Musikstudent entlarvt Trick von Pilawas "Superhirn"

Mainz (dpa). Mit einem Trick hat ein Musiklehrer bei der ZDF-Sendung „Deutschlands Superhirn 2011“ versucht, sein gutes Gehör unter Beweis zu stellen. Vor mehr als sechs Millionen Zuschauern versprach er Ende Dezember, er könne bei einem Symphonieorchester mit verbundenen Augen heraushören, welcher Musiker gerade nicht mitspielt.

Jetzt hat ein Musikstudent aus Essen gezeigt, wie es der 48-jährige Wahl-Schweizer tatsächlich schaffte, die Lücken im Orchester herauszufinden.

Der Student für Komposition an der Folkwang Universität Essen schaute sich akribisch das ZDF-Video zur Sendung an - und deckte Signale des Orchesters auf. „Es ist ein Trick“, sagte er in einem Video auf seiner Internetseite.

Der bloßgestellte Musiklehrer sieht das anders: „Das ist kein Trick, sondern eine Technik“, sagte er auf Anfrage. Und auch ein ZDF-Sprecher sieht keineswegs einen Trick darin: „Wir wussten, dass es ein Codesystem gibt“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. „Aber nach Ansicht von befragten Experten bleibt es dennoch eine so erstaunliche Leistung, dass sie sich lohnt, im Fernsehen gezeigt zu werden.“

„Vor diesem Mann verneigt sich jede Stimmgabel“, hatte ZDF-Moderator Jörg Pilawa seinen Kandidaten bei der Sendung gelobt. Das Jugendsinfonieorchester Kassel spielte seinem Kandidaten zweimal ein und dasselbe Stück vor. Mit verbundenen Augen fand der dann heraus, welche Musiker beim zweiten Durchgang aussetzten.

Nach Überzeugung des Essener Studenten leisteten die Musiker Hilfestellung: Aus den Reihen des Orchesters erhielt der Lehrer akustische Signale. Als etwa der vierte Geiger aussetzte, spielten die verbliebenen Geiger zum Beispiel den Ton im vierten Takt hörbar höher. Die stärkeren Töne erklärten sich durch die schlechte Akustik, sagt der damalige Kandidat heute. Das Orchester habe stärkere Akzente setzen müssen, sonst wäre der Auftritt nicht geglückt. Außerdem habe er auch nie behauptet, dass das Orchester zweimal auf identische Weise spielt.

„Wenn ich nach Details gefragt worden wäre, hätte ich sie sehr gerne erklärt“, sagte der Musiker. Ihm sei allerdings nicht die Gelegenheit gegeben worden. „Und ich habe mir gar nicht die Frage gestellt, ob man es auch falsch verstehen könnte.“ Gewissensbisse habe er keine.

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