Watercar Panther: Endlich mal die große Welle machen

Berlin (dpa-infocom) - Von so einem Auto konnte James Bond nur träumen: Eben noch ein lässiger auf dem Highway, gibt das Watercar eine Kurve später den Wellenreiter. Das ist keine Film-Trickszene, es funktioniert - im schnellsten Amphibien-Auto der Welt.

Watercar Panther: Endlich mal die große Welle machen
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Bloß keine Panik! Nur weil da vorne die Straße zu Ende ist und es dann ins Wasser geht, muss man nicht gleich das Lenkrad herumreißen und in die Eisen steigen - zumindest nicht, wenn man mit dem Panther der amerikanischen Firma Watercar unterwegs ist. Was die beiden Tüftler Dave March und Fred Selby da in den letzten zehn Jahren in Los Angeles zur Serienreife entwickelt haben und von nun an den Jetsettern in aller Welt verkaufen wollen, ist tatsächlich ein Auto fürs Wasser. Und zwar nicht irgendeins. Mit 130 km/h an Land und bis zu 70 km/h auf den Wellen ist der Panther das schnellste Amphibienfahrzeug, das man für Geld und gute Worte bekommen kann, prahlen die Erfinder.

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Hybrid aus Hinterradantrieb und Jetdüse

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Möglich macht das eine Art Hybrid-Antrieb, der aber nichts mit der Spritspartechnik von Prius und Co gemein hat. Statt auf einen mageren Vierzylinder, einen großen Akku und einer starken E-Maschine setzen Selby und March auf einen klassischen V6-Motor, den sie mit 3,7 Litern Hubraum und 184 kW/250 PS aus der amerikanischen Großraumlimousine Odyssee übernehmen und dem Panther ins Heck schrauben.

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„Hybrid“ ist das, was danach passiert: Auf Knopfdruck kann man die Kraft über ein Verteilergetriebe wahlweise für den Straßenbetrieb an die Hinterräder oder im Wasser an eine Jetdüse übertragen, die das Watercar mit einem gewaltigen Strahl nach vorne treibt. Damit die Fahrt beim Übergang zwischen den Elementen nicht ins Stocken gerät, lassen sich beide auch mischen.

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Oben Jeep, unten Yacht

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Aber der Antrieb allein macht aus dem Auto noch kein Boot. Dafür haben die Tüftler sich eine komplett neue Kunststoff-Karosserie ausgedacht: Während der Panther damit oben herum einem Jeep Wrangler fast schon gefährlich ähnlich sieht, wirkt der Wagen von unten tatsächlich wie ein Schiff - mit spitz zulaufendem Bug und einem durchgehenden Kiel. Den braucht man, wenn man mit Vollgas übers Wasser rauschen und dabei halbwegs die Richtung halten will.

Was man beim Wellenreiten dagegen gar nicht gebrauchen kann, sind die Vorderräder. Weil sie die Strömung stören würden, kann man die Räder hydraulisch anwinkeln und einziehen, bevor man das Gaspedal durchtritt und mit den Jetskis an der Küste um die Wette fährt.

Schwimmweste statt Airbags

Zwar fährt der Panther auf der Straße tadellos, wenn man sich erst einmal an die harte Kupplung und den entsprechend großen Wendekreis gewöhnt hat. Doch darf man das Watercar deshalb nicht mit einem echten Auto vergleichen, mahnen seine Erfinder - auch wenn am Heck natürlich ein ganz normales Nummernschild prangt. Nebensächlichkeiten wie ein wetterfestes Verdeck, eine Klimaanlage oder gar Airbags haben sich Selby und March deshalb gespart. Auf dem Wasser hat man den Bogen ebenfalls ziemlich schnell raus. Das Wechselspiel aus Lenkeinschlag und Gasstößen beherrscht man deshalb bald so gut, dass man förmlich um die Bojen driftet und die Gischt oft meterhoch spritzt.

Aber auch mit einem echten Boot wollen sich Tüftler nicht messen - selbst wenn das Tempo durchaus vergleichbar ist, an den dünnen Stühlchen vorschriftsmäßig eine Schwimmweste hängt und zur kompletten Ausrüstung nur noch ein Anker fehlt. Den haben die Entwickler bewusst weggelassen, weil man mit dem Panther nicht ankern muss. Denn wo andere Boote im Hafen „geparkt“ werden, rollt man mit dem Watercar aus dem Wasser und fährt direkt vor die Haustüre.

100 000 Euro und jede Menge Papierkram

Dass sich die Erfinder mit den Vergleichen so schwertun, hat einen einfachen Grund: Sie wissen, dass ihr Fahrzeug nie das beste Auto und nie das beste Boot sein wird. Aber sie können sich sicher sein, dass kein anderes Auto so gut schwimmt und kein Boot so gut auf der Straße fährt. Und das reicht offenbar, um daraus ein Geschäft zu machen.

Deshalb haben sie ein Dutzend Mitarbeiter angestellt, nehmen seit dem letzten Herbst für umgerechnet rund 100 000 Euro Vorbestellungen entgegen und beginnen gerade mit der Auslieferung. Nicht nur in Amerika, sondern überall dorthin, wo die Menschen genug Geld und Zeit für so ein Spielzeug zwischen Straße und See haben. Auch nach Deutschland: Nur um den Papierkram für die Zulassung müssen sich die Kunden selber kümmern.

Fazit: Das perfekte Spielzeug für große Strandjungs

Zu wenig Platz, zu teuer, kein Komfort, null Sicherheit und nicht einmal ein festes Dach - wer nicht gerade bei der Küstenwache oder dem Technischen Hilfswerk arbeitet, der kann das Watercar nicht ernst nehmen. Doch wenn Geld keine Rolle spielt und man endlich mal wieder der Star am Strand sein will, sticht man damit jeden Sportwagen und jedes Speedboot aus.

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