Jan Delay nennt Heino "Nazi"

Kritik ist der Schlagersänger gewohnt. Doch gegen die Vorwürfe des Hamburger Rappers wehrt er sich.

Jan Delay kritisiert Heino: „Das ist ein Nazi. Das vergessen die meisten Leute.“

Jan Delay kritisiert Heino: „Das ist ein Nazi. Das vergessen die meisten Leute.“

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Bad Münstereifel. Neuerdings trägt Heino schwarze Rockerkluft, will mit neuem Image eine jüngere Zielgruppe ansprechen. Doch den Ruch der Deutschtümelei wird er nicht los. Rapper Jan Delay bezeichnet ihn jetzt sogar als „Nazi“. Ein schlimmer Vorwurf, den der 75-jährige Heino nicht auf sich sitzen lassen will. Sein Rechtsanwalt sagt, der Schlagersänger habe Strafanzeige gestellt — wegen des Verdachts der Beleidigung, der üblen Nachrede und Verleumdung.

Heino wehrt sich gegen die Vorwürfe des Hamburger HipHoppers.

Heino wehrt sich gegen die Vorwürfe des Hamburger HipHoppers.

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Im Interview mit der österreichischen Zeitung „Die Presse“ äußerte sich Delay über Heinos Interpretationen verschiedener Rock- und Popsongs, die er 2013 veröffentlicht hatte. „Alle sagten plötzlich: Ist doch lustig, ist doch Heino. Nee, das ist ein Nazi. Das vergessen die meisten Leute, wenn die Leute über Heino reden“, sagt Delay darin.

Eine Retourkutsche? Auf dem Erfolgsalbum „Mit freundlichen Grüßen“ hatte Heino auch den Song „Liebes Lied“ von Delays früherer Band Absolute Beginner gecovert, genauso wie Songs der Ärzte und von Rammstein. Ohne zu fragen. „Es ist schrecklich, wenn so jemand einen Song von dir singt“, sagt Delay. Rammstein hatte den Coversong mit Humor genommen und sich mit Heino in Wacken auf die Bühne gestellt.

Angeblich verschwendet Heino nie Gedanken an politische Dinge. Heino ging es immer um die Karriere und um die Fans, wie er sagt. Der Mann mit blonden Haaren, der Volkslieder singt. Kritiker beschrieben sein Repertoire als deutschtümelnd. Wenn es um Marketing und Aufträge ging, ließ er wenig aus. Zur Zeit der Apartheid sang er vor südafrikanischen Buren „Schwarzbraun ist die Haselnuss“. Die Haselnusstorte ist der Klassiker in seinem Café in Bad Münstereifel.

SPD-Politiker Willy Brandt soll Heino gemocht haben, wie Heino einmal erzählte, aber nur bis der Sänger das Deutschlandlied mit allen drei Strophen für die LP „Lieder aller Deutschen“ einsang. Es war eine Auftragsproduktion des damaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger. Die Platte sollte an Schulen verteilt werden. Heino hat später dazu gesagt, Heimatliebe habe nichts mit Nationalismus zu tun.

Wegen der drei Strophen hat Heino nicht das Bundesverdienstkreuz bekommen. Er selbst hat das nie verstanden. Der Mann, der als Bäckerlehrling und Versicherungsvertreter gearbeitet hatte, sah sich nicht als Rechter: „Im Grunde bin ich Sozialdemokrat.“ Das nahm ihm die 68er-Szene nicht ab.

Es ist eine andere Zeit. Heino ist 75 Jahre alt, hat gerade mit dem Album „Mit freundlichen Grüßen“ den größten Coup seiner Karriere gelandet. Seine Fans sind jünger geworden, seine Kritiker härter. Campino, Frontmann der Toten Hosen, sagte: „Ich find’ das schon komisch, wie vor allen Dingen das Feuilleton dermaßen unkritisch diese Platte bejubelt und dabei vergisst, dass dieser Mann 30 Jahre lang Aushängeschild der deutschen Hässlichkeit war.“

Deutschrapper Delay, der mit „Hammer & Michel“ auf Platz eins der deutschen Album-Charts steht, wollte am Donnerstag keine Stellungnahme abgeben. Heino wehrt sich mit einer Anzeige gegen die Nazi-Vorwürfe von Delay. Der „Bild“ sagte Heino: „Ich bin in meinem Leben ja schon viel beschimpft und beleidigt worden, aber was sich dieser Herr herausnimmt, ist eine Unverschämtheit.“

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