Can-Am Spyder Roadster: Ein Zwitter auf drei Rädern

Berlin (dpa-infocom) - Man fühlt sich frei wie auf einem Motorrad, aber fährt so bequem wie im Auto. So wirbt der Fahrzeughersteller Bombardier Recreational Products für den Can-Am Spyder Roadster. Als Zwitter auf drei Rädern soll er die Vorteile beider Gattungen vereinen.

Sie sind ein leidenschaftlicher Motorradfahrer, aber langsam zu alt fürs Abenteuer? Oder Sie haben schon immer vom Motorradfahren geträumt, aber nie die Zeit für den Führerschein gefunden? Dann gehören Sie zu jenem kleinen Kreis von Kunden, für den Bombardier Recreational Products (BRP) den Can-Am Spyder Roadster entwickelt hat. Das Dreirad kann man mit einem Pkw-Führerschein benutzen. Dass der Zweisitzer trotzdem zu den Exoten zählt und die Verkaufszahlen dreistellig bleiben, liegt am ungewöhnlichen Konzept, dem Vertrieb abseits der Autohäuser und am hohen Preis. Der Spaß beginnt erst bei rund 18 000 Euro. Und das Topmodell ist mit 27 000 Euro teurer als mancher kompakte Sportwagen.

Schneemobil mit Rädern

Entstanden ist das ungewöhnliche Gefährt aus einer Laune der Entwickler. Da BRP vor allem Schneemobile baut und die Ingenieure ihre Arbeit im Sommer nicht einstellen wollten, haben sie ihre Ski-Doos kurzerhand mit Rädern bestückt. Das erklärt auch, weshalb der Can-Am im Gegensatz zum klassischen Trike seine zwei Räder vorne und das einzelne, angetriebene Rad hinten hat. Bei den Testfahrten hatten die Kanadier offenbar so viel Spaß, dass sie ihre Prototypen in den Handel brachten.

Wer als Autofahrer in den Sattel klettert, muss sich gründlich umstellen: Zwar sehen die Instrumente relativ vertraut aus, und man findet auch auf Anhieb eine bequeme Sitzposition. Doch Gas geben muss man jetzt mit der Hand. Und wenn man der sequentiellen Automatik-Schaltung ins Zeug pfuschen will, macht man das mit dem Daumen. Nur gebremst wird wie beim Auto mit dem Fuß.

Dynamik wie ein Supersportwagen

Was man beim Fahren erlebt, kennt man allenfalls von Sportwagen. Weil selbst die Touring-Variante mit elektrisch verstellbarer Frontscheibe, Gepäckfächern, Sitz- und Griffheizung kaum mehr als 400 Kilogramm wiegt, startet das Dreirad wie eine Rakete - und das mit nur zwei Zylindern. Der Motor schöpft aus 1,0 Liter Hubraum 71 kW/100 PS und entwickelt ein maximales Drehmoment von 104 Newtonmetern.

Während die Drehzahl in Regionen schnellt, in denen Autofahrern Angst und Bange wird, schießt das wie ein Insekt aus einem Science-Fiction-Film gezeichnete Dreirad in weniger als fünf Sekunden auf Tempo 100. Und 165 km/h können verdammt schnell sein, wenn man offen im Sturm sitzt. Ebenfalls für Auto-Umsteiger ungewohnt ist der Verbrauch: Mit dem 25 Liter-Tank schafft man 200 schnelle Kilometer.

Kurvenfahren neu erlernen

Auf der Geraden ist die Fahrt selbst für Motorrad-Novizen eine leichte Übung und dank der auf Knopfdruck veränderbaren Hinterrad-Federung auch eine komfortable Angelegenheit. Sobald man etwa beim Überholen von Lastwagen auf den Seitenwind gefasst ist, fühlt man sich ziemlich sicher.

Nur beim Kurvenfahren brauchen Autofahrer Übung. Denn sie müssen jetzt wie beim Fahrrad mit der Stange lenken. Für Motorradfahrer ist es ungewohnt, weil sie sich nicht mehr in die Kurve legen können. Zwar verhindert eine Elektronik mit einem Dutzend Steuersystemen das Umkippen. Aber nicht umsonst raten die Verkäufer beiden Fraktionen vor der ersten Spritztour zu einer gründlichen Einweisung. Ohne Training dürfen Frischlinge nicht an den Lenker.

Fazit: Teures Spielzeug für Sonnenstunden

Neben dem hohen Preis ist das ungewöhnliche Fahrverhalten wahrscheinlich der wichtigste Grund, weshalb das Dreirad nur ein Exot bleiben wird. Natürlich fährt man den Spyder einfacher als ein Motorrad und fühlt sich darauf freier als in jedem Cabrio. Aber am Ende ist es eben doch nur ein Kompromiss.

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