Ende einer Fernseh-Ära: Die letzte „Marienhof“-Folge

4053 Folgen, mehr als ein Dutzend Geburten, fast 50 Todesfälle - und mindestens 25 Hochzeiten: Im „Marienhof“ ist tatsächlich viel passiert. Am Mittwoch läuft die letzte Folge. Es ist das Ende der ersten „Daily Soap“ im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

Grünwald. Es war ein Abschied auf Raten. Im Dezember vergangenen Jahres verkündete die ARD das Aus für die Vorabendserie „Marienhof“, im Februar wurde zum letzten Mal in Grünwald bei München gedreht, an diesem Mittwoch (15. Juni) ist nun alles vorbei. Dann flimmert mit Folge 4053 die letzte Episode der einstigen Erfolgsserie über den Bildschirm. Für die Fans heißt es nun endgültig Abschied nehmen von Inge, Töppers und Co. „Es wird viel passieren“, hieß es mehr als 19 Jahre lang im Vorspann - doch damit ist nun Schluss.

Zum großen Finale kehren viele frühere Charaktere in ihre alte Heimat zurück. Die eigentlich ausgewanderte Sandra (Nicole Belstler-Boettcher) gibt sich ein letztes Mal die Ehre, ebenso Andrea Süßkind (Leonore Capell) oder auch Jenny Busch (Sabine Bohlmann). Sie war auch dabei, als der „Marienhof“ seine Glanzzeiten erlebte - Ende der 1990er Jahre. Die Folge mit dem Tod ihres Seriengatten Marco Busch (Lutz Winde) verfolgten im Februar 1997 rund vier Millionen Zuschauer - das war ein Marktanteil von 18,7 Prozent.

Zahlen wie diese waren für die Serie zuletzt in unerreichbare Ferne gerückt. In knapp zehn Jahren hatten sich die Quoten so gut wie halbiert. Ein groß angekündigter Relaunch unter dem neuen Produzenten Simon Müller-Elmau im Jahr 2009, der die Sendung jünger und nach massiver Fankritik vor allem glaubhafter machen sollte, brachte nicht den gewünschten Erfolg. Das erklärte Ziel, dauerhaft auf einen Marktanteil von über zehn Prozent zu kommen - verfehlt.

Als schwerwiegender Einschnitt in der „Marienhof“-Geschichte gilt der Schleichwerbungs-Skandal aus dem Jahr 2005. Als bekanntwurde, dass unterschiedliche Firmen ihre Produkte in der Serie platziert und die Produktionsfirma dafür bezahlt hatten, musste Bavaria-Geschäftsführer Thilo Kleine seinen Hut nehmen. Richtig erholt hat sich der „Marienhof“ von diesem Eklat nie.

Dabei hatte alles so schön angefangen. Am 1. Oktober 1992 wurde die erste „Marienhof“-Folge ausgestrahlt. Zu einer kleinen Sensation wurde die Serie dann Anfang 1995, als sie von montags bis freitags zu sehen war und damit zur ersten „Daily Soap“ im öffentlich-rechtlichen Fernsehen wurde. In 4053 Folgen haben die Macher der Vorabendserie mehr als ein Dutzend Geburten gezählt, fast 50 Todesfälle - davon mindestens 6 Morde - und mindestens 25 Hochzeiten.

Der „Marienhof“-Start fiel in die Hochzeit der deutschen Seifenopern - als „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“-Darsteller Andreas Elsholz in der „Bravo“ zum Teenie-Idol avancierte und die Geschwister Jan und Julia in der Adels-Soap „Verbotene Liebe“ zum Traumpaar des deutschen Fernsehens wurden.

An diese Zeiten will die ARD nun anknüpfen. Der Nutznießer des „Marienhof“-Endes heißt nämlich „Verbotene Liebe“. Die Sendung gibt es in Zukunft auf 45 statt 25 Minuten ausgedehnt. „Die neuen XL-Folgen erzählen die Fortsetzung einer großen Liebesgeschichte, die der Daily vor 16 Jahren ihren Namen gab“, heißt es in der Ankündigung der ARD. Will heißen: Jan und Julia kehren auf den Bildschirm zurück - wenn auch von anderen Schauspielern dargestellt. Diese Chance des „Back to the Roots“ hat der Marienhof nicht mehr bekommen.

„Es ist wirklich traurig“, sagt Schauspielerin Viktoria Brams alias Inge Busch, die von Tag eins an dabei war, im Abschiedsvideo für die Serienfans. „Aber es war die tollste Zeit meines Schauspielerlebens.“ Dafür gibt es zumindest für Serienfigur Inge zum „Marienhof“-Ende eine Belohnung: einen Millionengewinn.

Und für die Schauspieler Sandra Koltai (Toni) und Hendrik Borgmann (Nic) gibt es auch in der Realität etwas zu feiern. Nach der Knutscherei als Serienpaar vor der Kamera sind sie nun auch im wahren Leben vereint. Dazu passt dann auch das Lied, das für die letzte Folge auf der Playlist steht: Mikas „Happy Ending“.

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