Familienporträt in Öl: „Dallas“ kommt zurück

Dallas (dpa) - Es wurde viel getrunken, viel geritten und viel gegrillt, am meisten aber wurde falsch gespielt. „Dallas“ ist ein Stück Fernsehgeschichte. Sex, Gewalt, ganz üble Schimpfwörter?

Gab es alles nicht bei „Dallas“, sondern einfach nur das leichte, schwere und vor allem intrigante Leben einer Familie von Ölbaronen in Texas. Jetzt kommt „Dallas“ wieder - fast so schön und so schlecht wie in den Achtzigern. Am Dienstag (29. Januar) um 22.15 Uhr läuft die erste neue Staffel bei RTL an - fast zur selben Zeit wie in den Achtzigern.

Einige Gesichter von damals sind wieder dabei, nur älter. Einige Geschichten von damals sind wieder dabei, nur jünger. Selbst das eigentliche Gesicht von „Dallas“ ist wieder da - wenn auch nicht lange. Larry Hagman spielt den intriganten Bösewicht J.R. wie vor 30 Jahren, mit fiesem Lachen und enormen Gespür dafür, seinen netten Bruder Bobby auszunutzen. Bobby wird wieder von Patrick Duffy gespielt und bekommt gleich zu Beginn die Diagnose Krebs. Tragisch: Auch im wahren Leben gab es diese schreckliche Diagnose. Hier war es aber Larry Hagman, der erkrankte und der im November starb. In der zweiten Staffel wird J.R. ein Serienbegräbnis bekommen.

Das erinnert an Jim Davis, der in der ersten Serie Familienvater Jock Ewing spielte. Davis starb und so auch Jock. Künftig wachte nur noch das Porträt des Patriarchen über die Familie. Das Bild hing dann zu Hause bei Hagman, der „Dallas“ liebte. „Ich werde J.R. sein, bis ich sterbe“, sagte er vor einem Jahr. Er wird es immer sein. Sein Bild wird in der zweiten Staffel in der Southfork Ranch hängen.

In den ersten Folgen des neuen „Dallas“ ist Hagman ohne Frage ein ausgezeichneter Grund, dabeizubleiben. Mit 81 funkeln seine Augen immer noch so intrigant wie mit Mitte 40. Doch die eigentlichen Hauptdarsteller sind die Söhne. Bobbys Sohn Christopher ist der Nette, der in Grüne Energie investiert; John Ross Ewing III. ist der Böse, der selbst auf dem Familienland nach Öl bohren will.

Beide Schauspieler kennt man aus „Desperate Housewives“. Jesse Metcalfe (Christopher) war der von Gabrielle verführte junge Gärtner, Josh Henderson (J.R. III) der arrogante Neffe von Edie Britt. Henderson ist sogar in Dallas geboren „Es war die Lieblingsserie meiner Großmutter“ sagt er. Klingt so ein Kompliment?

Das alte „Dallas“ - in Deutschland erstmals im Juni 181 zu sehen - war die erfolgreichste Serie der 80er Jahre und hat 14 Staffeln lang Hunderte Millionen Menschen fasziniert. Legendär waren die „Cliffhanger“ zum Ende der Staffeln. Als 1980 im US-Fernsehen J.R., niedergeschossen wurde, rätselten alle neun Monate: „Who shot J.R.?“. Die Auflösung sahen dann 76 Prozent der Fernsehzuschauer - Rekord! In der Türkei wurde sogar eine Parlamentssitzung unterbrochen, um den Abgeordneten die wichtige Nachricht mitzuteilen.

Aber was wurde dem Zuschauer nicht alles zugemutet: Frauen wachen mit perfektem Haar auf. Mutter Ewing wird plötzlich von einer anderen Schauspielerin und dann wieder von der alten gespielt. Und zum Ende einer gesamten Staffel wird alles in 31 Folgen geschehene inklusive dem Tod Bobbys weggewischt mit diesem Satz von Pam: „Ich hatte einen furchtbaren Traum.“ Bobby antwortet: „Alles ist nie passiert.“

„Es ist so faszinierend schlecht, dass ich keine Folge versäume“, hatte Ingmar Bergman gesagt. „Die Handlung ist abstrus und unlogisch, die Kameraführung grauenhaft, die Regie entsetzlich, und unglaublich viele schlechte Schauspieler spielen unglaublich schlecht. Aber es ist irre faszinierend.“ Im Gegensatz zum schwedischen Regisseur gab es selten beides, eigentlich nur entweder Kritiker oder Fans.

Neuauflagen sind derzeit in den USA in Mode. Bei „Hawaii 5-0“ (in Deutschland auf Sat.1) klappte es auf dem US-Markt - bei „Drei Engel für Charlie“ (hierzulande auf sixx) nicht. Bei „Dallas“ wurde schon nach der vierten Folge eine zweite Staffel bestellt, weil es mit im Schnitt 6,9 Millionen Zuschauern der beste Serienstart der Saison war. Die „Washington Post“ schrieb, das neue „Dallas“ sehe zunächst furchtbar aus, „wie eine endlose Zwischenlandung in DFW“ - dem wenig charmanten Flughafen von Dallas. „Aber doch: Das neue "Dallas" hat Suchtpotenzial.“

„Wir sind so verrückt und lebensuntüchtig wie immer“, sagt Linda Gray, die wieder Sue Ellen spielt. Aber der Erfolg der Neuauflage war nicht sicher. „Nach so langer Zeit weiß man ja nie, wie sich das Publikum verändert hat“, sagte Hagman der deutschen „TV Movie“. „Wir mussten erst mal die alte Zielgruppe zurückholen: die 45- bis 1800-Jährigen. Meine Altersklasse. Der Rest war Glück - und wir hatten es.“

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