Kia Sorento: Premium für Preisfüchse

Berlin (dpa-infocom) - Er ist das eigentliche Flaggschiff von Kia: Während die Mittelklasse-Limousine Optima bei uns nur eine Nebenrolle spielt, ist der Geländewagen Sorento ein Importschlager. Mit dem Generationswechsel rückt er noch mal ein Stück weiter nach oben.

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Groß geworden ist Kia als Billigmarke. Doch die Zeiten, in denen die Koreaner ihre Autos nur über den Preis verkauft haben, sind lange vorbei. Spätestens seit der Verpflichtung des deutschen Stylingchefs Peter Schreyer gilt Kia als Designer-Marke. Und seit die meisten Autos für Europa in Rüsselsheim entwickelt werden, sind die Koreaner auch technisch auf der Höhe der Zeit. Wenn sie im Februar die dritte Generation des Sorento an den Start bringen, kommt jetzt noch eine weitere Facette hinzu. Denn der große Geländewagen wird zur Neuauflage so vornehm und üppig ausgestattet, dass der Kia sich in Richtung Nobelmarken bewegt. Dabei haben die Koreaner ihre Wurzeln allerdings nicht ganz vergessen: Zwar dürfte der Preis für einen Sorento mit exklusiver Ausstattung 50 000 Euro leicht übertreffen. Doch zumindest das Basismodell soll bei bürgerlichen 32 000 Euro starten und damit Premiumqualität für Preisfüchse bieten.

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Feinschliff bis ins Detail

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Wie ernst es Kia mit Weg nach oben ist, spürt man bei der ersten Sitzprobe im neuen Sorento an jedem Detail: Die Kunststoffe sind sanft unterschäumt, die Bedienelemente schmeicheln den Fingern, das Leder ist samtweich, die Displays leuchten mit der brillanten Schärfe moderner Smartphones und die Verarbeitung ist edel. Allen Ambitionen zum Trotz schwelgen die Koreaner aber nicht im Überfluss, sondern dekorieren den Geländegänger nach dem Motto „weniger ist mehr“. Das Cockpit und mehr noch die Mittelkonsole wirken dank dem großen Touchscreen extrem aufgeräumt und nur vereinzelt funkeln in der noblen Landschaft ein paar Zierteile aus Aluminium.

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Für Komfort und Sicherheit bietet der Sorento eine üppige Ausstattung: Fast jeden Handgriff übernehmen auf Wunsch elektrische Helfer, fürs problemlose Rangieren zeigen Kameras den Wagen aus einer virtuellen Vogelperspektive, und bei der Einhaltung von Spur oder Abstand hilft die Elektronik ebenfalls.

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Mit innerer Größe

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Aber der Aufstieg des Sorento lässt sich nicht nur an Ausstattung und Ambiente festmachen, sondern auch an seinen Abmessungen. Obwohl das Auto mit seinem neuen Design vergleichsweise rank und schlank aussieht, ist es gewaltig gewachsen: Acht Zentimeter mehr Radstand und zehn Zentimeter mehr Länge wirken innen Wunder. In der ersten Reihe fährt man fürstlich und die zweite Reihe ist auch für Erwachsene keine Zumutung mehr - zumal sich die Sitze dort um ein paar Zentimeter verschieben lassen. Nur die dritte Reihe bleibt ein Notbehelf für den Nachwuchs. Die lässt man besser im Kofferraumboden verschwinden und nutzt stattdessen lieber den auf 605 Liter gewachsenen Stauraum, der sich wie von Geisterhand öffnet: Man muss nur hinter das Auto treten, schon schwingt die Klappe auf.

So konsequent der Sorento Anschluss an die Spitzenliga sucht - spätestens beim Blick unter die Haube bekommt der Wagen wieder einigen Abstand zu den Nobelmarken: Für ein ernst gemeintes Kräftemessen mit der Mercedes M-Klasse oder dem BMW X5 haben die Koreaner schlicht die falschen Motoren. Denn das sind durchweg alte Bekannte, die zum Generationswechsel allenfalls leicht überarbeitet wurden. Sie sind zu klein und zu schwach, um mit der Konkurrenz auf der Überholspur mitzuhalten. Und von zukunftsweisenden Technologien wie einem Hybrid- oder gar einem Plug-in-Hybriden ist auch keine Rede.

Eher Dauerläufer als Sprinter

Selbst das Top-Modell muss sich mit einem 2,2 Liter großen Diesel begnügen, der gerade mal auf 147 kW/200 PS kommt. Zwar ist der Allradler mit maximal 441 Nm flott bei der Sache und beschleunigt trotz seiner stattlichen 1,8 Tonnen in ordentlichen 9,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h.

Bei normalem Reisetempo ist er ungewöhnlich leise, die Automatik arbeitet sanft und seidig, das Fahrwerk ist komfortabel und trotzdem hinreichend bestimmt und mit einem respektablen Normverbrauch von 6,7 Litern (CO2-Ausstoß 178 g/km) taugt er mühelos zum Dauerläufer. Doch mehr als 200 km/h sind aus dem Motor kaum herauszupressen. Bei dem kleineren Diesel mit 2,0 Litern Hubraum und 136 kW/185 PS oder den 138 kW/188 PS starken 2,4-Liter-Benziner sind es noch weniger.

Fazit: Aufsteiger mit Bodenhaftung

Er sieht aus wie ein Nobelhobel, bietet Platz wie die großen Konkurrenten und gibt sich bei Ausstattung und Ambiente keine Blöße. So nimmt Kia mit dem Sorento Kurs auf die Premiumklasse. Gleichzeitig wahren die Koreaner die Bodenhaftung und schlagen nicht über die Stränge. Allerdings gilt die Zurückhaltung nicht nur beim Preis, sondern auch bei der Performance.

Datenblatt: KiaSorento 2.2 CRDI AWD Automatik

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

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