Citroen C4 Cactus: Die französische Revolution geht weiter

Berlin (dpa-infocom) - Sie haben der Welt die Ente geschenkt und den Automarkt mit Modellen wie dem Mehari oder Pluriel bereichert. Dann kam nichts. Jetzt haben die Franzosen ihre Kreativität wieder entdeckt und wollen mit dem C4 Cactus den Kleinwagen revolutionieren.

Citroen C4 Cactus: Die französische Revolution geht weiter
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Der Mini macht auf Luxus und Lifestyle, der Opel Adam treibt es bunt und der Fiat 500 lebt das Dolce Vita. Wer mit einem Kleinwagen Erfolg haben will, der muss mehr bieten als nur ein Transportmittel. Das zumindest ist die vorherrschende Meinung unter den Autoherstellern, die den Kunden seit Jahren eine wahre Marketingschlacht beschert. Aber muss das so sein? Jedenfalls nicht, wenn es nach Citroen geht. Denn die Franzosen gehen jetzt einen anderen Weg.

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Enthaltsamkeit sorgt für Entspannung

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Statt das Auto weiter aufzuladen, fragen die Franzosen beim neuen C4 Cactus was wirklich wichtig ist. Alles andere lassen sie weg. Das führt nicht nur zu einem neuen Konzept unter den kleinen CrossOvern, das drückt auch den Preis. Los geht es deshalb dort, wo es sonst nur normale Kleinwagen gibt: bei 13 990 Euro.

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Dabei predigen sie nicht den radikalen Verzicht wie Dacia beim Sandero oder die wenig aufregende Sachlichkeit wie VW beim Polo. Sie machen aus der Enthaltsamkeit eine Einstellungssache und bieten Sympathie statt Statusdenken. Das rundliche Design ist deshalb frei von Aggression und jedem Imponiergehabe, so dass der Cactus weder Scheinwerfer wie Edelsteine noch irgendwelchen Flitter aus Chrom braucht. Und innen ist alles auf maximale Entspannung ausgerichtet.

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Ein Sofa wie im Wohnzimmer

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Das beginnt beim aufgeräumten Cockpit, in dem ein serienmäßiger Touchscreen fast alle Knöpfe und Schalter ersetzt, und endet bei den ungewöhnlichen Sitzmöbeln. Denn die Sessel sind nicht wie üblich stark konturiert, sondern breit und bequem wie daheim im Wohnzimmer. Und wer die Version mit automatisiertem Schaltgetriebe bestellt, kann mit einem speziellen Kissen sogar die Lücke zwischen beiden Plätzen schließen und mit dem Nachbarn auf Tuchfühlung gehen.

Vorn fährt man damit bequemer als in vielen anderen Kleinwagen. Doch im Fond lässt die Freude trotz 2,60 Metern Radstand und 4,16 Metern Länge spürbar nach. Auf der Rückbank wähnt man sich in einer tiefen, dunklen und relativ engen Höhle. Und der Kofferraum ist mit seinen 358 Litern zwar relativ groß, leidet aber unter der hohen Ladekante.

Avantgarde oder Armutszeugnis?

Weniger ist mehr - das ist nur die positive Sicht der Dinge. Wenn man es böse meint mit den Franzosen, dann kann man den Cactus auch als Armutszeugnis werten, mit dem sich Citroen endgültig aus dem Wettbewerb verabschiedet. Denn ohne den philosophischen Überbau ist es schwer zu erklären, warum man zum Beispiel die hinteren Fester nur ausstellen kann oder weshalb die Rücklehne im Fond nur an einem Stück umzuklappen ist. Wo andere Hersteller mit Xenon oder LED-Technik ums beste Licht streiten, begnügt sich Citroen mit trüben Halogen-Funzeln und die Liste der Assistenzsysteme ist gefährlich kurz.

Dafür haben die Franzosen andere Extras zu bieten, die sie für nützlicher halten. Zum Beispiel die innovativen Airbumps. Diese mit Luft gefüllten Kunststoffkissen rund um die Karosse machen den Cactus nicht nur unverwechselbar, sondern schützen neuralgische Karosserieteile auch vor teuren Parkremplern. So ganz auf Zierrat wollen sie auch nicht verzichten. Deshalb erinnern die Türgriffe an die Tragebügel nobler Reisetaschen und der nach oben öffnende Deckel des Handschuhfachs an eine Schmuckschatulle.

Antrieb allenfalls Durchschnitt

Wie bei der technischen Ausstattung fährt der Cactus auch beim Antrieb nicht gerade vorne mit - sonst hätten die Schaltgetriebe sechs Gänge, es gäbe eine ordentliche Automatik und vielleicht sogar eine Doppelkupplung. Immerhin haben die Franzosen einen für Citroen neuen Motor zu bieten: Neben zwei Dieseln mit 68 kW/92 PS oder 73 kW/99 PS und zwei Dreizylinder-Benzinern mit 55 kW/75 PS oder 60 kW/82 PS gibt es deshalb einen neuen Turbo. Aus ebenfalls drei Zylindern holt er 81 KW/110 PS und wirft sich mit maximal 205 Nm wacker ins Zeug, beschleunigt in 9,3 Sekunden auf Tempo 100 und schafft 190 km/h.

Dass trotzdem so recht keine Fahrfreude aufkommen will, liegt an der betont komfortablen Abstimmung, der leichtgängigen Lenkung, dem mäßigen Getriebe und der dürftigen Geräuschdämmung. Aber welchem Kleinwagenfahrer geht es um mehr als das Ankommen, würden die Franzosen auf diese Kritik entgegnen. Außerdem ist der Motor dafür vergleichsweise sparsam: Serienmäßig mit Start-Stopp bestückt und 200 Kilo leichter als der C4 Picasso, ist er auf dem Prüfstand mit 4,7 Litern zufrieden und kommt auf einen CO2-Ausstoß von 107 g/km.

Fazit: DerCactussticht heraus

Selbst wenn er nicht in allen Details wirklich gut gemacht wurde - gut gedacht haben die Franzosen den kleinen Revoluzzer allemal. Deshalb sticht der Cactus mit charmantem Design und entspanntem Innenleben buchstäblich als erfrischende Alternative aus dem riesigen Feld der Kleinwagen heraus.

Datenblatt:CitroenC4 Cactus THP110

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

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