Spielwarenmesse: Auto-Modelle fürs Kinderzimmer

Nürnberg (dpa/tmn) - Supersportwagen oder edle Klassiker bleiben für die meisten unerschwingliche Traumautos. Bezahlbar sind die kleinen Kopien, wie sie auf der Spielwarenmesse in Nürnberg gezeigt wurden.

Doch auch die Miniaturen werden zunehmend exklusiver und teurer.

Der Genfer Autosalon oder die Internationale Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt sind buchstäblich Kinderkram dagegen: So viele neue Fahrzeuge wie auf der Spielwarenmesse in Nürnberg (3. bis 8. Februar) sind auf keiner Autoshow zu sehen. Der kleine, aber wichtige Unterschied: Die rollenden Stars sind oft nur wenige Zentimeter groß.

Anders als auf den Gipfeltreffen der Automobilbranche ging es auf der Spielwarenmesse nicht nur um die neuesten Fahrzeugmodelle. Natürlich sah man auf jedem zweiten Messestand einen Mercedes SLS, den erst seit ein paar Wochen lieferbaren Mini Countryman, den Audi A1 oder Ferrari Italia. Doch die meisten Neuheiten sind Oldtimer. Traditionshersteller Wiking aus Berlin etwa zeigte das ohnehin schon winzige Goggomobil als Miniatur. Und beim Modellbauer Revell stand neben einem betagten London-Bus ein Mercedes 450 SEL aus den 70ern.

Wie auf den Automessen in Detroit, Genf oder Frankfurt/Main ging es auch in Nürnberg zunehmend um Öko-Technik. „Das Spielzeug wird grün“, hieß es bei der Messeleitung, die damit vor allem Materialauswahl und Herstellungsprozess meinte. Doch für die Miniaturen gilt das auch im übertragenen Sinn: Elektrostudien wie den Audi e-Tron und Konzeptfahrzeuge wie den VW Up-Light oder die Mercedes B-Klasse mit Brennstoffzelle gibt es längst in klein.

Noch grüner sind die Fahrzeuge bei Majorette. Das französische Unternehmen hat das Parkhaus EcoTec-City entwickelt, das komplett auf Umwelttechnik und Elektroautos setzt. In den Automodellen steckt eine Batterie, die mit einer Handkurbel an der Garageneinfahrt aufgeladen werden kann. Während des Spiels versorgen die Fahrzeuge dann zum Beispiel einen Pkw-Aufzug oder eine Waschanlage mit Strom.

Alternative Technik rückte auch Audi in Nürnberg in den Fokus. Die Bayern waren als einziger Autohersteller mit einem eigenen Stand auf der Messe vertreten und präsentierten eine luxuriöse Seifenkiste mit Elektromotor. Das Design ist inspiriert vom Typ-C-Rennwagen der Auto Union, die Antriebstechnik aus dem Sportwagen e-Tron abgeleitet: Mit 1 kW/1,5 PS und Lithium-Ionen-Akku erreicht das Spielmobil 30 km/h und fährt bis zu 25 Kilometer weit. „Noch allerdings ist der e-Tron für den Nachwuchs nur ein Prototyp“, teilte Audi mit.

Ob elektrisch oder nicht, groß oder klein: Für Automodelle werden Spieler und Sammler künftig tiefer in die Tasche greifen müssen, glaubt Andreas Berse, Branchenexperte und Chefredakteur des Magazins „Das Modellfahrzeug“. Rohstoff- und Energiepreise seien gestiegen, ebenso die Löhne in China, wo ein Großteil der Miniaturen gefertigt werde: „Deshalb werden die Fahrzeuge 5 bis 15 Prozent teurer.“

Auf den Markt dürfte das allerdings kaum Auswirkungen haben. Denn meist werden Spielzeugautos nicht vom Taschengeld bezahlt, sondern vom Gehalt der Väter, die damit ihre Vitrinen füllen. „Große Maßstäbe und sehr detaillierte, dafür aber auch relativ teure Modelle liegen wieder im Trend“, sagt Berse.

Es waren weniger die Matchbox-Autos, die Hot Wheels oder Miniaturen von Herpa, nach denen sich die Messebesucher umsahen. Sie interessierten sich vor allem für größere Modelle im Maßstab 1:18 oder 1:12. Die Firma Bauer zeigte zum Beispiel einen Mercedes 500 K Spezial-Roadster von 1935 für rund 1000 Euro. Schuco hatte eine Replik des ersten VW-Busses mitgebracht. Und bei Premium Classixxs standen die Mercedes-Flügeltürer im Generationenvergleich.

Einer der Stars der Messe war der von CMC in Denkendorf präsentierte Dino 156 „Sharknose“, mit dem Ferrari 1961 die Formel-1-Weltmeisterschaft gewonnen hat. „Das Modell besteht aus knapp 2000 Einzelteilen, die meist aus den Originalmaterialien gefertigt sind“, erläuterte Produktmanager Werner Junginger. Die Leitungen unter der Haube sind aus Kupfer, Motorteile aus Edelstahl, und der Sitz ist mit Stoff bezogen. Der „Rote Hai“ im Maßstab 1:12 kostet rund 2500 Euro. Die auf 500 Exemplare limitierte Serie ist aber schon ausverkauft.

Marktexperte Berse sieht diese Entwicklung mit Sorge. Natürlich freut sich der Fachmann, dass die Modelle immer detaillierter werden, die Präzision zunimmt und die Kunden selbst größere Preissprünge mitmachen. „Doch wir müssen aufpassen, dass das kein Hobby für uns alte Säcke wird“, sagt der Spezialist - und hofft dabei auf die Formel 1: „Ein deutscher Weltmeister und eine vor allem bei der Jugend beliebte Team-Marke, das wirkt bis in die Kinderzimmer.“

Der Rundgang in Nürnberg gab ihm Recht: Kaum ein Stand, auf dem einem nicht Sebastian Vettel im Red-Bull-Renner entgegenfuhr - meist allerdings noch auf Fotos oder als Papp-Modell, „Die Entwicklung eines Modellautos dauert sechs bis zwölf Monate“, erläutert Berse. „Die fertigen Rennwagen gibt es deshalb wohl frühestens zum Weihnachtsgeschäft.“

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