„Das Supertalent“: Sänger Jean-Michel Aweh gewinnt

Köln (dpa) - Früher hat er sich auf der Straße herumgetrieben. Jetzt singt er im Kerzenmeer „Raus aus dem Nebel“ und im Fernsehstudio regnet es dazu goldenes Konfetti. Der 20 Jahre alte Jean-Michel Aweh aus Kassel hat mit einer zuckersüßen Eigenkomposition das „Supertalent“-Finale gewonnen.

Dieter Bohlen freut's, vom neuen Juror Thomas Gottschalk gibt es Applaus, von Michelle Hunziker ein Küsschen auf die Wange.

Was RTL nur bedingt gewinnt, ist das Köln-Kölner Show-Quotenduell. Zeitgleich zur Verkündigung des neuen „Supertalents“ im Showkomplex in Köln-Ossendorf läuft 12,5 Kilometer entfernt auf der anderen Rheinseite „Schlag den Raab“. Dort knackt Landwirt Bernd Stadelmann (27) aus Eisenharz im Allgäu den Rekord-Jackpot und gewinnt 3,5 Millionen Euro.

Bei den jüngeren Zuschauern setzt sich Stefan Raab gegen die „Supertalent“-Suche durch: 2,20 Millionen der 14- bis 49-Jährigen sehen Stefan Raab (22 Prozent Marktanteil), 2,14 Millionen der Werberelevanten sehen „Das Supertalent“ (19,3 Prozent Marktanteil). Insgesamt schalten 4,35 Millionen Zuschauer am Samstag „Das Supertalent“ ein und 3,25 Millionen Menschen verfolgen „Schlag den Raab“.

Im Fernduell holt Jörg Pilawa mit der ZDF-Spendenshow „Ein Herz für Kinder“ 3,54 Millionen Zuschauer (11,9 Prozent Marktanteil) vor den Bildschirm. Der Spendenstand von mehr als 14 Millionen Euro war am Ende die erfreulichere Zahl. Vergangenes Jahr noch hatte Thomas Gottschalk die Show moderiert. Mit dem Moderatorenwechsel gingen 900 000 Zuschauer verloren.

Das „Supertalent“-Finale am Samstag erschien derweil wie eine Reise durch Absurdistan. Ein singender Vogel, ein Zauberer, der aussieht wie Schock-Rocker Marilyn Manson, und ein kleiner Mann mit einer Seifenblasenshow. Vergeblich versucht der kleinwüchsige Hammou Bensalah (47) aus Heidenheim 71 Kinder in eine Riesenblase zu hüllen.

Bensalah überzieht mächtig. Andere Kandidaten verschwinden dafür schneller von der Bühne als Seifenblasen platzen können. Das finden die Zuschauer in Köln ungerecht. Es kommt Unruhe auf. Hinzu kommen die ständigen Wiederholungen, bis es irgendwann ein Uhr nachts ist und auch die ProSieben-Konkurrenz-Veranstaltung mit Raab vorbei ist. „Ich will nur noch Fastfood, mehr nicht“, sagt eine Zuschauerin im RTL-Studio.

Auf der Showbühne brennt RTL sämtliche Feuerwerk-Vorräte ab, die aufzutreiben waren. Es zischt und blinkt bei der stimmgewaltigen Sängerin Juliette Schoppmann (32). Nur bei Jacko, dem sprechenden Papagei aus Bochum, kommt die Pyrotechnik nicht zum Einsatz. Dafür kann das Federvieh das Lied „Hänschen Klein“ auf die Melodie von „Jingle Bells“ singen. Jurorin Michelle Hunziker findet: „Er ist ein Spaßvogel und eine Rampensau.“ Und Gottschalk hätte sich die Schlagzeile „Das neue Supertalent ist ein Vogel“ gewünscht.

Der Sieger Aweh bekommt von RTL ein dickes Weihnachtsgeschenk: einen Plattenvertrag und 100 000 Euro. „Du bist ein richtiger Individualist“, sagt Jurorin Michelle Hunziker. Und Jury-Chef Dieter Bohlen befindet: „Du hast viel riskiert und viel gewonnen.“ Bohlen hatte im Vorfeld kräftig die Werbetrommel für die selbst geschriebene Lied von Aweh gerührt: „So etwas hatten wir noch nie.“

Über 44 000 Talente hatten sich dieses Jahr beworben - so viel wie niemals zuvor. Im vergangenen Jahr kürten die Zuschauer den Panflötenspieler Leo Rojas zum „Supertalent“. Sein Album wurde mit Gold ausgezeichnet und war 17 Wochen in den Charts.

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