„Pompeji“-Schau: So lebten die reichen Römer

Hamburg (dpa) - Mitten im Zentrum von Pompeji, an der Kreuzung der beiden Hauptgeschäftsstraßen Via Stabiana und Via dell' Abbondanza, liegt die Casa del Citarista. Sie zählt mit 2700 Quadratmetern zu den größten Stadtpalästen in der römischen Stadt, die beim Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. untergegangen ist.

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Benannt ist der Komplex, zu dem neben einer luxuriösen Villa auch noch Geschäfte wie eine Bäckerei, ein Schnellimbiss und ein Bestattungsunternehmen gehörten, nach der dort gefundenen Bronzestatue eines Apollon, der als Kitharaspieler gedeutet wird. Steht man heute als Tourist an dieser Kreuzung in der antiken Stadt, erinnern nur noch Mauerreste an die einstige Pracht. Die meisten Fundstücke aus dem Palast waren bei den Ausgrabungen von 1853 an teils aus den Mauern gehauen und in das Museum nach Neapel gebracht worden.

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Eine Ausstellung im Bucerius Kunstforum in Hamburg lässt die prachtvolle Stadtvilla wieder auferstehen. Unter dem Titel „Pompeji. Götter, Mythen, Menschen“ sind von Samstag an bis zum 11. Januar mehr als 80 Leihgaben aus dem Archäologischen Nationalmuseum in Neapel zu sehen, darunter Wandbilder, Bronzen, Gartenskulpturen und Marmorbildnisse. „Die Zusammenschau aller erhaltenen Funde aus der Casa del Citarista gibt Einblicke in die Wohn- und Lebenswelt der städtischen Oberschicht in Pompeji“, sagte Kurator Andreas Hoffmann am Donnerstag in Hamburg. So werde die räumliche Verbindung der Malerei zur restlichen Ausstattung des Hauses wiederhergestellt.

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Begrüßt werden die Besucher der Schau im Innenhof (Atrium) von Inschriften und Büsten von Mitgliedern der Familie der Popidier, die in der Casa del Citarista wohnte. „Die Familie gehörte zu den wohlhabendsten und einflussreichsten Familien der Stadt“, erklärte Hoffmann, der die Schau gemeinsam mit der Direktorin des Archäologischen Nationalmuseums in Neapel, Valeria Sampaolo, kuratiert hat. „Numerius Popidius Celsinus ließ den Isistempel, der durch das Erdbeben 62 n. Chr. zerstört worden war, auf seine Kosten wiederaufbauen„, heißt es auf einer Inschrift in Latein. „Es gehörte zum Selbstverständnis der Eliten, ihr Ansehen und ihren Einfluss im Gemeinwesen durch Wohltaten zu bekräftigen“, sagte Hoffmann.

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Vom öffentlichen Atrium - hier wurden die Pächter und Klienten des Hausherrn empfangen - kommen die Besucher in einen großzügigen Innenhof mit Gärten (Peristylium), den privaten Teil des Hauses. Im Gegensatz zur Familiengeschichte im Atrium steht hier die dionysische Bilderwelt im Vordergrund: Figuren wie Satyrn, der Hirtengott Pan sowie Reliefs mit Theatermasken entführen den Betrachter gedanklich in ein mythisches Gartenreich. Um ein Wasserbecken stehen bronzene Brunnenfiguren wie eine Hirschkuh, ein Löwe und eine Schlange sowie ein Wildschwein, das von Hunden angegriffen wird, und erinnern an die wilde Natur inmitten des geschützten Hauses.

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Den Innenhof umgaben reich mit Fresken geschmückte Räume, die als Wohn-, Schlaf- oder Gelageräume verwandt und den Anlässen entsprechend möbliert wurden. „Die Möbel waren aus Holz und sind beim Vulkanausbruch größtenteils zerstört worden“, berichtet Hoffmann und zeigt auf eine Vitrine mit Schmuckstücken aus Gold, die in den Trümmern gefunden wurden. Auch kleine bronzene Füße, die an den Möbeln befestigt waren, sind noch erhalten - ebenso wie die 1,58 Meter große Statue des Apollon aus Bronze, ein Höhepunkt der Schau. Zwei bis drei Meter hohe Wandmalereien, die künstlerisch zu den qualitätsvollsten der Vesuvstadt zählen, zeigen Porträts von Dichtern und Philosophen, Villenanlagen und mythologische Szenen wie die erotische Begegnung von Mars und Venus.

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