Französisches Dorf wehrt sich gegen Endzeitsturm

Paris (dpa) - Eine richtige Erklärung für das Interesse ausgerechnet an Bugarach gibt es nicht. Irgendwann um die Jahrtausendwende rutschte das südfranzösische Dorf in den Fokus von Esoterikern und Weltuntergangsjüngern.

Seitdem ranken sich die Geschichten um eine Rettung vor der vermeintlichen Apokalypse am 21. Dezember ausgerechnet in der 200-Seelen-Gemeinde nahe den Pyrenäen. Nach einer wissenschaftlich nicht haltbaren Interpretation des Maya-Kalenders hört an diesem Tag die Welt auf zu existieren. Zu Ende geht aber nur ein wichtiger Zeitzyklus in diesem Kalendarium. Eine Inschrift in der Maya-Stadt Tortuguero deutet noch auf ein Ereignis hin, der Gott Bolon Yokte' K'uh soll kommen. Für einschlägige Kreise heißt das alles zusammen: Weltuntergang.

Der Pic de Bugarach mit seinen 1230 Metern Höhe ist geologische Folge einer tektonischen Verwerfung. Teils unerforschte Höhlen in seinem Inneren dürften eine Grundlage sein für die mysteriöse Geschichte um den Berg. Unter der langen Bergkante soll sich eine Startbahn für Außerirdische befinden. Von dort - so die mehrfach verbreitete und variierte Prophezeiung - nehmen die fremden Wesen am Tag des Weltuntergangs Auserwählte mit in die dann einzig sicheren Weiten des Weltalls.

Die staatliche französische Sekten-Kommission Miviludes beobachtet die Szene schon länger mit Sorge. In Bugarach soll sich nicht wiederholen, was 1995 auf Grundlage vergleichbarer Theorien im Vercors-Massif geschah. Dort töteten sich 16 Anhänger des Ordens der Sonnentempler.

Der Präfekt des betroffenen Départements Aude, Eric Freysselinard, sichert den Berg vorsichtshalber ab - gegen Eindringliche von der Erde. Gleich fünf Tage um den 21. Dezember herum lässt er den Pic de Bugarach und Teile der Wälder ringsum mit einer „verbotenen Zone“ verriegeln. Zudem unterliegt ein etwa 45 Quadratkilometer großes Gebiet um Bugarach starken Restriktionen.

Nur Einwohner und ihre Familien haben freien Zugang zum abgesperrten Gebiet im landwirtschaftlich geprägten Département. Festivitäten vom „Typ Rave Party“ hat die Präfektur in der weltuntergangsnahen Zeit verboten. Kontrolliert werden soll das alles von rund 150 Polizisten. Im Zweifel wird gesperrt.

An den Kontrollpunkten dürfte reichlich Verkehr zu erwarten sein. Im Hotel „Le Presbytère“ ist nach Angaben der Betreiber alles restlos ausgebucht für das große Datum. Auch sonst sei im Dorf nichts zu finden. Im weiteren Umkreis von Bugarach gebe es vielleicht noch die eine oder andere Möglichkeit, hieß es.

Das Interesse der Endzeitjünger lockt auch so manchen Sucher nach dem schnellen Euro. In der regionalen „La Dépêche du Midi“ wurde eine Wohnung mit vier Zimmern für 1500 Euro Miete angeboten - pro Tag. Auch ein Zelt für 450 Euro täglich ist zu haben. Wasser aus einer Quelle am Pic de Bugarach - die Flasche für 15 Euro - soll nicht nur „gegen Grippe und Hämorrhoiden“ helfen, sondern auch gleich die Rückkehr des oder der Geliebten sichern.

Dorfbewohner George Tricoire plant jedenfalls für den Tag nach dem Weltuntergang. Der britischen „Sun“ verriet der 72-Jährige: „Ich werde am 22. Dezember hier sein. Und ich plane, mich dann zu betrinken.“

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