Alkoholtest in Frankreich: Das Pusteröhrchen-Desaster

Seit Juli müssen in Frankreich alle Autofahrer — auch Urlauber — Alkoholtester mit sich führen. Diese gibt es aber fast nirgendwo zu kaufen.

Straßburg. In Frankreich ist der Alkoholkonsum tief in der Kultur verwurzelt. Das passt gut zum Lebensgefühl der Nachbarn, um das die Deutschen sie oft beneiden. Im Straßenverkehr hat die Lässigkeit jedoch dramatische Folgen: Bei fast einem Drittel aller tödlichen Unfälle ist Alkohol im Spiel; in Deutschland ist das nur bei etwa zehn Prozent der Fall.

Die französische Regierung reagierte, indem sie ein neues Straßenverkehrsgesetz auf den Weg brachte. Es schreibt seit Juli vor, dass jeder Autofahrer einen Einweg-Alkoholtest mit sich führen muss. Wer etwas getrunken hat, soll sich vor Fahrtantritt selbst kontrollieren. Seit Einführung der neuen Regelung herrscht im Nachbarland aber Chaos.

Mal sind es die Autofahrer, die sich schlecht informiert fühlen. Dann kritisieren Experten die Ungenauigkeit der Billiggeräte, von denen viele Urlauber noch gar nichts wissen. Am schlimmsten wiegt jedoch die Tatsache, dass die sogenannten Ethylotests seit Wochen ausverkauft sind. Die Vollstreckung des Bußgeldes (elf Euro) für Nichtmitführen eines Tests ist aber zunächst bis zum 31. Oktober ausgesetzt.

Im Elsass in der Nähe von Straßburg, übt sich die Polizei in Aufklärungsarbeit. Bei normalen Verkehrskontrollen verteilen die Beamten kostenlos die Pusteröhrchen, die im Handel zwischen 1,50 und vier Euro kosten. Eigentlich sollten sie längst in Apotheken, Drogerien, Supermärkten sowie an Tankstellen zum Verkauf ausliegen. „Es gibt aber nirgendwo auch nur ein einziges Gerät“, sagt die in Lothringen lebende Düsseldorferin Gisela Burkhardt (60). So wie ihr ergeht es den meisten Franzosen — und vielen Urlaubern.

Deutsche Verkehrsvereine sehen den Test derweil kritisch. „Grundsätzlich begrüßen wir jede Maßnahme, die der Verkehrssicherheit dient“, sagt AVD-Sprecher Dirk Vincken. „In diesem Fall geht es aber eher um die psychologische Seite. Von der Technik her sind die Alkoholtests der Sicherheit nicht dienlich.“ Auch der ADAC bleibt kritisch. „Viel zu ungenau“, nennt eine Sprecherin die Technik.

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