Al Jarreau: „Ich denke sogar in Songs“

Es swingt perfekt, sagt Al Jarreau über seine Zusammenarbeit mit dem Metropole Orkest.

Düsseldorf. Problemlos schafft Musikstar Al Jarreau den Spagat zwischen Jazz, Blues und Pop. Am Freitag erschien das neue Live-Album des US-Amerikaners, auf dem er so manchen alten Hit neu interpretiert.

Herr Jarreau, Sie sind 72 und denken nicht daran, kürzer zu treten. Wie halten Sie sich fit?

Al Jarreau: Das, was ich bin, und das, was ich mache, sind für mich Geschenke Gottes. Da brauche ich keine Fitness- oder Motivationshilfe. Auf der Bühne zu stehen und Musik zu machen, gibt mir Kraft. Ich könnte gar nicht anders leben. Ich denke sogar in Songs.

Sie haben Psychologie studiert. Hilft Ihnen das im Leben?

Jarreau: Vielleicht bin ich deshalb ein bisschen geduldiger als andere. Als Sozialarbeiter habe ich Menschen betreut, denen es wirklich schlecht ging. Die mussten geduldig sein, weil ihre körperlichen oder psychischen Gebrechen es ihnen nicht erlaubten, so zu agieren, wie wir es können.

Sie haben Ihr neues Album mit einem 53-köpfigen Orchester, dem Metropole Orkest, live aufgenommen. Wie war die Zusammenarbeit?

Jarreau: Es ist großartig, mit acht Geigen und sechs Cellos zu musizieren. Das kannte ich so noch nicht, aber es swingt perfekt. Es erinnert mich an berühmte Kollegen wie Duke Ellington oder Count Basie. Ich bin in meiner Entwicklung als Musiker einen Schritt weiter gegangen.

Wie hat sich die Musik verändert?

Jarreau: Wir haben vieles neu arrangiert, und so manchen Song habe ich selbst wieder ganz neu entdeckt. Das war eine tolle Erfahrung, mit so vielen Menschen an der eigenen Musik zu arbeiten.

Welche Rolle spielt der Glaube in Ihrem Leben?

Jarreau: Er ist das Fundament, darauf habe ich alles aufgebaut. Wir Menschen sind mehr als nur Fleisch und Knochen. Und es gibt Wichtigeres als die goldenen Platten, die man als Musiker im Laufe einer Karriere erhält. Es geht um die Botschaft, die man den Menschen weitergibt. Dabei müssen Kirche und Glaube nicht nur ernst daherkommen. Man kann beim Gottesdienst auch eine große Party feiern und seinen Spaß haben.

Sie haben mit vier Jahren Ihr erstes Solo in der Kirche gesungen. Wie wichtig war das für Sie?

Jarreau: Die Lieder von damals könnte ich heute noch ohne Probleme singen, ich habe nichts vergessen. Damals hat meine Karriere begonnen. Wir hatten nicht viel zu Hause, aber wir hatten die Musik. Meine Mutter hat mir viel beigebracht, und meine Brüder waren offen, wenn ich mal improvisieren wollte. Was ich damals erfahren habe, lernt man nicht am Computer oder in der Schule. Das, was mich heute als Sänger ausmacht, steckte schon immer in mir, man musste es nur erkennen und fördern.

Sie gehen bald in Deutschland auf Tour. Haben Sie eine besondere Beziehung zu den Deutschen?

Jarreau: Deutschland ist ein Land, das mich vor allem zu Beginn meiner Karriere sehr unterstützt hat. Heute kommen schon die Enkel von den damaligen Fans zu meinen Konzerten. Ich genieße es sehr, hier aufzutreten. Ich spreche sogar ein paar Worte Deutsch. Allerdings nicht sehr viele, das will ich unbedingt noch ändern.

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