Flamenco trifft modernen Tanz in Wolfsburg

Wolfsburg (dpa) - Der belgische Starchoreograf und Tänzer Sidi Larbi Cherkaoui und die legendäre spanische Flamencotänzerin María Pagés scheinen keine Grenzen zu kennen. Verschiedene Tanzstile verschmelzen und symbolisieren die Vermischung und Gleichberechtigung von Kulturen und Religionen.

Mit der Deutschlandpremiere des Stückes „Dunas“ sind die Movimentos-Festwochen der VW-Autostadt in Wolfsburg am Mittwochabend in die letzte Runde gestartet. Das Publikum der ausverkauften Vorstellung war begeistert und applaudierte minutenlang.

Zwei Menschen nähern sich einander. Wie Kokons umhüllen große Stoffbahnen die beiden. Sie ertasten sich vorsichtig, schließlich werden sie enthüllt und gehen nun direkt aufeinander zu. Jeder auf seine Art. Schon im Äußerlichen sind die beiden grundverschieden - sie im langen Flamenco-Kleid, er in weiten Hosen, Sweatshirt und Turnschuhen. Alte Schattenspiele und moderne Projektionen begleiten den Tanz der beiden.

María Pagés tanzt den klassischen Flamenco kraftvoll und gekonnt, jeder Schritt, jede Armbewegung kommt wie selbstverständlich und ist dennoch etwas Besonderes. Sidi Larbi Cherkaoui tanzt mal den Flamenco mit, mal lässt er Break Dance mit einfließen, mal lassen beide Tänzer ihre Arme nach arabischen oder auch klassischen Klängen miteinander tanzen.

Das Vagabundieren zwischen den Stilen ist ein Markenzeichen für Cherkaoui geworden. Er probierte sich zunächst in Diskotheken aus, kopierte MTV-Clips, lernte Break Dance und Hip Hop. All diese Elemente haben seinen Stil geprägt. Cherkaoui gilt als Bewegungswunder. Als Sohn einer streng katholischen Mutter und eines muslimischen Vaters lernte er zwei Welten kennen. Der Wunsch, beide Welten zu verbinden, findet sich in seinen Stücken wieder.

Auch María Pagés ist dafür bekannt, Grenzen zu überschreiten: „Sie hat den Flamenco verändert, einen Tanz mit strengen Regeln, die sie durch eigene Choreografien durchbrochen hat“, beschreibt Maria Schneider, Kreativdirektorin der Autostadt, die Tänzerin. Festival-Leiter Bernd Kauffmann fühlt sich bei dem Stück an Lessings Ringparabel erinnert, in großer „Gedanken- und Gefühlsklarheit“ werde das Gleichgewicht der Kulturen dargestellt.

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