Herbert Grönemeyer in New York

New York (dpa) - Herbert Grönemeyer liebt New York. Doch New York kennt Grönemeyer gar nicht. Völlig ungestört kann der Musiker im dunklen Wollmantel durch Manhattan gehen, wer ihn anspricht, will höchstens Stadtrundfahrten oder „I love NY“-T-Shirts verkaufen.

Das könnte sich ändern: Der 56-Jährige startet jetzt eine USA-Karriere. Dass die Amerikaner künftig nur noch „Gronemeyer“ hören, glaubt er selbst nicht. Im Grunde will der Mann einfach nur spielen.

So ganz aus dem Nichts kommt der Versuch nicht. Grönemeyer hat schon einmal ein englischsprachiges Album gemacht - das war 1989. „What's All This“ hatte einen gewissen Erfolg in Kanada; nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und der erste nichtenglische Künstler in der in den Neunzigern legendären „MTV unplugged“-Sendung war er auch. Inzwischen hat sich Grönemeyer verändert, vor allem hat er aber 13 Jahre in England gelebt.

„Ich hoffe, mein Englisch ist etwas reifer geworden“, sagt Grönemeyer vor ausgesuchtem Publikum in New York. „Nach unserem ersten englischsprachigen Album stand in der "New York Times": "Fünf Sterne für die Texte. Aber viel zu schwer zu verstehen." Okay, das ging vielen Deutschen damals ähnlich. „Ich bin einfach etwas zu steif, zu perfektionistisch an die Übertragung der Texte rangegangen. Dabei kann man doch viel einfacher Gefühle rüberbringen, wenn man mal etwas weglässt und sich auf das Wesentliche konzentriert.“

Im Februar wird er ein Konzert in New York geben - im legendären Beacon Theatre. „Im Sommer wollen wir dann in kleinen Clubs im ganzen Land spielen.“ Vor knapp zwei Monaten ist die englische CD „I Walk“ erschienen - und der Markt hat es kaum gemerkt. Bei Amazon, dem weltgrößten Einzelhändler, ist sie in der Hitliste - auf einem Platz irgendwo jenseits der 17 400. Die USA sind vielleicht der härteste Entertainmentmarkt der Welt. Auf einen ausländischen Künstler, so lyrisch seine Texte auch sein mögen, hat hier niemand gewartet.

Dabei hat Grönemeyer, musikalisch, Unterstützung von ganz oben. U2-Kopf Bono hat mit ihm die Single eingespielt, die auch in Amerika „Mensch“ heißt. Das ist ein Wort, das auch viele Amerikaner vom jiddischen „Mentsh“ kennen. „Wir haben nach diversen irischen Whiskeys gesagt: Das probieren wir mal“, erzählt Grönemeyer, dessen rauhe Stimme in dem Duett ein derber Gegensatz zu der glatteren Stimme Bonos ist. Musikfreunde im Internet sind voll des Lobes über den Titel und auch die Fachpresse ist angetan von Grönemeyer. Im Musikladen an der 86. Straße erntet man vom Verkäufer aber einen verwirrten Blick: „Können Sie den Namen mal buchstabieren?“

Grönemeyer wird all das wissen und es scheint ihm egal zu sein. Die CD hat der Wahl-Londoner ohnehin auf Englisch aufgenommen, warum es also in den USA nicht einfach mal versuchen? Schließlich seien die Amerikaner doch für genau diese Versuche das beste Publikum: „Wir Deutschen stellen immer alles in Frage. Die Amerikaner sind einfach optimistischer, das mag ich an ihnen. Sie lächeln und sagen: "Probieren wir es doch einfach mal!"“

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