Mia Electric: Quadratisch, praktisch, sauber

Berlin (dpa-infocom) - „Liebling, sie haben den Stadtbus geschrumpft!“ So oder ähnlich dürften die Menschen in den Metropolen reagieren, wenn sie zum ersten Mal die Mia sehen. Der elektrische Kleinwagen kommt zum Jahreswechsel in den Handel.

Die Mia Electric - ein elektrischer Kleinwagen mit deutschen Vätern aus französischer Fertigung - wird es für einen Kampfpreis von 19 500 Euro geben. Sie gibt auf den ersten Blick tatsächlich den Bonsai-Bus: Nur 2,87 Meter lang und 1,64 Meter breit, ragt er 1,55 Meter in die Höhe und sieht aus wie ein Schuhkarton auf Rädern.

Jeden Millimeter genutzt

Grund dafür ist die optimale Raumausnutzung, die der ehemalige VW-Designchef Murat Günak bei seinem jüngsten Projekt im Sinn hatte: Weil wenig Platz verschwendet wird und die gesamte Antriebstechnik im Heck oder unter den Sitzen verschwindet, bietet der Wagen tatsächlich bequem Platz für drei und notfalls sogar vier Personen. Das ist umso eindrucksvoller, weil die Mia kaum länger ist als ein zweisitziger Smart.

Möglich wird das durch die eigenwillige Bestuhlung: Der Fahrer rückt in die Mitte und bleibt in der ersten Reihe alleine. Seine Mitreisenden dagegen sitzen im Fond und können links und rechts bequem die Beine ausstrecken. Nur der Mittelplatz auf der Rückbank ist denkbar unbequem und bleibt der um 32 Zentimeter gestreckten und deshalb 1000 Euro teureren Mia L vorbehalten. Allerdings sitzen auch dort höchstens Kleinkinder bequem.

Schieben statt klappen

Genau so unkonventionell wie die Sitze ist der Einstieg. Damit man in Parkplätzen weniger Raum braucht, bekommt die Mia zwei Schiebetüren und zudem jeweils große Aussparungen im Dach und im Boden. So steht man nicht vor, sondern im Fahrzeug und kann sich fast auf den Sitz fallen lassen. In keinem anderen Kleinwagen kommt man so leicht auf die Rückbank.

Weil die Mia ein neues Auto für eine neue Zeit sein will, fährt sie rein elektrisch. Dafür hat sie einen E-Motor unter dem je nach Modell 200 oder 420 Liter großen Kofferraum, der die Hinterachse antreibt. Er leistet allerdings nur 18 kW/24 PS. Obwohl der Microbus weitgehend aus Kunststoff besteht und darum weniger als 800 Kilo wiegt, hat der Stromer beim Beschleunigen seine liebe Mühe. In der Stadt ist man am Steuer des kleinen Flitzers gut aufgehoben, die Landpartie jedoch wird schnell zur Geduldsprobe: Erstens wird Mia bei 110 km/h abgeregelt, und zweitens braucht sie für den Spurt von 60 auf 100 Sachen eine gefühlte Ewigkeit. Außerdem schrumpft dann beachtlich die Reichweite.

Ladezeit für Halbtagsjobber

Fast im Fünf-Minutentakt verschwindet bei flotter Fahrt ein Leuchtbalken der Akkuanzeige. Bei sanftem Gasfuß und umsichtiger Fahrweise verspricht der Hersteller dagegen für den 8 kWh großen Lithium-Eisen-Phosphat-Akku unter den Sitzen eine Aktionsradius von bis zu 90 Kilometern. Wer für knapp 4500 Euro auf die 12 kWh große XL-Batterie wechselt, der muss erst nach 130 Kilometern an die Steckdose. Dort braucht Mia je nach Akku eine Pause von drei bis fünf Stunden. Büropendler haben damit selbst bei einem Halbtagsjob zum Feierabend „vollgetankt“.

Neben dem charmanten Design, der ungewöhnlich simplen Bedienung im schlichten Cockpit und dem überraschend üppigen Platzangebot ist es vor allem der Preis, der für die Mia spricht. Mit einem Basispreis von 19 500 Euro für das ziemlich spartanisch ausgestattete Grundmodell, 23 500 Euro für die normale und 24 500 Euro für die gestreckte Variante ist sie zwar noch immer doppelt so teuer wie ein konventioneller Kleinwagen. Aber von anderen E-Autos wie dem Mitsubishi i-Miev oder dem Nissen Leaf trennen den kleinen Bus rund 10 000 Euro. Und nicht nur die Anschaffung ist vergleichsweise preiswert, sagt Designer Murat Günak, sondern auch der Betrieb: „Der Strom für 100 Kilometer kostet nur etwa einen Euro.“

Fazit: Die Zukunft des Zweitwagens

Als einziges Auto im Haushalt taugt die Mia für die allerwenigsten. Doch wer einen Zweitwagen für den Weg ins Büro, zur Uni oder zum Einkaufen braucht, ist mit dem kleinen Stromer bestens bedient. Er bietet viel Raum auf kleinster Fläche, ist spaßig und sparsam und wuselt flink durch den Stadtverkehr. Und ehe man sich's versieht, könnte die Rechnung der Mia-Macher aufgehen: Plötzlich sitzt man häufiger im Zweit- als im Erstwagen.

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