Toyota Aygo: Der japanische Drilling

Berlin (dpa-infocom) - Kleinwagen sind in Mode. Neben dem neuen Renault Twingo und dem nächsten Smart geben drei weitere ihren Einstand, die in Tschechien gebaut werden: Citroën C1, Peugeot 108 und Toyota Aygo.

Toyota Aygo: Der japanische Drilling
Foto: dpa

Ausgerechnet der japanische Drilling treibt es am tollsten.

Toyota Aygo: Der japanische Drilling
Foto: dpa

Toyota sorgt für Farbe im Großstadt-Dschungel. Wenn die Japaner im Juli die zweite Generation des Aygo an den Start bringen, treiben sie es richtig bunt: Sie legen ein farbenfrohes Individualisierungsprogramm auf, um zu beweisen, dass auch ein Kleinwagen für rund 10 000 Euro nicht langweilig und lustlos sein muss. Die Maskerade mit bald zwei Dutzend austauschbaren Kunststoffteilen für außen und innen kommt allerdings nicht von ungefähr. Schließlich müssen die Japaner sich nicht nur gegen modische Konkurrenten wie den Renault Twingo, den Smart oder den Fiat 500 wehren, sondern sich auch in der Familie durchsetzen. Denn zeitgleich mit dem Aygo kommen auch dessen Drillingsbrüder Citroën C1 und Peugeot 108 auf den Markt.

Toyota Aygo: Der japanische Drilling
Foto: dpa

Design mit Faktor X

Toyota Aygo: Der japanische Drilling
Foto: dpa

Neben dem kunterbunten Zierrat setzt Toyota auf ein ebenso auffälliges wie eigenständiges Design. Waren die Drillinge in der ersten Generation nur an der Kühlermaske zu unterscheiden, sind nun die Frontscheibe und die vorderen Türen die einzigen Gleichteile. Die Japaner haben diese Freiheit für eine betont kantige Formgebung genutzt: Vorn trägt der Aygo ein ungewöhnliches X im Gesicht. Die prominent ausgestellten Rückleuchten neben der sechseckigen Heckscheibe erinnern an Glasscherben.

Toyota Aygo: Der japanische Drilling
Foto: dpa

Auch innen wirkt der Aygo auf den ersten Blick relativ farbenfroh und macht einen munteren Eindruck. Allerdings können die vielen bunten Konsolen nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Kleinwagen ein Billigauto ist und wie sein Vorgänger bei knapp unter 10 000 Euro starten soll. Softtouch-Oberflächen, Klavierlack und weich unterschäumte Kunststoffe sucht man vergebens. Stattdessen sieht man viel Hartplastik, fühlt scharfe Grate und dünne Stoffe. Man sollte besser auch nichts Schweres auf die fragile Hutablage legen.

Toyota Aygo: Der japanische Drilling
Foto: dpa

Den Wind in den Haaren und die Sonne im Herzen

Dass trotzdem sofort gute Laune aufkommt, liegt am pfiffigen Touchscreen-Infotainmentsystem und dem großen Faltdach, das in der gehobenen Ausstattungsvariante zum Standard zählt. Wenn das Internet-Radio spielt, die Online-Navigation den Weg ins Wochenende weist und einem der warme Frühlingswind durch die Haare streicht, hat man schnell die Sonne im Herzen.

Ein unkonventionelles Design, viel Farbe und ein Multimedia-Center wie ein iPad - damit kann der Aygo wirklich punkten. In den klassischen Disziplinen dagegen ist der Kleinwagen allenfalls Durchschnitt: Bei einer nahezu unveränderten Länge von 3,46 Metern ist das Platzangebot wenig überragend: Während man in der ersten Reihe noch gut sitzen kann, wird es im Fond des als Drei- und Fünftürer lieferbaren Aygo schon für Schulkinder ungemütlich. Und der Kofferraum ist zwar um 20 Prozent gewachsen. Aber auch mit jetzt 168 Litern Fassungsvermögen ist er schon von einem Wochenendeinkauf überfordert. Von einer Urlaubsreise ganz zu Schweigen.

Müder Motor für ein aufgewecktes Auto

Auch der Motor ist lange nicht so munter wer Rest des Autos: Wie die meisten Kleinwagen in dieser Klasse fährt auch der Aygo mit einem Einliter-Dreizylinder. Der kleine Benziner leistet maximal 51 kW/69 PS und geht mit dem für seine Bauart typischen Schnattern ans Werk. Er kommt zwar schnell auf Touren. Doch wenn die Drehmomentkurve bereits bei 95 Nm gipfelt, darf man nicht zu viel erwarten - auch wenn der Aygo nicht einmal 900 Kilo wiegt. Von 0 auf 100 km/h braucht er deshalb 14,2 Sekunden und bei 160 Sachen ist schon wieder Schluss. Immerhin ist der Verbrauch ordentlich: 4,1 Liter und 95 g/km stehen im Datenblatt. Es könnten allerdings noch weniger sein, wenn es auch für Deutschland die Start-Stopp-Automatik und die Leichtlaufreifen und für die gesamte Palette ein Sechsgang-Getriebe gäbe.

Die Fahrt auf der Autobahn empfindet man mit dem Aygo deshalb eher als Last denn als Lust - zumal der kurze Radstand und die schmale Spur bei Fahrbahnschäden nicht gerade für Gelassenheit sorgen. Doch sobald man sich der Stadt nähert, sieht die Sache anders aus: Kurz, klein und handlich - so wuselt man durch dichten Verkehr und erfreut sich an der leichtgängigen Lenkung und dem winzigen Wendekreis. Wo anderen bei der Einfahrt ins Parkhaus der Schweiß auf die Stirn tritt, hat man im Aygo ein Strahlen im Gesicht.

Fazit: Einfach und gut

Die Technik ist zwar Standard und das Konzept konventionell. Doch mit seinem farbenfrohen Design und der innovativen Individualisierung hebt sich der Aygo am Ende trotzdem aus dem breiten Feld der Stadtflitzer ab. Er beweist, dass auch ein Kleinwagen einfach gut sein kann.

Datenblatt: ToyotaAygo

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort