Toyota Yaris: Außen klein und innen groß

Berlin (dpa-infocom) - Kein anderes Segment ist so dicht besetzt wie das der Kleinwagen. Wer dort punkten will, muss sich etwas Besonderes einfallen lassen. Das hat auch Toyota gelernt - und die dritte Generation des Yaris ins Rennen.

Wenn im Herbst die dritte Generation des Yaris kommt, sieht das wichtigste Modell der Japaner nicht nur schicker und sportlicher aus als früher, sondern bietet auch noch mehr Platz und vor allem eine pfiffige Ausstattung. Nur eines ändert sich nicht: der Einstiegspreis. Er beträgt 11 675 Euro für den Drei- und 12 395 Euro für den Fünftürer.

Großer Raum auf kleiner Fläche

Wie beim Vorgänger folgt Toyota auch diesmal wieder der Devise: „Außen klein, innen groß“. Obwohl der neue Yaris 10 Zentimeter mehr Radstand hat und insgesamt 5 Zentimeter in die Länge geht, misst er deshalb nur 3,89 Meter und ist deutlich kürzer als die Konkurrenz: Ein VW Polo zum Beispiel ist 3,97 Meter lang und der neue Kia Rio kommt auf 4,05 Meter. Trotzdem bietet der Wagen seinen Passagieren überraschend viel Platz: Vorne sitzen auch große Erwachsene bequem. Die Rückbank ist zumindest beim Fünftürer mehr als ein Notbehelf und der Kofferraum ist alltagstauglich geworden: Er legt um 25 Prozent zu und misst nun 286 Liter. Das ist so viel, dass sich die Japaner den Einbau der verschiebbaren Rückbank diesmal gespart haben.

Zum neuen Format gibt es eine neue Form: Außen zeigt der Yaris mehr Ecken und Kanten und innen wendet er sich wieder stärker dem Fahrer zu: Das Lenkrad steht steiler, die Sitze lassen sich besser einstellen, und vor allem wandern die Instrumente aus der Mitte des Armaturenbretts endlich wieder hinters Lenkrad. Außerdem entdeckt man im neuen Cockpit plötzlich ein paar praktische Ablagen und weiß endlich, wohin mit Handy oder Haustürschlüssel.

Wenig Fortschritt unter der Haube

Beim Design und im Innenraum hat Toyota ganze Arbeit geleistet. Doch beim Antrieb sind die Japaner zu kurz gesprungen. Wenn es den Yaris im Sommer 2012 auch als Hybrid gibt, taugt er wieder als Vorreiter. Doch bis dahin fährt er mit den alten Benzinern und Dieseln hinterher. Denn den Downsizing-Konzepten mit Aufladung und Direkteinspritzung hat Toyota bislang ebenso wenig entgegen zu setzen, wie den Spartechniken auf breiter Flur.

Die Start-Stopp-Automatik gibt es nur für eine Motorvariante, statt der Doppelkupplung muss die ungeliebte, stufenlose CVT-Automatik genügen, und von Rekuperation oder Leichtlaufreifen ist nicht die Rede. Einzig die 20 Kilo weniger Gewicht und die optimierte Motorreibung kann man den Japanern zugutehalten. Kein Wunder also, dass der Yaris beim Verbrauch nur Mittelmaß bietet: Die Benziner stehen mit 4,8 bis 5,5 Litern in der Liste, und der Diesel kommt auf 3,9 oder 4,1 Liter. Damit liegen die CO2-Werte in einer Spanne von 104 bis 127 g/km.

Fahrspaß gibt's nur mit dem Diesel

Starten wird der Yaris mit drei Motoren - einem 1,0 Liter großen Dreizylinder-Benziner mit 51 kW/69 PS, einem Vierzylinder mit 1,33 Liter Hubraum und 73 kW/99 PS und dem bekannten Diesel. Er schöpft aus 1,4 Liter Hubraum 66 kW/90 PS und ist für den Fahrspaß die beste Wahl. Auch ihm müssen zwar 175 km/h genügen, und für den Sprint von Null auf 100 km/h braucht er stolze 10,8 Sekunden. Doch mit 205 Nm hat er zumindest in der Rushhour und auf der Stadtautobahn genügend Dampf. So kommt man flott von der Ampel weg, sticht im Rennen und den letzten Parkplatz manch anderen Kleinwagen aus und genießt den Yaris als handlichen und wendigen Stadtflitzer. Allerdings zahlt man dafür einen hohen Preis: Der Diesel kostet fast 2000 Euro mehr als der große Benziner. Da muss man viel fahren, bis sich dieser Motor bezahlt macht.

Doch die Ingenieure waren nicht ganz untätig, zum Beispiel bei der Unterhaltungselektronik. So gibt im Yaris das Infotainment-System Toyota Touch seinen Einstand. Das wird für 550 Euro Aufpreis zur vielleicht pfiffigsten und auf jeden Fall günstigsten Navigation im Segment. Über ein Handy mit dem Internet verknüpft, holt es die Sonderziele von Google ins Auto. Dank spezieller Apps, für die sich Toyota vom iPhone inspirieren ließ, informiert es über das Wetter, die Benzinpreise in der Umgebung und den aktuellen Stand des Facebook-Profils. Vielen Kunden könnte das sogar wichtiger sein als Fahrspaß oder Laufkultur.

Fazit: Bis auf den Antrieb ist der Yaris gut gelungen

So ist der neue Yaris am Ende doch ein ganz zeitgemäßer Kleinwagen geworden. Er sieht gut aus, bietet viel Platz auf wenig Raum, hält mit seiner Elektronik den Anschluss an die Zukunft und bewahrt beim Preis das nötige Augenmaß. Zwar trüben die Motoren den Glanz, doch ist mit dem Hybrid-Antrieb ja Abhilfe in Sicht. Denn der wird nicht nur sparsamer, sondern auch sportlicher als der Rest der Familie.

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