Andrea Sawatzki: „Man muss nicht immer perfekt sein“

Schauspielerin Andrea Sawatzki (49) startet als Multitalent durch, legt aber zugleich Wert auf ihre Auszeiten.

Berlin. Acht Jahre lang verkörperte sie im Frankfurter „Tatort“ die sensible Kommissarin Charlotte Sänger — dann hängte Andrea Sawatzki die Rolle an den Nagel. Nicht um kürzer zu treten, sondern um so richtig Gas zu geben: Selten war die aus Bayern stammende Schauspielerin so präsent wie derzeit. Die 49-Jährige veröffentlicht im Frühjahr einen Roman, und außerdem steht sie unverdrossen vor der Kamera. Heute ist sie in der Komödie „Meine Tochter, ihr Freund und ich“ zu sehen (ZDF, 20.15 Uhr).

Frau Sawatzki, Sie spielen die Hauptrolle in einer neuen Emanzipationskomödie. Sehen Sie sich gerne als Mutmacherin fürs weibliche Publikum in den besten Jahren?

Andrea Sawatzki: Ja, total! Als Frau in meinem Alter hat man zwar viel erreicht, aber man muss auch damit zurechtkommen, dass man nicht mehr 30 ist. Wie man sich da seine Lebenslust bewahrt und entdecken kann, was das Leben sonst noch bietet, das ist sehr mein Thema.

Was raten Sie Frauen in der Lebensmitte, die das bedrückende Gefühl haben, in einer Sackgasse festzustecken?

Sawatzki: Nicht immer perfekt sein zu wollen. Sich auch mal eine Auszeit nehmen und sagen: Ihr könnt euch euer Mittagessen selber kochen, ich gehe ins Kino oder treffe mich mit Freundinnen. Ich denke, dass Frauen zu oft versuchen, es allen recht zu machen.

Sie selbst werden kommendes Jahr 50, haben aber nach eigener Aussage wenig Angst vor dem Älterwerden . . .

Sawatzki: Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, den Draht zur jüngeren Generation zu halten. Wir haben sehr viele junge Gäste bei uns daheim, wir haben quasi ein offenes Haus, da ist immer was los. Ich liebe es, wenn meine beiden Söhne ihre Freunde mitbringen, wir sitzen dann abends oft am großen Tisch, die älteren diskutieren mit den jüngeren Kindern, und ich erfahre, wie sie die Welt sehen. Und es ist sehr wichtig, dass man in einem gewissen Alter den Mut hat, andere Dinge in Angriff zu nehmen — so wie ich das jetzt mit meinem Gesangsabend tue.

Sie sind jüngst mit einem Liedprogramm aufgetreten, ein Soloabend mit Chansons . . .

Sawatzki: Ich werde mit dem Programm auf jeden Fall weitermachen, denn es war wahnsinnig schön, und auch meine Kinder haben es sehr genossen. Sie waren zweimal drin und haben sich die ganzen Lieder gemerkt, sprachen mit mir über die Inhalte der Songs. Natürlich mussten die Jungs in dieser Zeit ein bisschen zurücktreten, weil ich oft tagsüber gedreht habe und abends Proben hatte — da haben sie mich wenig gesehen. Aber das haben sie gut weggesteckt. Sie haben gesagt: „Mama, du hast das Recht, das zu tun, was dir Spaß macht.“ Süß . . .

Sie haben auch noch einen Roman geschrieben, der im Frühjahr erscheint. Wie bekommen Sie alles unter einen Hut?

Sawatzki: Ja, es ist immer viel los bei mir. Was den Roman angeht: Den habe ich im Juli 2011 angefangen, dann musste ich gleich wieder drehen. Aber zum Glück kann ich gut in den Drehpausen schreiben — ich schreibe ständig. Mir fällt immer so viel ein, dass ich jetzt schon reichlich Stoff für weitere Bücher habe.

Soll Ihr Debütroman denn verfilmt werden? Oder planen Sie vielleicht, künftig auch noch Drehbücher zu schreiben?

Sawatzki: Drehbücher zu schreiben ist leider wahnsinnig schwer, aber ich würde es gerne können, weil es so wenig Spannendes gibt. Es ist immer wie ein Sechser im Lotto, wenn man mal eine Rolle in einem guten Drehbuch angeboten bekommt. Erst einmal werde ich mich im Schreiben von Romanen schulen, ob die dann verfilmt werden, wird man sehen.

Stimmt es, dass Sie zum Frankfurter „Tatort“ zurückkehren werden, nachdem Nina Kunzendorf ihre Rolle als Kommissarin abgibt?

Sawatzki: Ich weiß nicht, wer das Gerücht in die Welt gesetzt hat, aber es gibt keine Verhandlungen. Acht Jahre als Kommissarin Charlotte Sänger sind genug .

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