2er Active Tourer: BMW macht Front für Familien

Berlin (dpa-infocom) — Kompakte wie die Mercedes B-Klasse oder der Golf Sportsvan verkaufen sich bestens. Jetzt bringt BMW seinen ersten Van auf den Markt. Der Name „Active Tourer“ klingt dynamisch, das Design ist schnittig.

2er Active Tourer: BMW macht Front für Familien
Foto: dpa

Doch der Fahrspaß wird zur Nebensache.

2er Active Tourer: BMW macht Front für Familien
Foto: dpa

Vor ein paar Jahren noch galten Vans als Familienkutschen, verlacht als „Pampers-Bomber“. Aber die Zeiten haben sich geändert. Heute sitzt man im Auto gern etwas höher, auch die Familie ist wieder wichtiger. Geländewagen jedoch sind als Klimakiller in Verruf geraten. Groß im Kommen sind daher Kompakte. BMW versucht es jetzt erstmals mit einem eigenen Van - noch dazu mit Frontantrieb: Am 27. September bringen die Münchener den 2er Active Tourer zu Preisen ab 27 200 Euro in den Handel.

2er Active Tourer: BMW macht Front für Familien
Foto: dpa

Außen sportlich, innen praktisch

2er Active Tourer: BMW macht Front für Familien
Foto: dpa

BMW probt mit der Doppelpremiere einen Spagat: Einerseits will dieser 2er alles andere sein als eine Großraumlimousine. Er hat zwar mit 4,36 Metern Länge, 2,67 Metern Radstand und 1,56 Meter Höhe fast die gleichen Abmessungen wie eine B-Klasse. Aber er ist viel schnittiger gezeichnet. Der Fahrer fühlt sich seinem Auto, dank der etwas einnehmenderen Sitzposition, buchstäblich enger verbunden. Und wenn man die Fahrdynamikregelung auf Sport stellt, werden Federung und Lenkung so direkt, dass man ein fast schon zu gutes Gefühl für die Straße und vor allem ihre Schwächen entwickelt.

2er Active Tourer: BMW macht Front für Familien
Foto: dpa

Andererseits soll der Active Tourer so praktisch, variabel und bequem sein wie ein Van. Deshalb sitzt man vorn höher als in einem normalen 2er. Das Armaturenbrett ist kein Cockpit wie in einem Rennwagen, sondern eher eine durchdachte Kommode mit viel Stauraum. Hinten stiehlt der Active Tourer nicht nur Geländewagen wie dem X3, sondern auch dem 3er Touring oder dem GT die Schau: Eine 13 Zentimeter verschiebbare Rückbank mit zweigeteiltem Sitzkissen und in fünf Rasten verstellbarer Lehne, bis zu 1510 Liter Kofferraumvolumen, jede Menge Ablagen sowie eine Heckklappe mit Gestensteuerung machen den Wagen zum Helden für Hinterbänkler und Kofferträger.

2er Active Tourer: BMW macht Front für Familien
Foto: dpa

Der BMW unter den Großraumlimousinen

Egal ob Front- oder Heckantrieb, Flach- oder Hochdach — sobald man drin sitzt, fühlt sich der Active Tourer durch und durch nach BMW an. Sitzkomfort, Materialauswahl, die verschiedenen Designlinien, die große Palette an Assistenz- und Infotainmentsystemen und die lange Preisliste — all das kennt man schon von den anderen Modellen. Überraschend ist da eigentlich nur das neue Head-Up-Display, das jetzt mit einer kleinen Plexiglasscheibe aus dem Armaturenbrett klappt. Das sieht zwar nicht so elegant aus wie die integrierte Lösung aus den großen Baureihen, ist dafür aber billiger.

Vernünftig gefahren, macht der Antrieb keinen Unterschied

So weit, so gut. Aber wie ist das jetzt mit dem Frontantrieb? Tadellos. Zumindest, solange man aus der Palette von je drei Dieseln und Benzinern von 85 kW/116 PS bis 170 kW/231 PS einen vernünftigen Motor wie den 110 kW/150 PS starken Zweiliter im 218d wählt und ihn genauso vernünftig bewegt. Dann bleibt man nicht nur in der Nähe des Normverbrauchs von 4,1 Litern (CO2-Ausstoß 109 g/km). Sondern dann gibt der 2er den flotten Tourer, der entspannt aber entschlossen dahin schnürt, eine enge Verbundenheit mit der Straße pflegt und flott bei der Sache ist. Immerhin sprintet er mit maximal 330 Nm in 8,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht 205 km/h.

Doch wehe, man lässt sich von der Leistung verführen und bestellt den 225i. 170 kW/231 PS machen den Active Tourer zwar zum stärksten Van im Feld, und ein Sprintwert von 6,8 Sekunden mag dem forschen Familienvater ähnlich verheißungsvoll erscheinen wie ein Spitzentempo von 235 km/h. Doch vor allem auf nasser Straße zeigen durchdrehende Räder, die Spannung im Lenkrad und die flackernde ESP-Leuchte, dass der Frontantrieb bei dieser Leistung an seine Grenzen stößt. Aber ehrlich: Wer fährt so ein Auto schon auf letzter Rille?

Fazit: Ein BMW wie kein anderer — und trotzdem typisch

Frontantrieb, hohes Dach und um den Rücksitz herum entwickelt statt um den Fahrer — das ist neu und ungewöhnlich für BMW und macht den Active Tourer zum vielleicht vernünftigsten Modell aus München. Damit ist er zwar nicht so vergnüglich wie ein 3er Touring oder gar ein 2er Coupé — aber noch immer sportlicher als alle anderen Vans. Und deshalb eben doch typisch BMW.


Datenblatt: BMW 218d Active Tourer

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort