Hochzeit in Bhutan: Hohe Erwartungen ans Königspaar

Punakha/Neu Delhi (dpa) - Märchenhochzeit im Himalaya: Für die Menschen im Königreich Bhutan, dem Land des „Bruttosozialglücks“, war die Heirat ihres Herrschers ein besonderes freudiges Ereignis.

Als der 31-jährige Jigme Khesar Namgyel Wangchuck am Donnerstag seine Jugendliebe Jetsun Pema heiratet, verfolgen die meisten der 700 000 Einwohner die farbenfrohe Zeremonie vor dem Fernseher.

Einige tausend Enthusiasten hatten sich sogar auf den Weg zur Klosterfestung Punakha gemacht, um dem jungen Paar bei der Trauung nahe zu sein. Viele waren tagelang zu Fuß unterwegs, um die alte Hauptstadt Bhutans am Zusammenfluss der Flüsse Pho Chu und Mo Chu zu erreichen. Sie alle einte die Hoffnung, dass das junge Paar ihr Land mit Geschick und Besonnenheit durch Zeiten des Umbruchs führen wird.

Bis vor wenigen Jahren war Bhutan vom Rest der Welt abgeschottet. Der Vater des heutigen Königs, Jigme Singye Wangchuck, hatte sein Reich in den Bergen Südasiens als absoluter Regent geführt. Erst um die Jahrtausendwende leitete er allmählich Reformen ein. Er erlaubte das Fernsehen und begann das Land zu öffnen. 2008 wurde erstmals ein Parlament gewählt und eine Verfassung verabschiedet. Wenig später übergab er den Thron in der konstitutionellen Monarchie an seinen Sohn.

Die Veränderungen bedeuteten auch Unsicherheit. Das Konzept des „Bruttosozialglücks“ - einer Mischung aus nachhaltiger Entwicklung, geistigem Wohlergehen und kultureller Identität - ist zwar noch immer Teil der Staatsphilosophie. Gleichzeitig sieht sich das Königreich zwischen den Großmächten China und Indien mit zunehmenden Herausforderungen konfrontiert.

„Bislang haben wir es geschafft, unsere Traditionen zu bewahren“, sagt der Journalist Needrup Zangpo. Doch die Modernisierung sei auch eine Gefahr für die unverwechselbare Kultur Bhutans. Zudem gebe es Fälle von Korruption und Probleme im einst so beispielhaften Gesundheitswesen - beides habe bei den Bürgern Fragen aufgeworfen und Zweifel an der Regierung geschürt.

Daher schauen viele auf ihrer Suche nach Führung trotz der demokratisch gewählten Repräsentanten im Parlament weiter auf den König - und nun auch auf dessen junge Frau. „Unsere Königin ist warmherzig und um das Wohlergehen der Menschen besorgt“, sagt der Jurist Tasho Rinzin. „Wir wünschen uns daher von ihr, dass sie den König aktiv beim Aufbau unserer Nation unterstützt.“

Aber es gibt auch andere Erwartungen an das Königspaar. „Mit seiner Hochzeit hat Seine Majestät einem Wunsch des Volkes entsprochen“, sagt die Hausfrau Tshering Dolma-Denka und lächelt. „Aber wir wären noch glücklicher, wenn die beiden auf dem Weg in ein neues Zeitalter bald mit eigenen Kindern gesegnet werden.“

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