Golf GTI: Wolfsburger Alltagssportler

Auch beim neuen Golf halten die Niedersachsen an ihrer GTI-Tradition fest.

Düsseldorf. Beim Golf VII geht es Schlag auf Schlag: Ab Mai ist mit dem GTI bereits die vierte von elf vorgesehenen Modell- Varianten des VW-Bestsellers auf dem Markt. Als Wolf im Schafspelz bezeichnen die Wolfsburger Marketing-Strategen den Sport-Ableger, der einen Zweiliter-Vierzylinder- Turbo unter der Haube hat. Der Direkteinspritzer drückt satte 220 PS auf die Vorderräder und wuchtet als Performance-Version noch zehn Pferdestärken drauf. Die größte Fan-Gemeinde außerhalb von Deutschland hat der GTI in den USA sowie im erstaunlich PS-freudigen Großbritannien.

Dabei schien es wenig verheißungsvoll zu beginnen, als Anfang der 70er Jahre die Idee einer Sportversion vom Golf aufgegriffen wurde. Im Bereich Vertrieb war man sich nicht sicher, ob die Rechnung aufgeht. „Macht mal Wolfsburger Alltagssportler 5 000 Stück, mehr werden es sicherlich nicht“, erinnern sich Beteiligte noch heute an damalige Verkaufs-Prognosen für den ersten GTI mit seinem kurzen Stoßfänger, einem sparsamen 1,6-Liter- Einspritzmotor und 110 PS. Eingeprägt haben sich auch der schmale rote Rahmen um den Kühlergrill, der Golf-Ball als Schaltknauf sowie Sportsitze im klassischen Karo-Bezug. Stets ein Modell, ein zeitloses Design, die Motorisierung von später 137 über 180 bis hin zu 210 PS im GTI VI steuerten den Kompaktwagen in die Erfolgsspur.

Analog dem klassischen Golf hat VW auch hier die Gewichtsspirale unterbrochen und ihm dank Leichtbau- Alternativen 42 Kilo zum Vorgänger abgenommen. Die Start-Stopp-Automatik sowie die Übersetzungen der Gänge einbezogen, spricht VW von einem reduzierten Normverbrauch um 18 Prozent, damit 1,3 Liter weniger auf 100 km als beim Vorgänger. Mit dem optionalen 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) sind es 14 Prozent darunter.

Für Fahrspaß pur sorgt der ausgesprochen drehfreudige TSI im Zusammenspiel mit dem hoch präzise arbeitenden Getriebe. Der GTI verzeiht (fast) alles. Dank seiner variablen Vorderachse, der Lenkung, die mit zunehmender Geschwindigkeit fester und der Lenkwinkel damit kleiner wird, sowie den Bremsen, die ohne Wenn und Aber arbeiten, kann man fast bis in den Grenzbereich gehen. Und dann gibt es noch ein ganzes Bündel an Assistenz- Systemen.

Obwohl Fahr- und Verbrauchswerte beider GTIVersionen fast gleich sind - Spitze: 246 km/h mit 220 PS zu 250 km/h mit 230 PS, Verbrauch jeweils 6 Liter -, verweist VW auf das Performance- Paket für zusätzliche 1 125 Euro. Dafür gibt es die zehn PS mehr, rote Bremssättel, rundum innen belüftete Scheiben und eine elektronisch geregelte Vorderachs- Differenzialsperre. Sie spielt bei der Kurvenhatz - oder auch beim zügigen Abbiegen - ihre Stärken aus. Dreht das innere Vorderrad durch, bekommt das äußere mehr Antriebskraft. Damit ist die Traktion gesichert, der GTI steuert sauber durch die Kurve.

Im Unterschied zu PSschwächeren Golf-Modellen ist die Karosserie um 15 Millimeter abgesenkt. Serienmäßig wird der GTI mit einem Sportfahrwerk angeboten. Das ist aber nicht, wie man annehmen könnte, bretthart sondern recht komfortabel ausgelegt.

Auch deshalb ist der GTI im Unterschied zu manch anderen Wettbewerbern wie Ford oder Renault ein Fahrzeug für den Alltag, auch für die entspannte Fahrt in den Karo-gemusterte Stoffsitze und der Schaltknüppel mit Golf-Ball Urlaub.

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