Relaxed radeln: Mit dem Liegefahrrad auf Tour

Berlin (dpa/tmn) - Deutschland ist ein Fahrradland. Bundesweit gibt es nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV) rund 72 Millionen Fahrräder. Nur einen Bruchteil davon machen Liegeräder aus.

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„Nach unseren nicht repräsentativen Erhebungen dürften zurzeit in Deutschland zirka 40 000 Spezialfahrzeuge unterwegs sein“, sagt Heike Bunte vom Verein Human Power Vehicles (HPV Deutschland). Mit Spezialfahrzeugen meint Bunte alle Bauformen von Liegerädern - vom Handbike bis zur stromlinienförmigen Rennmaschine.

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Zwar sind Liegefahrräder im Vergleich zu üblichen Modellen weniger gefragt. Doch haben die Radler in der Horizontalen einige Vorteile auf ihrer Seite: Sie sind mit Rückenlehne unterwegs und befinden sich insgesamt in einer deutlich entspannteren Körperposition. „Es gibt keine schmerzenden Handgelenke, keinen schmerzenden Schulter- oder Nackenbereich und last but not least - keinen schmerzenden oder gar wunden Po“, erklärt Bunte.

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Beim Liegerad befindet sich das Tretlager vor dem Biker. Statt auf einem kleinen Sattel sitzt der Fahrer bequem in einer Sitzschale oder in einem Netz. Die Position ist auch sicherer, denn Überschlagen ist wegen des niedrigen Schwerpunkts kaum möglich. Sollte man mit dem Liegerad einen Unfall bauen, ist die Fallhöhe mit 30 bis 60 Zentimetern recht niedrig.

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Bei der Bauform unterscheiden die Experten grundsätzlich zwischen zwei Varianten: dem Kurzlieger und dem Langlieger. Der Kurzlieger ist am populärsten. Das Tretlager ragt über das Vorderrad hinaus. Durch die kompakte Bauart ist es sehr wendig. Der Lenker kann oben und unten angebracht sein. „Ein Oberlenker ist aerodynamisch günstiger, und das Rad lässt sich damit auch direkter lenken“, sagt David Koßmann vom Pressedienst Fahrrad. Ein Lenker, der sich unten neben dem Sitz befindet, hat den Vorteil, dass der Radler leichter auf- und absteigen kann und die Sicht nach vorne frei ist.

Beim Langlieger sitzt das Vorderrad vor dem Tretlager. Das ergibt einen sehr langen Radstand. Der Geradeauslauf ist sehr gut, die Wendigkeit jedoch eingeschränkt, weshalb der Langlieger eher für längere Touren infrage kommt. Im Trend liegen Trikes, Liegeräder, die zwei Vorderräder und ein Hinterrad haben. „Sie lassen sich noch einfacher fahren als die Zweirad-Liegeräder“, sagt Koßmann.

Mittlerweile gibt es Trikes in unterschiedlichen Bauweisen. Laut Alexander Kraft vom Liegeradhersteller HP Velotechnik steigen viele Radler vom Zweirad aufs Trike um. Gründe gibt es viele: Anhaltende Schmerzen durch den Sättel etwa oder Unsicherheiten bei der Balance. Für ältere Radler gibt es mit den Sesselrädern eine Bauform, die sich zwischen dem normalen Fahrrad und dem Liegerad einsortiert. „Sesselräder haben einen hohen Einstieg und sind sehr bequem zu fahren“, sagt Kraft.

Vor dem Kauf sollten sich Interessenten gut informieren: „Beim Liegerad gilt aufgrund der sehr unterschiedlichen Konzepte noch stärker, was fürs Normalrad gilt: Probe fahren“, sagt Fahrrad-Experte Koßmann. Liegefahrräder sind gewöhnungsbedürftig. So sei es beispielsweise nicht einfach möglich, über einen Bordstein zu fahren. „Ungewohnt ist auch das Fahren auf unterschiedlichen Straßenbelegen. Schlaglöcher etwa nimmt man zunächst schlechter wahr.“ Günstig ist die Anschaffung eines Liegerads nicht: Die Preise starten in der Regel bei 2500 Euro. Für ein vollgefedertes Trike mit E-Motor-Unterstützung werden sogar bis zu 9000 Euro fällig.

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