Ruhrtriennale mit Festivaldorf und „Liebe“ von Zola

Bochum (dpa) - Mit einem experimentellen Festivaldorf, einer riesigen neuen Spielstätte und der ersten Trilogie startet der neue Intendant der Ruhrtriennale, Johan Simons, 2015 in seine Amtszeit. Die Auftakt-Inszenierung „Accattone“ nach einem Film von Pier Paolo Pasolini lockt die Zuschauer Mitte August in die Kohlenmischhalle der Zeche Lohberg nach Dinslaken, die erstmals bespielt wird.

Ruhrtriennale mit Festivaldorf und „Liebe“ von Zola
Foto: dpa

An der Bochumer Jahrhunderthalle soll mit dem Festivaldorf „The Good, the Bad and the Ugly“ ein „aufregend-chaotischer“ Ort für Künstler und Besucher entstehen, wie die Veranstalter am Montag ankündigten.

„Das Ruhrgebiet ist immer noch auf der Suche nach einer neuen Identität“, sagte Simons. „Die Arbeitslosigkeit ist hier natürlich ziemlich hoch - auch die Armut, das gehört dazu.“ Sein Motto „Seid umschlungen“ stehe nicht nur für eine Umarmung, sondern auch für Umklammern. „Die Ruhrtriennale darf nicht nur freundlich sein, die Ruhrtriennale darf auch beklemmend sein.“

Einen Bogen über die dreijährige Intendanz spannt eine Trilogie aus Émile Zolas Romanzyklus „Die Rougon-Macquart“, den Auftakt macht das Stück „Liebe“.

Der Niederländer Simons ist Nachfolger des Komponisten Heiner Goebbels. Vom 14. August bis 26. September 2015 sollen in ehemaligen Zechen und Stahlwerken 40 Produktionen auf die Bühne gebracht werden. So werden etwa bei „Prometeo“ (Luigi Nono) in der Kraftzentrale im Duisburger Landschaftspark vier Orchester um das Publikum herum postiert.

Die Geschichte eines Taugenichts bei „Accattone“ (Regie: Simons) hinterfrage die Werte der kapitalistischen Welt, sagte Chef-Dramaturg Jan Vandenhouwe. Ihr mit Kohle bedeckter Boden mache die rund 200 Meter lange Mischhalle zu einer Art schwarzen Wüste. „Wir werden verschiedene Höllenfahrten erzählen in unserem Programm“, kündigte Vandenhouwe an. Beim Musiktheater „Orfeo“ nach Claudio Monteverdi beispielsweise begäben sich die Zuschauer in kleinen Gruppen auf eine Reise durch die Unterwelt in acht Zimmern.

Unter Simons Regie wird in der Jahrhunderthalle „Das Rheingold“ von Richard Wagner erklingen - mit neuen musikalischen Ansätzen etwa durch den finnischen Techno-Pionier Mika Vainio. Eine lange Nacht der elektronischen Musik gibt es mit „Ritournelle“ gleich zum Start des Festivals.

In der Sparte Schauspiel wird unter anderem „Die Franzosen“ auf die Bühne der Maschinenhalle Zweckel in Gladbeck gebracht, wie Dramaturg Vasco Boenisch ankündigte. Rund fünf Stunden dauere die Adaption von „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Marcel Proust, bei der es auch Videos und Tanz geben wird.

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