Von Probefahrt bis Preis: Kauftipps für Oldtimer

Stuttgart (dpa/tmn) - Einen Wagen aus der eigenen Kindheit zu fahren, wünschen sich viele Autoliebhaber. Mit dem Kauf allein ist es aber nicht getan, selbst bei fitten Old- oder Youngtimern. In die Rechnung fließt der Aufwand ein, das Fahrzeug in Schuss zu halten.

Noch ist es ein bisschen kalt. Bald aber schon dürfte der Frühling die ersten Sonntagsfahrer auf den Asphalt locken. Nicht jene der langsamen Sorte „Opa mit Hut“, sondern solche, deren fahrender Untersatz neugierig macht. Aber schicke Old- und Youngtimer sind nicht nur Blickfang, sondern wecken auch Begehrlichkeiten. Wer die Anschaffung erwägt, muss einige Besonderheiten beachten - schließlich geht es nicht um den Handel mit Fließbandware.

Eine Sache ist jedoch die gleiche wie beim Neuwagenkauf: „Überlegen Sie sich zunächst, für welche Zwecke Sie das Auto nutzen wollen“, rät Hans-Jörg Götzl vom Fachmagazin „Motor Klassik“ in Stuttgart. „Soll die ganze Familie mitfahren können? Oder soll es doch der Zweisitzer für die einsame Sonntagsausfahrt sein?“ Manche Interessenten suchen das ideale Fahrzeug auch für Rennen, andere für einen Concours d'Élégance, um Preise einzuheimsen, so der Experte.

Stichwort Preis: Bevor man sich auf ein Fahrzeug versteift, wird der Finanzrahmen abgesteckt. Viele Klassiker sind zwar erschwinglich, schlagen aber beim Unterhalt drastisch zu Buche - vor allem durch Reparaturen. „Für 25 000 Euro gibt es schon einen Ferrari 400i oder einen 412 - einen schöner Zwölfzylinder. Das gleiche Geld ist in einem Mercedes SL aus den 70ern aber besser angelegt“, nennt Götzl ein Beispiel. Während ein Motordefekt beim Italiener schon dessen wirtschaftlichen Totalschaden bedeuten könne, seien beim Stuttgarter - ein guter Allgemeinzustand vorausgesetzt - kaum Reparaturen zu erwarten. Auch die Ersatzteile seien leichter zu bekommen und vergleichsweise günstig. Nicht zuletzt in die Überlegungen einfließen sollte, dass manche Fahrzeuge sich auch als Wertanlage eignen.

Anders als bei manch einem aktuellen Fahrzeug gehen Steuern und Versicherungen weniger ins Geld. Unabhängig von Schadstoffklasse und Hubraum liegen die Abgaben für Oldtimer, die vor 30 Jahren und mehr erstmals zugelassen wurden, bei pauschal 192 Euro pro Jahr. Ein H-Kennzeichen bei der Zulassung wird aber nur bei Vorlage eines Oldtimergutachtens erteilt, das Prüforganisationen wie TÜV, Dekra, GTÜ oder KÜS erstellen. Das weist Fahrzeuge in einem relativ unverbauten Originalzustand als „erhaltenswertes Kulturgut“ aus. „Die meisten Oldtimer auf dem Markt haben bereits die H-Zulassung“, sagt Götzl. Sei dies nicht der Fall, könne dies als Indiz dafür gelten, dass das Auto verbastelt ist.

Für die Versicherungen sind Oldtimer ein Nischengeschäft. Doch es gibt spezielle Tarife - etwa bei ADAC Classic Car, AXA, HDI, Gothaer und anderen. „Die Beiträge sind verschwindend gering, weil die Zahl der Schadensfälle mit der Stückzahl auf den Straßen sinkt“, erklärt Götzl. Hinzu kommt, dass Klassiker meist mit großer Vorsicht bewegt werden, sagt Christian Lübke vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft.

Bei der Suche nach dem Traumwagen sind die großen Kfz-Marktplätze im Internet nützlich: Dort finden sich Privatanbieter und Händler. Für das aktuelle Preisniveau einzelner Modelle geben die Seiten ebenfalls Anhaltspunkte. „Dort sehen Sie aber nur das, was der Verkäufer sich wünscht“, schränkt der Marktbeobachter Frank Wilke von Classic Car Tax ein. In diesen Tagen stellt das Unternehmen eine Datenbank mit üblichen Marktpreisen von rund 3000 Fahrzeugen online. Einen guten Überblick geben auch Listen in Fachzeitschriften.

Auktionen sind vor allem für Schnäppchenjäger eine Alternative. „Allerdings kann man die Wagen dort nie Probe fahren“, gibt Wilke zu bedenken. Gerade in England seien Fahrzeuge günstig zu bekommen, die dort wie der Mercedes W124 „nur als altes, großes Auto gelten“. Sein Tipp: Die Internetseiten von Auktionshäusern wie Baron's, H&H oder Charterhouse im Blick behalten.

Bleibt noch die Frage, bei wem man kauft: Während Privatanbieter in der Regel günstiger sind, müssen Händler fast immer eine Gewährleistung geben. Es sei denn, sie veräußern ein Auto explizit als Bastlerfahrzeug mit erheblichen Mängeln, so Götzl. Beim Händler besteht oft auch die Möglichkeit, das begehrte Mobil für eine Sichtprüfung von unten auf eine Hebebühne zu fahren.

Bei der Fahrzeugbesichtigung ist Fachwissen gefragt. Wer sich nicht mit der Technik auskennt, sollte zum Termin einen Experten mitnehmen. „Haben Sie keinen geeigneten Bekannten, helfen Oldtimerclubs gern gegen einen kleinen Betrag weiter“, empfiehlt Götzl. Ein Fachmann sieht schnell, ob Schlieren im Kühlwasser schwimmen, das Getriebe feucht oder das Öl statt goldgelb eher dunkel ist. In solchen Fällen den Kauf besser lassen. „Ein Alarmsignal ist auch, wenn der Vorbesitzer sagt: Ich habe den Wagen schon mal warm laufen lassen“, sagt Götzl. „Man will schließlich hören, wie gut er anspringt.“

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