Chanels schwarze Jacke im U-Bahn-Tunnel

Berlin (dpa) - Chanel im Untergrund - das hätte „Mademoiselle“ begeistert. Dass Modefotos von Chanel-Designer Karl Lagerfeld ab Freitag (23.11.) im eher unglamourösen Ambiente des Bahnhofs Potsdamer Platz zu sehen sind, trifft den Geist von Coco Chanel (1883-1971), Gründerin des Traditionshauses.

Schließlich wird ihr der Spruch zugeschrieben, Frauen sollten stets in der Lage sein, im Laufen einen Bus zu erreichen.

Oder halt eine U-Bahn. Zu sehen ist auf den Bildern ein Klassiker des französischen Modehauses - die kleine schwarze Jacke, in Szene gesetzt von Lagerfeld und der Pariser Stil-Ikone Carine Roitfeld, früher Chefin der französischen „Vogue“.

Lagerfeld hat „The Little Black Jacket“, so der Titel der Ausstellung, 113 Prominenten angezogen. Heraus kamen Porträts von großer Intensität, die den Charakter der jeweiligen Träger zeichnen. Und das, obwohl sie alle die gleiche Jacke tragen.

Schauspielerin Vanessa Paradis wirkt wie eine lässige Prinzessin, Claudia Schiffer elegant und souverän und die auf dem Bild hochschwangere Schauspielerin Charlotte Gainsbourg zerbrechlich. Auch ein paar Männer sind dabei, wie der Designer Olivier Theyskens, der an eine Aposteldarstellung erinnert. Den Gipfel bildet ein Foto von Roitfeld als Coco Chanel, eine verschmitzte Hommage an die legendäre Modemacherin.

Die „kleine schwarze Jacke“ verschmilzt eigentlich zwei Erfindungen Chanels: „das kleine schwarze“ Kleid, das sie in den 20er Jahren lancierte, sowie ihre typische Kostümjacke, die sie in den 50er Jahren perfektionierte. Kurz, meist kragenlos, mit Seide gefüttert und durch dünne Ketten im Saum beschwert, fiel sie perfekt und war bequem wie eine Strickjacke.

„Die Eleganz eines Kleidungsstücks ist eine Frage der Bewegungsfreiheit“, pflegte Chanel zu sagen. Lagerfeld hat in fast jeder Kollektion für Chanel kleine schwarze Jacken auf dem Laufsteg. Stilvoll erfüllen sie den Anspruch von „Mademoiselle“ Chanel. Und wirken dabei jung und zeitgemäß.

Mit dem leerstehenden, ursprünglich für die U3 vorgesehenen Tunnel hat Chanel einen coolen Ort für eine Fotoschau gewählt. Nebenan führt die Rolltreppe zur „echten“ Bahn, im „blinden“ Tunnel selbst wurde die Atmosphäre einer avantgardistischen Kunstgalerie geschaffen.

„Es sollte sich wie Berlin anfühlen“, sagt Bruno Pavlovsky, als Spitzenmanager bei Chanel für die Mode weltweit verantwortlich. In anderen Städten, in denen die Ausstellung bereits zu sehen war, wie Hongkong, London, Paris oder Moskau seien andere ebenfalls auf ihre Art typische Locations gewählt worden.

Rund 300 000 Besucher haben die Schau laut Veranstaltern bislang gesehen. Schon die Eröffnungspartys in London und in Paris entfachten einen regelrechten Hype um „The Little Black Jacket“ - mit einem Aufgebot an Prominenten und großer Medienaufmerksamkeit. Parallel zur Schau ist ein aufwendiger Bildband mit den nun ausgestellten Motiven erschienen. Chanels Jacke scheint immer noch zu rocken.

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