offene Corvette Z06 mit 465 kW/633 PS, und Ford feiert in New York den 50. Geburtstag des Mustang - an just jener Stelle, an der die Geschichte des weltweit erfolgreichsten Sportwagens vor einem halben Jahrhundert begann.

Wie nah Vergangenheit und Zukunft beieinander liegen, sieht man auch am Stand von Mazda: In 25 Jahren zum erfolgreichsten Roadster der Welt aufgestiegen, stimmen die Japaner mit einem nackten Chassis schon mal auf die neue Generation des MX-5 ein.

Doch so ganz ohne Brot-und-Butter-Autos geht es auch in New York nicht. Den besten Beleg dafür liefert die Premiere des überarbeiteten Jetta, der weltweit der meistverkaufte VW ist und auch in den USA das Ranking anführt. Und während es die Limousine und das aufgefrischte Stufenheck des Ford Focus sowie das nagelneue Mittelklasse-Modell Hyundai Sonata spätestens zum Jahreswechsel auch in Deutschland geben wird, sind andere Biedermänner wie der Maxi-Van Kia Sedona oder der überarbeitete Toyota Camry vor allem für den US-Markt bestimmt.

Ein rundes Dutzend Weltpremieren und noch immer nicht das richtige Auto dabei? Dann lohnt sich ein Blick ans andere Ende der Welt. Denn noch bevor in New York die Lichter ausgehen, flammen die Spots auf der Motorshow in Peking schon wieder auf. Auch der chinesische Markt boomt, Luxus und Leistung sind gefragt. Also fahren vor allem die deutschen Hersteller groß auf.

Bereits offiziell angekündigt sind von Mercedes die Studie eines SUV-Coupés auf Basis der M-Klasse, von Porsche die GTS-Varianten von Boxster und Cayman, von Audi eine Mischung aus TT und Q3, aus der einmal der Q4 werden könnte, und von VW ein Golf mit 294 kW/400 PS, ein schmuckes viertüriges Coupé auf Basis des kommenden Jetta sowie der überarbeitete Touareg.

Selbst die sonst eher bodenständigen Franzosen zeigen im Fernen Osten mit Studien wie dem sportlichen Peugeot Exalt oder Serienmodellen wie dem Citroën DS5L als große Limousine oder dem DS6 WR als erstem Geländewagen der DS-Reihe eher Exaltiertes. Und Lexus tritt mit dem neuen NX gegen Fahrzeuge wie den BMW X3 oder den Audi Q3 an.

Das buchstäblich dickste Ding könnte aber von BMW kommen. Weil sich die Bayern nach vernünftigen Modellen wie dem 2er Active Tourer und visionären Konzepten wie dem i3 offenbar wieder als Luxusmarke profilieren wollen, zeigen sie in Peking angeblich eine Nobel-Limousine als Ausblick auf den nächsten 7er.

Bestätigt ist das noch nicht, doch passend wäre es: Schließlich ist China mittlerweile der größte Luxusmarkt der Welt. Und über Kleinwagen, Kompakte oder Mittelklasse-Modelle kann sich die Branche noch früh genug unterhalten. Zum Beispiel im Oktober. Dann ist die Motorshow in Paris - und die nüchternen Europäer geben den Ton an.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort