Zwischen Vollgas und Vernunft - Premieren auf der LA Auto Show

Los Angeles (dpa/tmn) - Wie das Autojahr 2013 wird, mag sich noch keiner ausmalen. Doch um das alte zu beschließen, lassen es die Hersteller auf der Auto Show in Los Angeles noch einmal richtig krachen.

Die schnellste Limousine der Firmengeschichte, ein rasanter Flügeltürer und ein Roadster, der die Schallgrenze von 300 km/h weit hinter sich lässt: Wenn die Autobosse zur LA Auto Show (30. November bis 9. Dezember) ihre Premieren anpreisen, dann schwelgen sie gerne in Superlativen. Kein Wunder: Die Kalifornier lieben teure, starke und schnelle Autos. Doch auch für das grüne Gewissen des Golden State und den Alltagseinsatz gibt es Neues: Saubere E-Autos und klassische SUVs.

Mercedes zieht in L.A. das Tuch von einer nachgeschärften Version des SLS mit 464 kW/631 PS. Lamborghini feiert auf einer Party im Umfeld der Messe die Weltpremiere des Aventador Roadster, der mit einer Höchstgeschwindigkeit von 350 km/h jedem Haarfestiger den Halt austreibt. Porsche lässt die neue Generation des Cayman vom Stapel und verspricht mehr Leistung und Tempo bei weniger Gewicht und geringerem Verbrauch. Und Jaguar zeigt mit dem XFR-S, dass selbst eine Limousine zum Leistungsträger taugt. „404 kW/550 PS und 300 km/h machen das Auto zum stärksten und schnellsten Viertürer in der Firmengeschichte“, wirbt Markenchef Adrian Hallmark.

Ebenfalls als reines Spaßauto - allerdings mit bodenständigerem Preis - präsentiert VW das neue Beetle Cabrio: Während es in den USA direkt nach der Messe in den Handel geht, müssen die Kunden in Deutschland bis Ende Februar warten, kündigt VW-Sprecher Christian Buhlmann.

Obwohl hier die Traumfabrik Hollywood zu Hause ist, halten sich die Autodesigner in Los Angeles merklich zurück. Für einen Kreativwettbewerb der Messe haben sie zwar Skizzen futuristischer Polizeiautos abgeliefert. Aber auf den Ständen selbst ist es mit Visionen nicht weit her. Einzig Mercedes hat mit dem riesigen Geländewagen Ener-G-Force und einem vom Modemacher Jeremy Scott entworfenen Smart mit Engelsflügeln Studien mitgebracht - und zumindest der Smart soll nächstes Jahr in Kleinserie gehen, sagt Markenchefin Anette Winkler. Für den TÜV-Segen würden dem Kleinwagen die Flügel aber wohl noch ein wenig gestutzt.

Auch grüne Fahrzeuge sind in L.A. zu sehen. Zwar ist auch in Amerika die elektrische Euphorie merklich abgekühlt. Und nirgends werden mehr Luxuslimousinen und Supersportwagen verkauft als zwischen Los Angeles und San Diego. Doch gilt Kalifornien auch als Geburtsstätte des modernen Elektroautos und zwingt die Industrie mit strengen Abgasgesetzen zu Neuentwicklungen. Wer keine horrenden Strafen zahlen will, muss sogenannte Zero Emission Vehicles auf die Straße bringen, erläutert BMW-Manager Manuel Sattig und erklärt damit, weshalb die Bayern ausgerechnet in LA den nächsten i3 enthüllen.

Die Coupé-Studie zeige bereits das finale Design, mit dem der elektrische Kleinwagen zu Preisen unter 40 000 Euro Ende 2013 in Serie gehe, kündigt Sattig an. „Das ist genau das richtige Auto für Städte wie Los Angeles“, sagt BMW-Designchef Adrian von Hooydonk. „Der Wagen ist sauber und sieht trotzdem cool aus.“

Zwei weitere elektrische Kleinwagen-Premieren, die es mit etwas Glück auch bald in Europa geben könnte, sind der Chevrolet Spark und der Fiat 500.

Fast vorbei scheint dagegen der Trend zum Geländewagen - zumindest an der Westküste. Während auf der Motorshow in Detroit noch häufig die großen Pick-ups und SUVs im Rampenlicht stehen, fallen die Allrad-Premieren in Los Angeles kaum auf. Bei Nischenmodellen wie dem Fiat 500 L Trekking mit mehr Bodenfreiheit und wuchtiger Beplankung oder der nächsten Generation des Subaru Forester kann man das vielleicht noch verstehen. Aber auch nach dem neuen Toyota RAV-4, der vor drei Generationen und fast 20 Jahren immerhin das Segment der kompakten SUV mitbegründet hat, dreht sich kaum jemand um.

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