Honda Jazz Hybrid: Der kleine Knauser

Berlin (dpa-infocom) ­ Der Hybridantrieb erobert den Kleinwagen: Wenn im April der Honda Jazz Hybrid ab 18 900 Euro startet, wird er nicht nur zum günstigsten, sondern auch zum handlichsten Teilzeitstromer der Republik.

Honda hat den kleinen Knauser nicht neu entwickelt. Die Basis bildet ein bereits vor zweieinhalb Jahren eingeführter Stadtflitzer von 3,90 Metern, der mit hohem Dach und variablem Innenraum ein wenig frischen Wind in das von VW Polo, Renault Clio und Opel Corsa dominierte Segment gebracht hat. Die Technik übernehmen die Japaner von ihrem Öko-Coupé Insight. Auch im Jazz werden deshalb ein 1,3 Liter große Benziner und ein Elektromotor zusammengespannt. Sie kommen im Team auf eine Leistung von 72 kW/98 PS und haben genügend Kraft für den quirligen Kleinwagen: Das Auto beschleunigt in 12,1 Sekunden auf Tempo 100. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h ist er kaum langsamer als der vergleichbare Benziner.

Benziner bleibt die treibende Kraft

Treibende Kraft des Hybrid-Jazz ist und bleibt der Verbrenner. Die E-Maschine dient nur als Unterstützung etwa beim Beschleunigen oder als Generator zum Beispiel beim Bremsen. Alleine antreiben kann sie den Wagen nur in ganz wenigen Ausnahmefällen. Wie von Geisterhand elektrisch losfahren oder auf Knopfdruck durch die Stadt stromern ­ das funktioniert mit einem Hybriden von Honda deshalb leider nicht. Trotzdem ist der elektrische Beistand für den Benziner eine probater Appetitzügler: Knapp einen Liter auf 100 Kilometer kann man deshalb sparen, wenn man vom 74 kW/100 PS-Modell mit konventioneller Technik auf den Hybriden wechselt. Dafür zahlt man einen Aufpreis von 2000 Euro, in dem aber auch schon das 1300 Euro teure Automatikgetriebe enthalten ist.

Dieses stufenlose Schaltwerk würde man sich allerdings am liebsten sparen. Es treibt nicht nur den Preis, sondern vor allem den Puls. Denn es reagiert zu zäh und träge. Wo eine konventionelle Automatik längst den Gang wechselt, nervt es beim Beschleunigen mit viel zu hohen Drehzahlen und dem entsprechenden Sägen aus dem Motorraum.

Die Elektronik macht den Fahrer zum Sparer

Damit man im Alltag möglichst nahe an den Normverbrauch von 4,5 Litern (CO2-Ausstoß: 104 g/km) kommt, hat Honda zum grünen Antrieb auch noch einen Öko-Trainer mit eingebaut: Neben dem aktuellen Kraftfluss und verschiedenen Durchschnittswerten flimmert deshalb über den Monitor im kunterbunten Cockpit auch eine persönliche Spritsparskala, die effiziente Fahrer mit digitalen Blümchen belohnt. Das weckt den Sportsgeist und macht Sparen zu einer persönlichen Herausforderung.

Außerdem prangt neben dem Lenkrad noch eine schillernd grüne Taste für den „Eco-Mode“, mit dem Honda den Sprithahn noch ein bisschen weiter zudreht. Weil dann unter anderem das Getriebe anders schaltet, das Gaspedal verzögert reagiert und die Klimaanlage sanfter pustet, soll der Verbrauch noch einmal um zwei, drei Zehntel zurück gehen, versprechen die Entwickler.

Keine Abstriche für den Antrieb

Sieht man vom leidigen Getriebe ab, muss man beim Jazz für den Hybridantrieb keine Abstriche machen: Die Fahrleistungen sind für einen Kleinwagen absolut ausreichend. Am Federungskomfort ändern die paar zusätzlichen Kilo für den Akku nichts. Auch das pfiffige Sitz- und Ladekonzept bleibt weitgehend erhalten. Lediglich das Staufach unter dem Kofferraumboden ist nun für die Batterie reserviert.

Dennoch bietet der Jazz mit seinen 332 Litern fast so viel Laderaum wie ein VW Golf. Außerdem kann man weiterhin die Rückbank umlegen und die hinteren Sitzkissen wie bei einem Kinosessel aufstellen. Dann kann man zum Beispiel mühelos Topfpflanzen oder Stehlampen transportieren. Zudem hat Honda die Gelegenheit zu einem kleinen Facelift genutzt und vor allem innen etwas mehr Liebe zum Detail bewiesen.

Fazit: Große Chance für den Kleinen

Schmuck gezeichnet, pfiffig möbliert und jetzt noch technisch ganz vorne ­ spätestens als Hybrid wird der Jazz zur attraktiven Alternative unter den knauserigen Kleinwagen. Vor allem, wenn man keinen Diesel fahren möchte. Zwar nerven die Automatik und das elektrische Fahren, dafür kostet der Hybridantrieb fast weniger Aufpreis als ein Radio. So kommt der Hybridantrieb auch im Kleinwagen vielleicht bald groß raus.

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