Mini Coupé: Sportler für die Westentasche

Berlin (dpa-infocom) - Eigentlich machen Autohersteller ein Riesen-Geheimnis um ihre Modelle von Morgen. Doch Mini genehmigte jetzt einen Blick auf seine fünfte Modellvariante - ein Coupé. Ein Flitzer, der seines Gleichen sucht.

Normalerweise sieht man sie nur von weitem, ein wenig unscharf oder durch engmaschige Zäune. Die sogenannten Erlkönige - stark getarnte Prototypen kommender Baureihen - hüten sie meist wie ihren Augapfel. Doch immer dann, wenn sie ein wenig Überzeugungsarbeit leisten und die Kunden auf ein besonders ungewöhnliches Konzept vorbereiten müssen, lassen sie sich schon etwas früher in die Karten schauen. Wie jetzt bei Mini. Der Autobauer plant, im Herbst ein Coupé ab 21 200 Euro anzubieten. Und das kann sich sehen lassen. Denn so kurz und klein war seit dem Ende von Smart Roadster, Ford Puma und Opel Tigra kein anderer Sportwagen auf dem deutschen Markt.

Bekannte Technik, neu verpackt

Technisch basiert das Coupé auf dem Dreitürer und ist mit 3,74 Metern auch ähnlich lang. Doch bis auf den Bug hat es mit dem sogenannten „Hatchback“ kaum mehr etwas gemeinsam: Die Frontscheibe steht deutlich schräger und das Dach wurde um drei Zentimeter tiefergelegt. Außerdem ist es viel kürzer als üblich und läuft unter einem markanten Spoiler in einer langen, schrägen Heckklappe aus. Vor allem im Profil und im Zusammenspiel mit dem Fensterausschnitt und der Karosseriesäule erinnert das Dach deshalb an eine falsch herum aufgesetzte Baseballkappe. Das gibt dem Coupé einen coolen, verwegenen Look.

Die Motorenauswahl kennt man vom Rest der Modellpalette. Aber mit Blick auf den Fahrspaß beschränkt sie sich beim Coupé auf die stärkeren Aggregate. Los geht es deshalb erst mit dem 90 kW/122 PS starken Cooper. Darüber rangieren ein Diesel mit 105 kW/143 PS, der Cooper S mit 135 kW/184 PS und der John Cooper Works. In dieser Version kommt ein 1,6 Liter großer Turbo-Motor zum Einsatz, der das Coupé mit 155 kW/211 PS und bis zu 280 Nm tatsächlich zur Spaßgranate macht: 6,4 Sekunden vergehen bis Tempo 100, und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 240 km/h. Trotzdem ist der Wagen im Normzyklus mit 7,1 Litern (CO2-Ausstoß 165 g/km) zufrieden - auch weil eine Start-Stopp-Automatik serienmäßig ist. Mit einem rasanten Fahrstil lässt sich der Verbrauch aber leicht verdoppeln.

Die Versuchung fährt mit

Die Versuchung, dieses Potenzial auf freier Strecke regelmäßig abzurufen, fährt beim Coupé immer mit. Ist schon der konventionelle Mini ein Pulsbeschleuniger, taugt der Zweitürer zum potenten Herzschrittmacher: Keine Gerade ist zu kurz für einen Zwischenspurt und keine Kurve zu eng für die Suche nach der Ideallinie. Wieselflink und wendig geht das Coupé um die Ecken und macht jede Landstraße zur Lustmeile. Dabei lässt sich der Wagen im normalen Setup problemlos auf Kurs halten.

Allerdings kann man die Stabilitätskontrolle in zwei Stufen deaktivieren. Dann muss man zwar kräftig am Lenkrad kurbeln und bisweilen selber stabilisierend eingreifen, hat aber auch noch mehr Spaß bei der Sache. Dafür haben die Ingenieure noch einmal gründlich Hand ans Fahrwerk angelegt. So wurden nicht nur Dämpfer und Stabilisatoren neu abgestimmt. Es gibt auch einen zweiten Heckspoiler, der bei Tempo 80 automatisch ausfährt und die Straßenlage verbessert. „Aber natürlich sieht das einfach cool aus“, sagt ein Entwickler.

Design wie ein Streifenhörnchen

Das weiß auch Designchef Anders Warming und spielt nicht nur mit den Formen, sondern auch mit den Farben. Deshalb gibt es auf Wunsch ein farblich abgesetztes Dach und als Clou invers lackierte Rallyestreifen. Auf Heck und Haube haben sie die Farbe des Helmdachs, und auf dem Dach ist es genau umgekehrt.

Bei aller Liebe zum schönen Schein will das Coupé auch ein praktisches Auto sein. Deshalb prahlen die Entwickler mit einem 280 Liter großen Kofferraum, der dank der riesigen Klappe sehr leicht zu beladen ist. So viel Stauraum hat diesseits des Countryman kein anderer Mini zu bieten. Dazu gibt es ein paar Geheimfächer im Wagenboden und eine praktische Durchreiche, dank derer der Beifahrer auch während der Fahrt ans Gepäck kommt. Nur auf die zweite Sitzreihe muss man im Coupé verzichten. Doch mal Hand aufs Herz: Wer will in einem Mini schon hinten sitzen?

Fazit: Spielzeug für die Spaßgesellschaft

Kurz und knackig, kess und kräftig - so wird das Coupé zum vielleicht ehrlichsten Modell in der Mini-Familie. Es wird zwar rund zehn Prozent teurer als der Dreitürer. Doch dafür sieht der Zweitürer schnittiger aus und will gar nicht mehr sein, als er ist - ein schnelles Spielzeug.

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