Audi TTS: Stilikone im Temporausch

Berlin (dpa-infocom) - Er ist der Liebling der Bauhaus-Fraktion und gilt vielen als schönster unter den bezahlbaren Sportwagen. Doch sonderlich dynamisch war der Audi TT bislang nicht. Mit der dritten Generation soll sich unter anderem das ändern.

Audi TTS: Stilikone im Temporausch
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Von der Stilikone zum ernsthaften Sportwagen: Wenn Audi Ende Oktober die dritte Generation des TT an den Start bringt, werden sich Chefsekretärinnen, Zahnarztfrauen und bessere Töchter gehörig umschauen. Denn aus dem Schmuckstück für die Bauhaus-Fraktion, über das zum Beispiel Porsche-Fahrer immer nur milde gelächelt haben, wird plötzlich ein Auto, das selbst einem Mittelmotor-Coupé wie dem Cayman gefährlich nahekommt.

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Preise auf Porsche-Niveau

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Das gilt nicht nur fürs Fahrverhalten, sondern auch für den Preis. Wer mit dem TT auf Porsche-Niveau fahren will, darf nicht das 169 kW/230 PS starke Einstiegsmodell für 35 000 Euro kaufen, er muss gleich zum TTS greifen. Der kostet schon in der Grundkonfiguration 49 100 Euro und ist mit ein bisschen Ausstattung sogar teurer als das kleine Krokodil aus Zuffenhausen.

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Dann steckt hinter dem vom Audi R8 inspirierten Kühlergrill ein Vierzylinder-Turbo, der mächtig Musik macht. Im wörtlichen Sinn, weil der Auspuff einen kernigen Sound hat und die Elektronik immer mal wieder Zwischengasstöße oder Fehlzündungen einstreut. Und im übertragenen Sinn, weil es mit 310 PS und bis zu 380 Nm gehörig vorangeht. Erst recht, wenn die rasend schnelle Doppelkupplung die Regie übernimmt. Mit einem Sprintwert von 0 auf 100 in 4,6 Sekunden bleibt der TT sogar dem Porsche 911 auf den Fersen. Dass bei 250 km/h schon wieder Schluss ist, liegt weniger am mangelnden Vortrieb als am Respekt vor dem geplanten TT RS, der knapp 300 Sachen schaffen wird.

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Betörender Spaß in engen Kurven

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Es sind ohnehin nicht die langen High-Speed-Geraden, die im TT den größten Spaß machen. Es sind mehr denn je die Kurven, die mit diesem Auto betören. Absolut narrensicher, aber dank vieler elektronischer Kunstgriffe lange nicht mehr so kalt und leidenschaftslos wie seine Vorgänger, schneidet der Zweitürer über die Landstraßen. Anbremsen, einlenken, beschleunigen und wieder gerade ziehen - wie im Rausch rasiert man durch die Radien. Und man freut sich an dem kleinen Kick, wenn die Elektronik im sportlichsten Fahrmodus die kurveninneren Räder ein wenig abbremst, damit der TT noch schneller ums Eck kommt. Selbst das Heck darf dabei manchmal verführerisch wackeln, bevor das ESP dem wilden Treiben ein sicheres Ende bereitet. So schnittig und sportlich war der TT noch nie.

Man sieht bei diesem Coupé nicht nur das Fahrverhalten mit neuen Augen. Auch sonst erfordert das Coupé einen radikalen Perspektivwechsel. Als erster Audi fährt der TT mit dem so genannten Virtual Cockpit. Wo früher analoge Uhren montiert waren, steckt hinter dem Lenkrad jetzt ein 12,3 Zoll großes Display. Weil das nicht nur so brillante Grafiken anzeigt wie ein Tablet-Computer, sondern auch fast so viele Informationen bereitstellen kann und der Beifahrer in einem Sportwagen ohnehin wenig Rücksicht erwarten darf, hat Audi alle anderen Displays im TT dafür eingespart. Bei der Gelegenheit haben die Bayern gleich noch die allermeisten Schalter ausgemustert, durch ihr Touchwheel ersetzt oder in das jetzt ziemlich überfrachtete Lenkrad verlegt.

Armaturenbrett als Augenweide

Bedienung, Anzeige und Straße liegen in einer Achse. So aufgeräumt, schlank und rank, wie das Cockpit jetzt wirkt, ist es sehenswerter denn je. Nicht zuletzt die Lüfterdüsen mit den in die Naben integrierten Steuerdüsen sind ein echter Blickfang. Der Fahrer muss seinen Blick nicht mehr abwenden. Das dient der Sicherheit.

Während Audi innen eine digitale Revolution angezettelt hat, haben sich die Designer bei der Karosserie mit einer Evolution begnügt. Der TT ist ein wenig kantiger und prägnanter geworden. Er steht bei nahezu unverändertem Format mit dem längeren Radstand und den kürzeren Überhängen spürbar strammer auf der Straße. Die LED-Signaturen des LeMans-Rennwagens, die Matrix-Scheinwerfer oder die wischenden LED-Blinker zeugen von einer neuen Zeit.

Fazit: Design und Dynamik in Bestform

Es hat zwar ein bisschen gedauert, aber im dritten Anlauf ist der Audi TT endlich da, wo ein Sportwagen hingehört. Jetzt sieht das Coupé nicht nur atemberaubend aus, es fährt auch so. Erst recht als TTS. An dem könnte sich sogar der Porsche Cayman die Zähne ausbeißen.

Datenblatt: Audi TTS

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

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